Alle Artikel vom 23. Mai 2015.

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Ardbeg Distillery

Ardbeg Distillery

Nach einem beeindruckenden Warehouse Tasting bei Lagavulin machten wir uns auf den nicht weiten Fußweg zum ebenso bekannten Nachbarn Ardbeg. Hinter sanften, grünen Hügeln tauchten vor uns schon bald die Pagodentürme der vor kurzem neu gestalteten Destillerie auf - und die nächsten Regenwolken, die sich auf den letzten Metern vor dem Visitors Center noch schnell auf uns ergossen. Im Old Kiln Cafe, das gemeinsam mit dem Shop in den alten Pagoden eingerichtet ist, waren noch ein paar Kunden, auch wir nutzten die Gelegenheit für ein paar Einkäufe, dann schlossen sich die Türen hinter den letzten Besuchern, und wir waren allein in der Destillerie. Wirklich allein? Natürlich nicht. Bei uns war Jackie Thomson, die Leiterin des Visitors Center bei Ardbeg und - wenn es so etwas gibt - das personifizierte Leben für den Whisky.

Jackie leitete unsere Evening Tour und nahm uns mit auf eine faszinierende Reise durch Zeit (Geschichte der Destillerie) und Raum (Mash Tun, Washbacks, Still Room und alles, was eine Destillerie so zu bieten hat), durch Luft (alle Düfte rund um den Whisky) und Wasser (Mash, New Make, Whisky). Und ein kleiner Ausflug in den Chemie-Hörsaal mit chemischen Formeln der Whiskybestandteile und Gaschromatogrammen verschiedener Expressions) war auch noch dabei. Gleich zu Beginn bekamen wir ein Prunkstück zu schmecken. Aus Laborarchivbeständen der Destillerie hatte Jackie eine Flasche für uns abgezweigt, in der sich ein Ardbeg 1976 befand, das bis 2002 im Sherry Butt #2396 gelegen hatte. 53,5%, warm, weich, von intensiver Farbe: ein Genuß! Ich behielt den größten Teil des Drams im Glas, um ihn später in eine Sampleflasche umzufüllen, und weil die Tour etwa zwei Stunden dauerte, konnte ich feststellen, dass sich mit der Zeit auch das Aroma in großer Intensität entwickelt.

Zum Abschluss der Tour hatten wir im Flaschenmuseum (so würde ich den Raum jedenfalls bezeichnen, in dem Schätzchen aus allerlei Jahrzehnten leider nur das Auge erfreuten - und wie gerne hätten sich Nase und Gaumen an dieser Freude beteiligt) noch die Gelegenheit, das jüngste Kind der Familie zu kosten: den Ardbeg Perpetuum (49,2%, Bicentenary committee Release, Distillery Release), der zur Feier des 200-jährigen Bestehens seit Beginn des diesjährigen Islay Festivals exklusiv in der Destillerie verkauft wird. Tasting Notes in Stichworten:

Nose: Öl, Phenol, Holz
Taste: dunkle Schokolade, Seeluft, würzig, ölig
Finish: lang

Mehr dazu, wenn ich ich mir das nochmal in Ruhe auf der Zunge habe zergehen lassen.

Zur Destillerie gehts hier: Ardbeg

Arran 10 yrs

Arran

Einen Passagier der Flying Dutchman hatten wir von der vorherigen Tour sozusagen übernommen. Insgesamt 17 Tage war der Passagier an Bord, was ihm den Rang als Schiffsmaskottchen einbrachte. Eine weitere Übernahme war eine Flasche Whisky, der sich noch in der Schiffsbar fand, ein Arran 10 yrs mit 46%.

Die Isle of Arran liegt zwischen dem schottischen Festland und der Halbinsel Kintyre. Sie gehört nicht zu den inneren Hebriden, die außerhalb der Halbinsel beginnen. Auf Arran gibt es eine Destillerie, die zur Whiskyregion "Islands" zählt.

Der Arran 10 yrs ist die Standardexpression der Destillerie. Er ist sehr leicht in der Nase, wird dann scharf auf der Zunge und hat bis zum Finish sein Pulver verschossen, so dass dieses wieder sehr weich ist. Geschmacklich sind Noten von Vanille und Karamell zu bemerken.

