Bowmore 15 yrs Darkest

Bowmore 15 yrs „Darkest

Bowmore ist der Hauptort der Insel Islay. Etwa ein Drittel der Inselbevölkerung lebt dort. Und der Ort beherbergt seit 1779 die älteste Destillerie der Insel. Aber auch wenn man an Bowmore (dem Ort) nicht vorbei kommt, wenn man auf der Insel unterwegs ist, hatte ich die Destillerie bisher ein bischen links liegen gelassen. Vielleicht liegt das daran, dass ich nie so richtig warm geworden bin mit deren Whiskies. OK, die Signatory Cask Strength Abfüllung ist schon klasse, und auf das Sample des Bowmore 1965, das seit meinem letzten Geburtstag im Regal steht, freue ich mich schon sehr. Aber die Standardwhiskies? Irgendwie liegen sie in der goldenen Mitte: weniger Torf als Ardbeg, Laphroaig und Co, weniger rund, weich und voll als ein Glenmorangie, Macallan oder Edradour. Und irgendwie sind die Bowmores in dieser goldenen Mitte immer durchgefallen. Immer war ein anderer Whisky wichtiger.

Zu Recht? Beim letzten Besuch in Bowmore war dann auch die Destillerie mal an der Reihe. Die Tour war eine Standardtour in einer größeren Gruppe, aber die Destillerie liegt wirklich sehr schön. Im Shop habe ich bewusst zu mehreren Miniaturen anstatt einer großen Flasche gegriffen, zum einen, weil der Koffer für den Rückflug ohnehin schon bedenklich schwer war, zum anderen, weil ich mir einen breiteren Überblick über die Standardabfüllungen verschaffen wollte. So landeten ein 18-jähriger, ein Small Batch und eben ein Bowmore 15 yrs „Darkest“ mit 43%, weder gefärbt noch gefiltert, in meiner Tasche. Um den Darkest soll es hier gehen, die anderen folgen dann bei Gelegenheit.

Der Darkest wird 12Jahre in Ex-Bourbon Barrels gelagert, bevor er sein Finish für satte drei Jahre in Sherry Casks (First Fill, Oloroso) bekommt.

Colour: Hennarot. Der dunkelste Whisky, den ich bisher gegen die Farbkarte gehalten habe. Kein Wunder, bei drei Jahren im Sherryfass.

Nose: In die Nase steigt zunächst der Alkohol, obwohl der Darkest nicht besonders stark ist. Dann kommen Holz und ein wenig Sherry und Rauch dazu. Außerdem war da noch etwas, das war nicht wirklich identifizieren konnten. Irgendein Gewürz? Meine Frau hatte die Assoziation „Maggi“. Vielleicht war es ja der Weizen, aus dem die berühmte Würze gemacht wird. Obwohl: wie sollte Weizen in einen Single Malt Whisky kommen? Manche Geheimnisse behält ein Whisky eben für sich.

Interessant übrigens: die Schokoladenaromen, von denen auf dem Etikett die Rede war, haben wir zunächst nicht gefunden. Nachdem der Whisky aber eine halbe Stunde im Glas gestanden hatte, war die Schokolade sehr präsent. Ein gutes Beispiel dafür, dass sich Geduld mit Whisky auszahlen kann. Nicht nur, solange er im Fass liegt.

Taste: Auch auf der Zunge machen sich Alkohol, Holz und Rauch bemerkbar. Hier finden wir aber auch Trockenfrüchte.

Finish: Der Abgang schließlich ist vergleichsweise kurz und wiederum ein wenig rauchig. Rauch im Finish habe ich noch selten erlebt. Insgesamt ist die durchgängige Präsenz von Rauch das Merkmal, das mir am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist. Der Rauch war zu keiner Zeit intensiv (wie bei einem Talisker oder Laphroaig), aber der leichte Hauch war halt immer da.

So, und was mache ich jetzt daraus? Jedenfalls kein schlechter Whisky. Die mächtigeren Torf-Whiskies sind mir immer noch lieber, und einen Whiskyanfänger, den man vielleicht einmal zu Besuch hat, fängt man immer noch eher mit einem Speyside, aber vielleicht ist der Darkest ein guter Tropfen für einen ruhigeren Abend (bei mir) oder einen Zweitbesuch (beim Gast). Mal sehen, was die anderen Bowmores zu sagen haben. Vielleicht landet dann ja doch mal eine große Flasche im Regal.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Bowmore

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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