Finch Single Cask 2017 für Kronberger Genussmesse

Nachdem die Kronberger Genussmesse im vergangenen Jahr mit großem Erfolg zum ersten Mal stattfand, ist es keine große Überraschung, dass es in diesem Jahr eine Wiederholung gibt. Und auch diesmal gibt es eine Messeabfüllung. Wir hatten die Gelegenheit, den Whisky schon vor der Messe zu probieren und uns gemeinsam mit den Veranstaltern eine Vorstellung von Geschmack und Erscheinung zu verschaffen.
Es handelt sich um ein Produkt aus Deutschland, genauer gesagt aus Schwaben: ein Finch. Die Destillerie liegt auf der Schwäbischen Alb, und so erklärt sich der Beiname "Schwäbischer Highland Whisky" auch zwanglos. Das Malz, das zur Herstellung verwendet wurde, stammt aus eigenem Anbau. Der Whisky ist eine Einzelfassabfüllung. Er hat vier Jahre und 353 Tage - es fehlen also nur knapp zwei Wochen an fünf Jahren - in einem Sherryfass gelegen, bevor er pünktlich zur Veranstaltung mit starken 58% Alkohol abgefüllt wurde. Es gibt 81 Flaschen dieser Abfüllung.
Colour: M7 (Safran) - bei dem Fass wird es sich wohl eher nicht um ein First Fill Fass gehandelt haben, dazu ist der Whisky einfach zu hell.
Nose: Ja ist denn schon Weihnachten? Das ist das erste, was mir durch den Kopf geht, als ich den Finch in der Nase habe. Aromen von Lebkuchen und Magenbrot machten sich breit, als ob das derzeitige schlechte Wetter, das eher die Assoziationen von Winteranfang als von Mai erzeugt, einer Erklärung bedürfte. Schnell mischen sich aber Majoran und andere Gewürze und Kräuter dazu, auch fruchtige Noten, unter denen Apfel und Orange hervorstechen. Mit (reichlich) Wasser öffnet sich der Whisky deutlich, der Eindruck wird luftiger, ätherischer. Was ich allerdings vermisse, sind Sherrynoten. Immerhin hat der Whisky doch fast fünf Jahre in einem Sherryfass gelegen. Meine Frau hat sie dann doch noch gefunden: wenn man das Glas seitlich an die Nase hält, die Aromen aus dem Glas also sozusagen mit der Luft aus dem "Hauptstrom" verdünnt werden, dann findet man auch leichte Sherrynoten. Im zweiten Dram, jetzt wieder ohne Wasser, aber aus demselben Glas, finden wir deutlich den Geruch von Jaffa Cakes, diese Plätzchen auch weichem Teig mit Schokolade und Orangengel.
Taste: Im Mund ist der hohe Alkoholgehalt deutlich zu spüren: der Geschmack ist ein wenig sprittig. Aber erst beim Schlucken wird er wirklich scharf, auf der Zunge und im Mundraum bleibt er vergleichsweise zahm. Dazu ist der Whisky auf der Zunge sehr süß. Diese Süße hält sich aber nicht bis zum Schluss, im Gegensatz zu den deutlich nussigen Noten. Ganz am Ende erscheinen noch Holzaromen, die Eiche des Fasses macht sich bemerkbar. Mit Wasser ergibt sich ein ähnlich öffnender Effekt wie in der Nase, das Wasser bringt zitronige und blumige Noten zum Vorschein.
Finish: Das Finish spielt sich praktisch nur im Mund ab, ist dort allerdings intensiv, warm, fast brennend.
Wertung:
Man darf diesen Whisky nicht mit schottischen Whiskys vergleichen, damit täte man ihm unrecht. Er ist ein Produkt aus einem anderen Land und nimmt sich das Recht heraus, einen anderen Charakter zu haben. Und wenn man ihm mit den Whiskys seiner Herkunftsregion (ich fasse das mit "aus dem deutschsprachigen Raum" mal recht weit) vergleicht, dann schlägt er sich gar nicht mal so schlecht, fehlen ihm doch die Anklänge an Grappa oder Obstbrände, die man bei vielen seiner näheren "Kollegen" findet. Der Finch pendelt sich irgendwo in der Mitte ein, und wer nicht auf ein klassisches (schottisches) Schema festgelegt ist, der findet hier einen durchaus interessanten und definitiv eigenständigen Whisky.
Zur Destillerie gehts hier: Finch