Alle Artikel vom 4. Oktober 2015.

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Edradour 10 yrs Bourbon Cask Matured, Vintage 2003 5th Release

Whisky

Auch der zweite Edradour-Whisky, der uns beim Tasting serviert wurde, hat zehn Jahre im Fass verbracht, bevor er abgefüllt wurde. Im Gegensatz zur Standardexpression, die sich sicher aus einigen Fässern zusammensetzt, stammt der Edradour 10 yrs Bourbon Cask Matured, Vintage 2003 5th Release aus einem eng umrissenen Set an Fässern, nämlich Ex-Bourbon Casks. Der 5th release ist mit 57,9% abgefüllt, also Fassstärke, außerdem sind der Destillationsmonat (März 2003) und das Abfülldatum (12.08.2013) bekannt. Dass nicht das genaue Destillationsdatum genannt wird spricht dafür, dass es keine Einzelfassabfüllung ist, aber es dürfte sich um eine Gruppe gleichartiger Fässer handeln, vielleicht aus einer Lieferung.

Batch 5 ist zudem auf 1496 Decanters (das sind diese hübschen Flaschen, von denen sicher einige eine zweite Karriere als Blumenvasen machen dürften) limitiert. Nicht gerade viel. Wir haben getestet, ob er außer selten auch gut ist.

Colour: Bernstein

Nose: Der erste Zug in der Nase hat es in sich, der Geruch ist im ersten Moment scharf und voller Alkohol. Hier macht sich die Fassstärke bemerkbar. Istr der Alkohol erst mal verflogen, kommen viele Früchte in den Vordergrund. Am intensivsten erscheint das Aroma von gegrillter Ananas. Im Tasting wurde zudem diskutiert, ob es sich um frische oder Dosenananas handele. Die Dosenfraktion hat gewonnen, wobei ich mich allerdings enthalten habe. So gut ist meine Nase dann doch nicht. Was sie aber durchaus bemerkt hat, sind Apfelwein und ein süß-fruchtiges Gemisch aus Honig, Rosinen und Malaga. Die typischen Noten aus Ex-Bourbon-Casks hingegen sind wenig (Holz) bis gar nicht (Vanille) vertreten. Eigentlich verblüffend, aber auch immer wieder schön, welche Überraschungen Whisky bereithält.

Taste: Auf der Zunge ist der Whisky warm und weich. Zu weich für die Stärke. Das Holz aus der Nase ist immer noch da, der Ananasgeschmack verstärkt sich sogar im Vergleich zum Geruch. Ein bischen Salz und Gewürzhonig und ein leicht öliges Gefühl sind noch zu finden. Interessant ist der Geschmacksverlauf: dominieren zuerst die süßen Noten, so übernimmt gegen Ende ein deutlich bitterer Holzgeschmack das Kommando.

Finish: Der Abgang ist dann eher kurz und unspektakulär. Ganz eindeutig hat der Whisky sein Pulver schon zu Anfang verschossen, als der Alkohol sich in der Nase breitgemacht hat. Was danach kommt, ist sicher gut, aber wenn es längere Unterstützung durch den Alkohol hätte, dann könnte der Whisky noch deutlich mehr leisten.

mit Wasser: Hmm. Wenn der Alkohol nicht so schnell verpuffen würde? Das kann man doch mal testen. Vier Tropfen Wasser ins Glas ... und der Whisky zeigt ein völlig anderes Gesicht. Die Alkoholschärfe ist weg, und die süßen Noten treten viel deutlicher zu Tage, auch gegen die bitteren Holznoten. Weicher, runder, besser!

Wertung:

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Edradour 10 yrs straight from the cask - Burgundy Finish

Whisky

den Abschluss eines bemerkenswerten Edradour-Tastings bildete ein Whisky, der aus einem Schatzkästlein (aufwändige Holzkiste) kommt und sich auch als Schatz herausstellte. Wir bekamen einen Edradour 10 yrs straight from the cask - Burgundy Finish Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Einzelfassabfüllung. Destilliert am 19.12.1995, umgefüllt in ein Burgunderfass am 20.12.2005, abgefüllt mit 57,2% am 23.10.2006. Gereicht hats am Ende für 452 Flaschen.

Colour: Terracotta

Nose: In der Nase kommt zunächst mal viel Alkohol an, kein Wunder bei der Fassstärke. Der Alkohol nimmt aber eine Vielzahl von floralen Düften mit, Gedanken an einen Blumenladen drängen sich auf. Wenn man eine einzelne Blume hervorheben sollte, dann wäre es wohl die Rose. Außerdem findet man Dörrobst, insbesondere getrocknete Apfelscheiben.