Was bleibt, ist das Gefühl von Unausgewogenheit. Erst leicht, dann scharf, dann wieder weich. Da steckt keine Entwicklung drin, wie man sie von vielen anderen Whiskies kennt. Vielleicht bekomme ich irgendwann mal in einer Bar die Gelegenheit, den Whisky erneut zu testen. Oder ich versuche mal eine der älteren Expressions. Bis dahin landet er aber nicht auf meiner Einkaufsliste.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Arran

Glenmorangie The Duthac

Whisky

Der Geburtstag meiner Frau war der erste während unserer Schiffsreise, aber längst nicht der einzige. Nachdem wir etwas früher zu Bett gegangen waren, bekamen wir die ersten Gratulationen um Mitternacht nur akustisch mit - so ein Schiff ist hellhörig. Wir haben die Glückwünsche am nächsten Morgen beim wie immer reichhaltigen und leckeren Frühstück. Und am nächsten Abend durften wir den "Geburtstagswhisky" testen: ein Glenmorangie The Duthac mit 43%. Eine Altersangabe sucht man vergebens, wohl aber den Hinweis, dass der Whisky in Virgin Oak Cask und Pedro Ximinez Fässern gelagert wurde, vermutlich also in den Sherry Casks sein Finish erhalten hat.

Nose: sehr leicht, nur wenig Geruch. Was allerdings zu spüren ist sind Anflüge von Birne.

Taste: Weich, rund und ausgewogen, wie es sich für einen Speyside Whisky gehört. Wenn man ihn etwas länger auf der Zunge verweilen lässt, dann entwickelt er eine leichte Schärfe. Ungewöhnlich, normalerweise verziehen sich Alkohol und Schärfe mit der Zeit.

Finish: Dann wieder leicht und kurz.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Glenmorangie

Tasting: Bruichladdich Masterclass

Bruichladdich

Der Tag begann mit einer längeren Taxifahrt quer über die Whiskyinsel Islay. Wir wurden in Port Ellen abgeholt, wo die Flying Dutchman im Hafen lag. Vorbei am Flughafen der Insel, über die große Ebene bis Bowmore (kurze Pause am Geldautomaten zur Ergänzung der Bargeldreserven), dann die Küstenstraße an Loch Indaal entlang bis zur Destillerie Bruichladdich. Der Fahrer des Kleinbusses brachte uns bis ans Ende der Schlange, die sich vor Warehouse #12 schon gebildet hatte, und wir reihten und in die Menge der Wartenden ein, bis sich die Tore öffneten und der Einlass zu Jim McEwans letzter Masterclass begann.

Über die äußere Aufmachung der Show kann man sicher streiten. Mir hat die Cowboy-Party nicht so sonderlich zugesagt. Aber wenn Bruichladdich gerade versucht, den amerikanischen Markt aufzurollen ... warum sollte Marketing hier anders funktionieren als anderswo? Geschenkt. Was zählt, ist der Whisky. Der war ganz unbestreitbar vom Feinsten. Natürlich gab es unter den sechs Drams auch solche, die mir weniger zusagten als andere, aber in einem anderen Umfeld hätten auch die das Zeug zu einem exquisiten Tröpfchen. Jim McEwan hatte einen Rundgang durch das Fasslager gemacht und bot ausschließlich Einzelfassproben an. Und was für welche:

  • Bruichladdich (unpeated) 1984, 30 yrs, 51,2%, Bourbon, Fass 08/125#10 - Nose: süß, würzig; Taste: fruchtig, wird im Mund immer schärfer; Finish: würzig, aber nicht sehr intensiv
  • Bruichladdich (unpeated) 1992, 23 yrs, 52,6%, 18 yrs Bourbon Cask, dann LaFleur Pomerol, Fass 08/299#8 - Nose: Holz, Tabak; Taste: scharf, Tabak, luftig; Finish: leicht, kurz
  • Port Charlotte (peated) 2002, 13 yrs, 60,8%, Finish in Chateau Y'Quem, Fass 1197 - Nose: rauchig, aber kein frisches Holz, eher Kohle, sehr intensiv, Meer, Treibholz, Schiff; Taste: extrem intensiv, Rauch, Salz, Heide; Finish: lang
  • Port Charlotte (peated) 2004, 11 yrs, 61,3% Finish in Callejo, Fass 08/258#27 - ähnlich wie der Y'Quem, aber jünger, frischer, kräftiger, brutaler
  • Octomore (heavily peated) 2008, 7 yrs, 64,4%, Virgin Oak, Fass 1202 - (extrem rauchig, peated) Nose: Phenol, Dampf, Stall; Taste: Phenol, zuerst weich, dann Explosion auf der Zunge; Abgang: lang und heiß
  • Bruichladdich (unpeated) 1998, 17 yrs, 53,6%, Rum-Finish, Fass 06/040#16 - (beim Tasting nur zum Highland Toast verwendet) Nose: weicher Rum; Taste: süß; Finish: weich, kurz

