Glen Ord 1997 (Signatory Cask Strength Collection)
Glen Ord kann man getrost als die große (produzierte 11 Mio Liter reinen Alkohol in 2014) Unbekannte unter den schottischen Destillerien bezeichnen. Neben dem bekannten Platzhirsch Glenfiddich (14 Mio) gibt es zwar noch zwei weitere Destillerien (Roseisle, 12,5 Mio und Ailsa Bay, 12 Mio), die größer sind, aber deren Kapazitäten gehen ganz überwiegend in die Blend-Produktion. Außerdem sind sie recht jung (beide aus dem 21. Jahrhundert), so dass sie für den Single Malt Markt eher keine Rolle spielen.
Glen Ord dagegen hat man immerhin vielleicht schon mal gehört. Mir ging das jedenfalls so, auch wenn ich noch nie eine Flasche gesehen oder gar einen dortigen Whisky probiert hatte. Nun ja, auch Glen Ord verarbeitet oder verkauft 85% seiner Produktion in Blended Whiskies. Unter dem wenigen jedoch, was als Single Malt in die Flasche findet, gibt es definitiv Beachtliches. Das liegt zum Teil an den unabhängigen Abfüllern, die Fässer kaufen, lagern und selbst abfüllen. Wenn der Abfüller groß genug ist, sich (bei den Destillerien) einen guten Namen zu machen, dann bekommt er auch nicht die schlechtesten Fässer, und was Signatory aus seinen Lagerbeständen macht, dass ist aller Ehren Wert.
Für und gab es einen Glen Ord 1997 - 17 yrs, dest. 30.04.1997, bott. 28.10.2014, 57,8%, Matured in a Hogshead aus Sigatory's Cask Strength Collection.
Nose: Der erste Eindruck ließ so gar nicht an Whisky denken: Fisch! Kein frischer Fisch allerdings, eher Stockfisch, wie man ihn von Madeira kennt, der ja auch durchaus ... nun, äh ... vielseitig im Geruch ist. Der Whisky besann sich dann glücklicherweise bald eines besseren und präsentierte uns intensives Heuaroma sowie ein paar Walnüsse.
Taste: Wow! Der war stark. Warm und würzig, mit viel Holz und pfeffriger Schärfe.
Finish: Und der Abgang hat nochmal einiges aus dem Mund mitgenommen. Man schmeckt den Whisky noch lange, und die beste Beschreibung ist "pikant". Die Schärfe ist etwas zurückgegangen, aber die geschmacklichen Reize der Gewürze kommen gut zur Geltung. Übrigens auch in der Atemluft.
Der Whisky gewinnt übrigens deutlich an Vielfalt durch Wasser. Und zwar durch viel Wasser. Nicht nur ein paar Tropfen fallen lassen, es lohnt sich, die Pipette mal richtig durchzudrücken. Wie beim Finish: die Schärfe nimmt ab, die Gewürze zeigen, was sie können.
Wertung:
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