Glen Els Black Morbow
Endlich mal ein schöner Sommerabend. Nach langer Zeit ergab sich endlich mal wieder eine Gelegenheit, auf dem Balkon zu sitzen und raus ins Grüne zu schauen. Was könnte dazu besser passen, als ein paar Whiskies, denen man sich mit viel Zeit und Ruhe widmen kann. Ich hatte da noch ein paar Drams, die es längst verdient hatte, dass man sich um sie kümmert.
Der erste Whisky an diesem Abend war ein Tropfen aus Deutschland, der Glen Els Black Morbow, der, soweit ich die Informationen aus dem großen weiten Netz richtig verstehe, in einem Malagafass gelagert und in einem PX-Fass gefinisht wurde. (Die andere Lesart wäre gewesen, dass er diese beiden Finishes bekommen hätte, aber das erscheint mir unwahrscheinlich.) Wie lange die Lagerung dauerte, darüber habe ich nichts gefunden. Die Abfüllung stammt aus dem November 2015. Abgefüllt wurde Fass #1677, und herausgekommen sind gerade mal 60 Flaschen mit 48,9% Alkohol. Woher ich das Sample habe, weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich glaube, es war ein Bonbon bei einer anderen Flaschenteilung.
Na egal, jetzt war er im Glas ...
Colour: D1 (Pariser Rot) - Oh la la! Einen so dunklen Whisky hat man nicht alle Tage im Glas.
Nose: In der Nase kommt im ersten Moment gar nicht viel an. Aber was da ist, ist weich, mild, warm und sehr angenehm. Bei genauerer Betrachtung (wenn man das mit der Nase so nennen kann) finde ich getrocknete Früchte, Rosinen, Pflaumen, Rum/-topf, halt alles, was man so von einem PX-Finish erwartet. Daneben entwickelt sich aber auch der Alkohol, der im ersten Moment gefehlt hatte, und Mandeln, ein bischen Vanille, Karamell (oder besser Fudge) und Milch! Vielleicht war das auch eher eine Assoziation als eine wirkliche Geruchsnote, aber es trug deutlich zu dem Eindruck von Weichheit und Wärme bei. Mit der Zeit verfliegt der Alkoholgeruch dann zusehends wieder, während die Rosinen- und Mandelaromen zunehmen.
Taste: Auf der Zunge bestätigen sich dann die meisten Aromen, die ich schon gerochen hatte. Allerdings wird alles etwas trockener und rauher, als es noch in der Nase war. Die Rosinen und Pflaumen werden zu Studentenfutter, die für die Weichheit zuständige Milch verschwindet (alles andere hätte mich allerdings auch gewundert), ein bischen Holz kommt vielleicht auch durch? Der gesamte Geschmack ist jetzt kraftvoll, ein bischen brennt der Glen Els auch auf der Zunge. Der wesentliche Begriff, der meinen Gesamteindruck beschreibt, ist "herb". Und wie bei einem trockenen Rotwein (den ich sehr mag), einer zartbitteren Schokolade (an die ich mich seit meiner Vorliebe für Whisky herantaste) oder einem würtigen Chili, Curry oder Chutney: es sind immer die Varianten, an denen man sich ein bischen reiben kann, die mir am besten schmecken. Und das passt auch hier: der herbere Geschmack ist mir deutlich lieber als der süßere Geruch. Wer es auch im Mund lieber süß mag, der kann zu ein paar Tropfen Wasser greifen. Dann wird alles wieder rund, weich, süss und - trotz meiner anderen Vorlieben - stimmig.
Finish: Mit einem langen Finish kann der Black Morbow allerdings nicht aufwarten. Andererseits ist es auch nicht kurz. Mit "mittel" ist nicht nur das Finish gut beschrieben, sondern es passt auch zum restlichen Eindruck des Whiskies.
Vielleicht hätte ich das Sample noch stehen lassen sollen. Alles in allem ist das nämlich ein hervorragender Weihnachtswhisky, so etwas für lange Abende, an denen es draußen stürmt, schneit oder sonst etwas unangenehmes tut und an denen man froh ist, dort draußen eben nicht zu sein. Aber ich glaube, in dem Black Morbow war auch einiges, was für Glen Els allgemein typisch ist. Und bis es wieder Winter wird, habe ich ja noch etwas Zeit, mich mal nach einem anderen Glen Els umzusehen ...
Wertung:
Zur Destillerie gehts hier: Glen Els