Glenrothes 2007 A. D. Rattray
Letzten September waren wir zu einer Rent-a-Glass-Veranstaltung bei Cadenheads in der Schweiz, und auf dem Rückweg haben wir noch bei Freunden in Basel vorbeigeschaut, die mir ein paar nette Kleinigkeiten aus Schottland mitgebracht hatten. Gut, dass wir vor der Heimfahrt noch eine Nacht im Hotel eingeplant hatten, denn das "Vorbeischauen" wuchs sich - auch dank des schönen Wetters - zu einem sehr schönen Grill- und Whiskyabend am Rhein aus.
Dabei kamen einige Flaschen des unabhängigen Abfüllers Adelphi auf den Tisch, unter anderem ein recht junger (9yo) und sehr fassstarker (über 67,1%) Glenrothes aus einem Sherryfass auf den Tisch, der aber wirklich alles ("weich", "alkoholschwach", "langweilig") auf den Kopf stellte, was ich bis dato über Glenrothes zu wissen glaubte. Offensichtlich hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt immer nur die falschen Abfüllungen erwischt ...
Ein paar Tage später und wieder in Reichweite meines Lieblingsshops für unabhängige Abfüller, wollte ich dem ein Ende bereiten. Den Adelphi gab es leider nicht ("nur 48 Flaschen für Deutschland, längst ausverkauft") aber als Alternative stand dort ein durchaus bezahlbarer Glenrothes 2007 von A. D. Rattray mit ganz ähnlichen Daten: destilliert ebenfalls 2007 (am 24.09.2007), abgefüllt am 18.03.2016, 8yo, 65,1% und auch aus einem Sherryfass (in diesem Fall das Butt #10239). Nun müssen ähnliche Daten ja nicht unbedingt heißen, dass der Whisky auch ähnlich schmeckt, aber einen Versuch fand ich es wert. Eine Weile hat er noch bei mir im Regal gestanden, jetzt war er fällig!
Colour: M7 (Safran)
Nose: Zuerst mal eine Überraschung: Der Alkohol ist zwar da, aber eher hintergründig, was mich bei der massiven Stärke schon überrascht hat. Stattdessen habe ich Sherry in der Nase: süßer, weicher, warmer Sherry. Und Vanille, Rumtopf und Trockenfrüchte, rote Früchte, Beeren. Außerdem hat der Glenrothes schon in der Nase eine regelrechte Textur: er riecht, als müsse er sich auf der Zunge anfühlen wie Marzipan, Schlagsahne oder Butter. Irgendetwas weiches, was man spätestens mit ein bisschen Wärme und Speichel nur mit der Zunge zerdrücken kann.
Taste: Auf der Zunge ist der Alkohol dann erheblich stärker als in der Nase. Scharf und süß schmeckt der Whisky, wieder nach Sherry, diesmal aber frischer, trockener Sherry. Mit ein paar Tropfen Wasser werden die Sherrynoten und die Süße noch intensiver. Insgesamt wirkt der Whisky fast eher wie ein echter Sherry. Wenn da nicht die Schärfe wäre, die nicht wegzudiskutieren ist. Was man aber auch nicht will. Die Formulierung meiner Frau trifft es ziemlich gut: "Die Schärfe steht ihm." Keine Frage, das tut sie. (Die Textureindrücke aus der Nase haben sich im Mund übrigens nicht bestätigt.)
Finish: Das Finish ist warm im Hals, und die Schärfe bleibt lange auf der Zunge.
Zwischen den beiden Glenrothes (dem aus Basel und diesem hier) lag eine ganze Weile, und so kann ich die beiden nicht wirklich vergleichen. Aber unzweifelhaft haben beide mein Bild von Glenrothes völlig umgekrempelt. Und das hat sich mittlerweile auch auf Messen und bei Tastings bestätigt. Heute schaue ich genau und gern hin, wenn ich einen Glenrothes sehe oder angeboten bekomme.
Wertung:
Der Whisky in der Whiskybase: 82825
Zur Destillerie gehts hier: Glenrothes