Ledaig Sherry Finish
Bei einem der letzten Tastings gab es einen Ledaig zu verkosten. Ein kleiner Rest war in der Flasche geblieben, und weil Michael ein netter Mensch ist und außerdem meine Vorlieben kennt, durfte ich die Flasche und den in ihr befindlichen Rest mitnehmen. Jetzt hatte ich ihn also nochmal im Glas und wollte wissen, wie er sich in der Ruhe eines sommerlichen Balkonabends gibt. Ich widerstehe der Versuchung, meine diesmaligen Notes denjenigen aus dem Tasting anzupassen, schon allein deswegen, weil es interessant ist, wie unterschiedlich man Whiskies empfindet.
Bei dem Whisky handelt es sich um eine Destillerieabfüllung mit 42%, aber ohne Altersangabe. Ich weiß nicht, von wann die Flasche ist, außer dass das Design nicht das aktuelle ist. Auch der Eintrag in der Whiskybase hilft nicht weiter. Die Flasche bleibt also ein bischen geheimnisvoll. Das muss ja gar nicht schlecht sein ...
Colour: M7 (Safran)
Nose: Der erste Eindruck in der Nase ist der von (nicht brennendem) Pfeifentabak. Leichte Torfnoten, ebenso leichte Sherrynoten, etwas salzig und ein kleines bischen Holz. Insgesamt kein typischer Ledaig, wie man ihn heute bekommt, viel zurückhaltender, und der Torf hat auch nicht diese typisch ölige Note.
Taste: Auf der Zunge wirkt der Ledaig dann erstmal weich und süß. Allerdings verschwinden diese Eindrücke schnell zugunsten deutlicher Holznoten und einer spürbaren Bitterkeit, vor allem beim Schlucken. Sherry und Torf sind nur noch leicht zu spüren. Er entwickelt noch eine leichte Schärfe, aber insgesamt kommt er mir heute langweilig vor. Was zugegebenermaßen auch an der "Konkurrenz" am heutigen Abend liegen kann.
Finish: Der Abgang ist kurz und unspektakulär und passt sich dem Gesamteindruck an.
Es ist ja nicht wirklich schwer, mir die Liebe zu den Whiskies von Mull nachzuweisen. Normalerweise finde ich immer einen Grund, einen Tobermory oder Ledaig zu loben. Das klappt diesmal jedoch überhaupt nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Flasche doch schon älter war und in eine andere "Stilepoche" der Destillerie fällt? Oder sie hat zu lange gestanden und ihre ursprüngliche Qualität verloren? Oder es sind einfach nicht alle Ledaigs Top-Whiskies.
Ein Gutes hat die Sache aber: ich weiß jetzt, dass mir ein Ledaig nicht nur deshalb schmeckt, weil es ein Ledaig ist.
Wertung:
Zur Destillerie gehts hier: Tobermory