Taste: Auf der Zunge ist der Alkohol dann wieder sehr prösent. Das sagten jedenfalls einige Tastingteilnehmer. Ich hatte eher den Eindruck einer pfeffrigen Schärfe. Es läuft wohl auf dasselbe hinaus: der Whisky explodiert geradezu auf der Zunge. Wenn sich der Explosionsrauch (nein, kein Torfrauch natürlich!) etwas verzogen hat, dann wird der Whisky süß. Allerdings

pfeffrig, (andere sagen, Alkohol ist sehr präsent), süß, allerdings keine Sherrysüße (das Finish fand ja auch nicht in einem Sherryfass statt), sondern eher mit den blumigen Noten, sie schon in der Nase auftraten.

Finish: Der Abgang ist schließlich sehr lang und warm und nimmt die Geruchs- und Geschmacksnoten mit in die Atemluft.

mit Wasser: Bei Fassstärke kann man immer mit Wasserzusätzen experimentieren, und wie häufig hat das auch hier einen positiven Effekt. Vier Tropfen Wasser nehmen dem Alkohol die Schärfe und lassen die anderen Noten noch deutlicher und auch runder hervortreten.

Wertung:

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Edradour 11 yrs Port Cask Matured

Whisky

Eine weitere Variante aus dem vielseitigen Edradour-Repertoire ist der Edradour 11 yrs Port Cask Matured. Wir hatten eine Flasche aus dem Hogsheads Batch No. 2, der aus 25 Fässern zusammengestellt und auf 2500 Flaschen limitiert ist. Der Whisky wurde im Juni/Juli 2003 destilliert und im Januar 2015 mit 46% abgefüllt.

Colour: Safran

Nose: Na, das ist mal ein Auftakt! Aus dem Glas steigt mir der typische Geruch nach Pattex in die Nase! Vielleicht kommt das von der starken Alkoholkomponente, verbunden mit irgendwelchen Aromen, die an Lösungsmittel erinnern. Das mag zwar interessant sein, aber so soll ein Whisky natürlich nicht riechen. Glücklicherweise verflüchtigt sich dieser Eindruck recht schnell und macht roten Früchten Platz. Im Tasting wurde lange diskutiert, um welche Frucht es sich handelt, und am häufigsten wurde Johannisbeere genannt, aber auch Heidelbeere und Kirsche kamen vor und haben - wie ich finde - durchaus ihre Berechtigung. Dazu kommen Weinaromen mit einem spürbaren Anteil Säure und Kirschwasser (als reines Destillat, nicht parfümiert). Das der Whisky auch nach sauren Gurken riechen soll, dürfte wohl eher am gerade zuvor genossenen Pausensnack (Frikadellen mit - eben - Gurkenscheiben) liegen und erinnert daran, dass man beim Tasting vorsichtig mit "Fremdaromen" umgehen soll. Nicht umsonst empfiehlt Jim Murray, Autor der "Whisky Bible", bei Tastings auf Speisen, Parfüm und - natürlich - Tabak gänzlich zu verzichten.

Taste: Auf der Zunge ist wiederum der Alkohol sehr präsent, diesmal aber glücklicherweise ohne klebrige Assoziationen. Trotz der Alkoholschärfe entwickelt sich eine deutliche Süße neben den immer noch vorhandenen Fruchtaromen. Auffällig ist, dass der Whisky im Mundraum einen sehr voluminösen Eindruck macht.

Finish: Der Abgang ist mittellang, angenehm warm, und mit der leichten Bitterkeit eines Portweins versetzt. Hier machen sich die 11 Jahre in einem Ex-Port-Fass bemerkbar.

Wertung:

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Edradour 8 yrs Barolo Cask Matured

Whisky

Whisky ist ein Getränk, das eine enorme geschmackliche Bandbreite bietet. Allein die Welt des Single Malt hält Entdeckungsmöglichkeiten bereit, die manchem ein Leben lang reichen. Wer sich darauf beschränkt, der bekommt andere Geschmackswelten (Bourbon, Sherry, Port, Madeira) bestenfalls als Finish mit, das dem Whisky weitere Nuancen verleiht. Immer mehr finden auch Fässer, in denen Wein gelagert wurde, Eingang in die Whiskyveredelung. Häufig sind das süße Weine wie Sauternes oder Amarone. Seltener findet man trockene Weine. Woran das liegt, weiß ich nicht. Vielleicht geben die trockenen Weine weniger Aromen da das Fassholz ab, behalten sie für sich? Immerhin finden sich unter den komplexesten und wertvollsten Weinen viele trockene Rotweine.

Einer der hervorragendsten Vertreter dieser Sparte ist der Barolo. Die Nebbiolo-Rebe, aus der er im Piemont gekeltert wird, hat einen ganz eigenen, erdigen Geschmack und die Weine haben eine unvergleichliche Komplexität. Und dieser Wein hat in den Fässern gelagert, die anschließend den Edradour 8 yrs Barolo Cask Matured beherbergt haben, den wir als weiteren Vertreter der kleinen Highland-Destillerie im Tasting versuchen konnten. Unsere Flasche war eine von 2275 Flaschen, die den Batch No. 4 (aus 32 Fässern) umfassen. Der Whisky ist mit 46% abgefüllt.

