Aberlour Glenlivet 1965
Nach den langen Artikeln der letzten Zeit (Tastings, Barbesuche, Samplekollektionen) wird es mal wieder Zeit für einen Einzelwhisky. Ich hatte über Facebook ein Sample eines nicht alltäglichen Whiskies gekauft. Es handelte sich um einen Aberlour-Glenlivet 8yrs von 1965 mit 50%. Nicht alt, was die Fasslagerung angeht, aber es ist schon ziemlich lange her, seit man diesen Tropfen destilliert hat - in meinem Geburtsjahr, was ihn für mich interessant gemacht hatte. Die Originalflasche habe ich natürlich nicht bekommen, dabei wäre dieser klassische Würfel sogar leer ein Schmuckstück für die Vitrine gewesen.
Der Namenszusatz "Glenlivet" stammt übrigens aus einer Zeit, in der sich die umliegenden Destillerien gerne mit dem Namen ihres berühmten Nachbarn schmückten. Dabei hätten sie das doch gar nicht nötig gehabt.
Colour: M7 (Safran)
Nose: Die erste Wahrnehmung ist die von Alkohol. In immerhin 43 Jahren in der Flasche hat der Whisky also offensichtlich nicht viel davon verloren. Danach kommen süße Noten, ein paar Nüsse und Holz, das ein wenig muffig erscheint. Schließlich ist da noch Fruchtkompott auf Marzipan, das erinnert ein bisschen an die in der Weihnachtszeit fast unvermeidlichen Niederegger "Pralinen". Mit einem Tropfen Wasser kommen noch leichte Gerstentöne zum Vorschein.
Taste: Auch auf der Zunge ist der Alkohol erstmal ganz schön scharf. Dann kommt das Holz durch, zunächst süß, mit der Zeit immer bitterer. Hinter allem ein schönes Gefühl von Wärme. Mit einem Tropfen Wasser werden (komischerweise) sowohl die Süße als auch die Bitternoten intensiver. Und wenn man ihm viel Zeit gibt, dann kommen irgendwann noch Fruchtnoten dazu, die ihm sehr gut tun.
Finish: Der Abgang ist warm und sehr lang in Mund und Backen. Im Hals kommt nicht so viel an.
So wirklich meiner war das nicht. Schade, denn wenn man einen so besonderen Tropfen hat, dann erwartet man auch etwas besonderes von ihm. Das klappt halt nicht immer. Immerhin habe ich mein Urteil noch einen halben Stern nach oben korrigiert, als ich die Fruchtigkeit nach viel Zeit entdeckt habe.
Und noch etwas bemerkenswertes: Wir haben noch mit einem Stück Marzipan (war noch da von Weihnachten) herumprobiert, mit verblüffendem Effekt: Der Whisky deckt die Süße des Marzipans ab, dadurch kommt der Mandelgeschmack sehr deutlich durch. Das wiederum war sehr lecker.
Wertung:
Der Whisky in der Whiskybase: 5993
Zur Destillerie gehts hier: Aberlour