Die Wertungen und Notizen sind in der Hektik einer Großveranstaltung entstanden und nur als "Pi-mal-Daumen"-Werte zu nehmen. Der Port Charlotte mit Y'Quem-Finish allerdings war wirklich großartig. Davon habe ich noch eine Sampleflasche voll, das heißt ich werde ihn demnächst irgendwann noch genießen (und ausführlich beschreiben) können. Leider wird es diesen Traum wohl nie wieder in dieser Form geben.

Eine schöne Beschreibung der Drams hat Bruichladdich selbst veröffentlicht.

Zur Destillerie gehts hier: Bruichladdich

Tasting: Lagavulin Warehouse Experience

Lagavulin Warehouse Experience

Die Lagavulin Destillerie liegt wenige Meilen östlich von Port Ellen an der Südküste von Islay und ist auf der Anfahrt per Schiff schon von weitem zu sehen. Dort gingen wir zum Besuch des Distillery Open Day an Land. Leider war das Wasser am destillerieeigenen Steg zu flach für die Flying Dutchman, so dass wir per Beiboot dorthin gebracht wurden. Aber auch so war uns eine gehörige Portion Aufmerksamkeit gewiss.

Wieder festen Boden unter den Füßen, machten wir uns auf den Weg zum Lagerhaus, denn wir gehörten zu den Glücklichen, die Tickets für die Warehouse Experience bekommen hatten. Zwei Lagavulin-Legenden, Iain McArthur (Warehouseman) und Douglas Murray (Liquid Development Manager), führten uns und etwa 70 andere Whiskyfans durch ein Tasting, das einen hochinteressanten (und hochprozentigen) Rundgang durch Fässer und Jahrgänge darstellte.

Den Anfang machte der New Make, also das frische Destillat, das noch keinen Moment im Fass verbracht hat. Sowas bekommt man wirklich nicht oft zu kosten! Weitere fünf Whiskies, die allesamt aus Einzelfässern stammten, deckten verschiedene Altersklassen zwischen 11 und 33(!) Jahren ab. Zum Schluss gab es dann noch die aktuelle Festival Edition (von der auch später eine Flasche in unserer Einkaufstüte landete).

Auf ausführliche Tasting Notes verzichte ich, wie immer, wenn es nicht genug Zeit gab, die Whiskies gebührend zu verkosten. Da wir aber ausreichend Sampleflaschen dabei hatten, lässt sich das alles bei Gelegenheit nachholen.

Ein paar Notizen habe ich aber zu jedem Whisky gemacht:

  • New Make, 69%, frisches Destillat - leichter Bananengeschmack
  • 11 yrs, 52,7%, komplett im Sherry Cask (Bodega, 2nd fill) gelagert - Banane
  • 13 yrs, 54,8%, komplett im Sherry-Cask gelagert - Banane, feineres Aroma, aber kräftigerer Abgang als der 11 yrs
  • 17 yrs, 57,2%, komplett im Sherry Cask (Bodega) gelagert - Banane, süßer als der 13 yrs
  • 22 yrs, 52,6%, komplett im Sherry-Cask gelagert - wieder Banane, noch weicher als der 17 yrs, leicht ölig. Wow!
  • 33 yrs, 55,4%, im Bourbon Refill Cask gelagert (diesmal also kein Sherryfass) - Banane, wenn auch leichter als bei den vorherigen
  • 24 yrs, 59,9%, Feis Ile 2015 Edition: triple matured (American Oak, ?, PX) - rauchig, Kirsche, KEINE Banane

Wie man sieht, waren unsere Zungen offensichtlich auf Bananengeschmack geeicht. Wir haben uns deshalb schon während des Tastings etwas irritiert angeschaut. Das Nachtasting aus den abgefüllten Samples wird hoffentlich zeigen, was es mit dieser Bananenflut auf sich hat. Schon jetzt ein Grund zur Vorfreude ...

Zur Destillerie gehts hier: Lagavulin

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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