Edradour 10 yrs Bourbon Cask Matured, Vintage 2003 5th Release
Auch der zweite Edradour-Whisky, der uns beim Tasting serviert wurde, hat zehn Jahre im Fass verbracht, bevor er abgefüllt wurde. Im Gegensatz zur Standardexpression, die sich sicher aus einigen Fässern zusammensetzt, stammt der Edradour 10 yrs Bourbon Cask Matured, Vintage 2003 5th Release aus einem eng umrissenen Set an Fässern, nämlich Ex-Bourbon Casks. Der 5th release ist mit 57,9% abgefüllt, also Fassstärke, außerdem sind der Destillationsmonat (März 2003) und das Abfülldatum (12.08.2013) bekannt. Dass nicht das genaue Destillationsdatum genannt wird spricht dafür, dass es keine Einzelfassabfüllung ist, aber es dürfte sich um eine Gruppe gleichartiger Fässer handeln, vielleicht aus einer Lieferung.
Batch 5 ist zudem auf 1496 Decanters (das sind diese hübschen Flaschen, von denen sicher einige eine zweite Karriere als Blumenvasen machen dürften) limitiert. Nicht gerade viel. Wir haben getestet, ob er außer selten auch gut ist.
Colour: Bernstein
Nose: Der erste Zug in der Nase hat es in sich, der Geruch ist im ersten Moment scharf und voller Alkohol. Hier macht sich die Fassstärke bemerkbar. Istr der Alkohol erst mal verflogen, kommen viele Früchte in den Vordergrund. Am intensivsten erscheint das Aroma von gegrillter Ananas. Im Tasting wurde zudem diskutiert, ob es sich um frische oder Dosenananas handele. Die Dosenfraktion hat gewonnen, wobei ich mich allerdings enthalten habe. So gut ist meine Nase dann doch nicht. Was sie aber durchaus bemerkt hat, sind Apfelwein und ein süß-fruchtiges Gemisch aus Honig, Rosinen und Malaga. Die typischen Noten aus Ex-Bourbon-Casks hingegen sind wenig (Holz) bis gar nicht (Vanille) vertreten. Eigentlich verblüffend, aber auch immer wieder schön, welche Überraschungen Whisky bereithält.
Taste: Auf der Zunge ist der Whisky warm und weich. Zu weich für die Stärke. Das Holz aus der Nase ist immer noch da, der Ananasgeschmack verstärkt sich sogar im Vergleich zum Geruch. Ein bischen Salz und Gewürzhonig und ein leicht öliges Gefühl sind noch zu finden. Interessant ist der Geschmacksverlauf: dominieren zuerst die süßen Noten, so übernimmt gegen Ende ein deutlich bitterer Holzgeschmack das Kommando.
Finish: Der Abgang ist dann eher kurz und unspektakulär. Ganz eindeutig hat der Whisky sein Pulver schon zu Anfang verschossen, als der Alkohol sich in der Nase breitgemacht hat. Was danach kommt, ist sicher gut, aber wenn es längere Unterstützung durch den Alkohol hätte, dann könnte der Whisky noch deutlich mehr leisten.
mit Wasser: Hmm. Wenn der Alkohol nicht so schnell verpuffen würde? Das kann man doch mal testen. Vier Tropfen Wasser ins Glas ... und der Whisky zeigt ein völlig anderes Gesicht. Die Alkoholschärfe ist weg, und die süßen Noten treten viel deutlicher zu Tage, auch gegen die bitteren Holznoten. Weicher, runder, besser!
Wertung:
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