Edradour 16yo German Fortified Wine

Edradour 16yo German Fortified Wine

Schon seit einer ganzen Weile stand ein interessantes Sample in meinem Schrank. Ich hatte es von einem Freund zur Verkostung bekommen, aber irgendwie war ich nie dazu gekommen. Es handelt sich um den Edradour 16yo German Fortified Wine, ein 16 Jahre alter Whisky, der mit 54,4% abgefüllt wurde und ein Finish in einem Barrique-Fass genossen hat. "German Fortified Wine" steht auf dem Etikett, also deutscher Starkwein. Was es damit genau auf sich hat, habe ich in einem lesenswerten Artikel über eine sehr interessante deutsch-schottische Zusammenarbeit gefunden. In Kürze: Ein deutscher Winzer hat seinen Rotwein nach Art eines Portwein verarbeitet: langjährige Gärung und Aufsprittung mit Branntwein, mit am Ende gut 19% Alkohol. In die Fässer dieses Starkweines wurde dann ein bereits 14-jähriger Edradour gefüllt. Das Ergebnis weiterer zwei Jahre Lagerung kam dann in die Flaschen und letzten Endes in mein Glas.

Colour: D3 (Espresso), also sehr dunkel, aber mit einem leicht rötlichen Einschlag

Nose: In der Nase ist der erste Eindruck der von Wein und Alkohol. Süß riecht er, eine herbe Süße wie von Portwein (kein Wunder bei der Entstehungsgeschichte), und er hat fruchtige Noten: Brombeergelee und Holundersaft. Außerdem kann er auch die Herkunft des Whiskies aus Ex-Bourbon-Fässern nicht verheimlichen, es sind deutliche Holznoten zu finden. Vanille allerdings nicht, die wird wohl von den Süß- und Fruchttönen überdeckt. Wenn man den Edradour im Glas ein wenig wärmt, dann verstärken sich die Holznoten, während die Weinelemente zurückgehen. Aber er wird auch noch süßer, und Töne von Marmelade und Schokolade erscheinen.

Taste: Essig??? Hmm, doch, keine Frage, die erste Assoziation auf der Zunge ist die von Essig. Das dürfte dann wohl am Rotweinfinish liegen, auch wenn der mehr mit Portwein zu tun hat. Das Essig-Intermezzo dauert allerdings nur einen Moment, wird dann überdeckt von Rotwein. Ansonsten bestätigt die Zunge die Nase weitgehend. Zusätzlich schmecke ich aber noch eine gewisse Würzigkeit. Bei Rotwein würde ich von Tanninen sprechen. Wenn man die Zungenspitze gezielt "überspringt" (also den Whisky direkt auf den hinteren Teil der Zunge gießt und auch - nach Möglichkeit - nichts zurück nach vorne fließen lässt), dann verstärkt sich diese Würzigkeit, man denkt unwillkürlich an Gewürz- oder Glühwein.

Zeit: Wenn man dem Edradour ein wenig Zeit gibt, dann verstärkt sich die Würzigkeit auf der Zunge weiter. Außerdem wird er noch etwas süßer, und er entwickelt Kirscharomen. Weder Amarena- noch Mon Cherie-Kirschen, wie man sie gelegentlich findet, sondern frische Kirschen. Insgesamt tut ihm die Zeit sehr gut, einen halben Stern der Bewertung hat er sich durch die Verbesserung im Laufe der Zeit verdient.

Finish: Der Abgang ist nur mittellang. Das hätte ich bei dem Alkohol intensiver erwartet.

Wertung:

Der Whisky in der Whiskybase: 75278

Zur Destillerie gehts hier: Edradour

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