Nikka 15 yrs aus Sample
Je kleiner die Flasche, desto spezieller der Whisky? Manchmal ist das so. In diesem Fall gab es zu einem besonderen Anlass (wir hatten uns zur Verkostung der Messeabfüllung der 1. Kronberger Genussmesse getroffen) noch einen besonderen Tropfen dazu. Er kam im Glas auf den Tisch, ohne das wir Flasche oder Etikett gesehen hatten oder irgendetwas über den Whisky wussten. Nett, so ein unverhofftes Blind Tasting.
Nun ja, ganz blind waren wir nicht. Die Farbe konnten wir schon vorab beurteilen, und die hatte es in sich. Ich glaube, das war der dunkelste Whisky, den ich bisher im Glas hatte. Es handelte sich um einen Japaner, und zwar einen 15 Jahre alten Nikka aus einem Einzelfass (Single Barrel #106041) mit 59%.
Colour: D1 (Pariser Rot), D2 (Gebranntes Siena)
Nose: Ist das ein Kräuterlikör? Der erste Eindruck geht in diese Richtung, und auch Anklänge an Maggikraut und BBQ-Sauce scheinen das zu bestätigen. Wenn man eigentlich Whiskyaromen erwartet hat, dann erscheint dieser erste Eindruck fast modrig. Nach einem Augenblick der Überraschung und Irritation setzt sich dann aber ganz massiver und leckerer Sherrygeruch durch. Ein Paukenschlag zum Auftakt.
Taste: Der Sherry kommt auch auf der Zunge sehr intensiv durch. Die Kräuter und Gewürze aus der Nase machen auf der Zunge aber eher ledrigen Noten und pfeffriger Schärfe Platz. Der Whisky legt sich intensiv auf die Zunge und will da auch nicht wieder weg.
Finish: Der Abgang ist schließlich ziemlich lang (warm, wieder mit Sherrynoten), aber er geht nicht sehr tief. Trotz des ja nicht eben geringen Alkoholgehaltes fehlt die typische Wärme, mit der ein starker Whisky oft in Richtung Magen fließt. Stattdessen verbleiben Wärme und Geschmack weiter oben im Hals.
Wertung:
Die vier Sterne hat sich der Nikka redlich verdient. Für Auge, Nase, Zunge und Gaumen bietet er wirklich viel, und die erste Überraschung in der Nase verzeiht man ihm sehr gerne. Wirklich schade, dass das nur ein Sample war.
Bleibt nur noch, eine Informationsquelle zu ergänzen, denn dem Etikett auf der Flasche konnte ich nun wirklich nicht viel Sachdienliches entnehmen. Das ging dem Spender (Michael) ebenso, deshalb hatte er einen japanischen Kollegen um eine Übersetzung gebeten, die auf dem folgenden Bild zu sehen ist. Die letzte Zeile auf diesem Zettel hat uns übrigens ein bischen Kopfzerbrechen bereitet (Der Alkohol ist über 20 Jahre alt? Der Whisky sollte doch "nur" 15 Jahre alt sein ...), bis ich auf die Idee kam, mal nach dem "legal age" für Alkoholkonsum in Japan zu googeln: Genau! Das liegt bei 20 Jahren.
Zur Destillerie gehts hier: Nikka