Colour: Kupfer

Nose: Im Gegensatz zu anderen Abfüllungen aus Edradour, wie wir im gleichen Tasting schon genossen hatten, ist beim "Barolo Cask" nur wenig Alkohol in der Nase zu spüren. Stattdessen findet man süße Noten von Toffee, Schokolade und Kakao. Und Honigwein (Met?). Auffälliger als die vorhandenen Noten sind aber die nicht vorhandenen. Keine Fruchtnoten. Nichts. Das hätte ich von einem Whisky, der in einem Weinfass gereift ist, nicht erwartet (auch wenn der Wein nicht gerade für seine Fruchtigkeit bekannt ist).

Taste: Im ersten Moment erscheint der Whisky süß, dann nehmen holzige, bittere Noten überhand. Auch der Alkohol tritt jetzt deutlicher in Erscheinung. Insgesamt wirkt der Whisky aber dünn. Ich weiß nicht recht, wie ich das besser ausdrücken soll, aber da kam einfach nichts.

Finish: Hier wird es endgültig bitter, und damit meine ich nicht die geschmacklichen Noten sondern die Tatsache, dass der Whisky jetzt endgültig auf der Verliererstraße ist, was das Ranking innerhalb des Edradour-Tastings angeht. Kurz. Dünn. Ende.

Sehr, sehr schade. Der "Barolo Cask" war nach den Vorabinformationen als mein klarer Favorit ins Rennen gegangen und lag nun abgeschlagen am Ende des Feldes, als die Enttäuschung des Tastings. Natürlich ist die Enttäuschung wegen der hohen Erwartungen an eine Vereinigung zweier Spitzengetränke doppelt herb, aber auch ohne die Vorschusslorbeeren für den Barolo hätte er nicht besser geschmeckt. Es wäre wohl nur nicht so deutlich geworden. Jedenfalls nehme ich aus diesem Fall die Erkenntnis mit, Vorverurteilungen (positive wie negative) zu meiden.

Wertung:

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Edradour Caledonia 12 yrs

Whisky

Als dritter Whisky im Familientreffen derer zu Edradour stand ein Edradour Caledonia 12 yrs mit modernen 46% zum Tasting an. Das ist ein für den breiteren Markt konzipierter Whisky, wie man schon am markanten Etikett mit dem blauen St. Andrews Cross sieht. Auch die Stärke mit 46% wird heute häufig angeboten und hat sich als sehr variable Variante herausgestellt, ist ein solcher Whisky doch in der Regel unverdünnt gut trinkbar, aber dennoch Experimenten mit ein paar Tropfen Wasser zugänglich.

Allerdings möchte ich damit auf keinen Fall sagen, dass de Caledonia ein Fall für den Massenmarkt ist. Dagegen spricht schon, dass er nicht etwa "nur" ein Sherry-Finish erhalten hat, sondern seine vollen 12 Jahre in einem Oloroso-Fass zugebracht hat. Dementsprechend intensiv sind die Sherrynoten und die Farbe.

Colour: Terracotta

Nose: Wie gesagt: Sherry steht im Vordergrund. Aber auch den typischen, leicht seifigen Edradour-Geruch findet man, und eine Zusammenstellung aus Rosinen, Rumtopf, Mandeln, Trockenfrüchten und Rum, die eher weihnachtliche Gefühle verursachen als die "Septemberlebkuchen" im Supermarkt.

Taste: Auch im Mund: Sherry ohne Ende, nur ganz leicht ergänzt durch ein paar bittere und würzige Noten. Der Geschmack hält sich lange im Mund. Kurz vor Schluss kommt dann noch ein vorsichtiger Anflug von Vanille, der in einem reinen Oloroso-Whisky zwar eigentlich nichts zu suchen hat, sich aber an diese Regel einfach nicht hält.

Finish: Der Abgang im Hals und in der Atemluft ist schließlich nur kurz und geradezu kühl, mit einem Hauch von Holz.

mit dunkler Schokolade: Bei so vielen süßen Geschmacksnoten bietet es sich immer an, den Whisky mal mit einem Stück dunkler Schokolade zu kombinieren. Das Ergebnis ist verblüffend: neben salzigen Nuancen (die vermutlich ohne Schokolade einfach von der Süße überdeckt wurden) kommt eine deutliche Pfefferschärfe ins Spiel, die bis in den Abgang reicht und auch einige der süßen Noten dorthin mitnimmt. Ich würde zwar nicht sagen, dass der Whisky mit dunkler Schokolade besser wird, aber er erweitert damit seine Bandbreite nochmal deutlich.

Den Caledonia kann ich mir sehr gut auf dem heimischen Regal vorstellen. Und den würde ich sicher nicht nur für Whisky-unerfahrene Gäste stehen lassen ...

Wertung:

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Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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