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Ardbeg Distillery

Ardbeg Distillery

Nach einem beeindruckenden Warehouse Tasting bei Lagavulin machten wir uns auf den nicht weiten Fußweg zum ebenso bekannten Nachbarn Ardbeg. Hinter sanften, grünen Hügeln tauchten vor uns schon bald die Pagodentürme der vor kurzem neu gestalteten Destillerie auf - und die nächsten Regenwolken, die sich auf den letzten Metern vor dem Visitors Center noch schnell auf uns ergossen. Im Old Kiln Cafe, das gemeinsam mit dem Shop in den alten Pagoden eingerichtet ist, waren noch ein paar Kunden, auch wir nutzten die Gelegenheit für ein paar Einkäufe, dann schlossen sich die Türen hinter den letzten Besuchern, und wir waren allein in der Destillerie. Wirklich allein? Natürlich nicht. Bei uns war Jackie Thomson, die Leiterin des Visitors Center bei Ardbeg und - wenn es so etwas gibt - das personifizierte Leben für den Whisky.

Jackie leitete unsere Evening Tour und nahm uns mit auf eine faszinierende Reise durch Zeit (Geschichte der Destillerie) und Raum (Mash Tun, Washbacks, Still Room und alles, was eine Destillerie so zu bieten hat), durch Luft (alle Düfte rund um den Whisky) und Wasser (Mash, New Make, Whisky). Und ein kleiner Ausflug in den Chemie-Hörsaal mit chemischen Formeln der Whiskybestandteile und Gaschromatogrammen verschiedener Expressions) war auch noch dabei. Gleich zu Beginn bekamen wir ein Prunkstück zu schmecken. Aus Laborarchivbeständen der Destillerie hatte Jackie eine Flasche für uns abgezweigt, in der sich ein Ardbeg 1976 befand, das bis 2002 im Sherry Butt #2396 gelegen hatte. 53,5%, warm, weich, von intensiver Farbe: ein Genuß! Ich behielt den größten Teil des Drams im Glas, um ihn später in eine Sampleflasche umzufüllen, und weil die Tour etwa zwei Stunden dauerte, konnte ich feststellen, dass sich mit der Zeit auch das Aroma in großer Intensität entwickelt.

Zum Abschluss der Tour hatten wir im Flaschenmuseum (so würde ich den Raum jedenfalls bezeichnen, in dem Schätzchen aus allerlei Jahrzehnten leider nur das Auge erfreuten - und wie gerne hätten sich Nase und Gaumen an dieser Freude beteiligt) noch die Gelegenheit, das jüngste Kind der Familie zu kosten: den Ardbeg Perpetuum (49,2%, Bicentenary committee Release, Distillery Release), der zur Feier des 200-jährigen Bestehens seit Beginn des diesjährigen Islay Festivals exklusiv in der Destillerie verkauft wird. Tasting Notes in Stichworten:

Nose: Öl, Phenol, Holz
Taste: dunkle Schokolade, Seeluft, würzig, ölig
Finish: lang

Mehr dazu, wenn ich ich mir das nochmal in Ruhe auf der Zunge habe zergehen lassen.

Zur Destillerie gehts hier: Ardbeg

Tasting: Bruichladdich Masterclass

Bruichladdich

Der Tag begann mit einer längeren Taxifahrt quer über die Whiskyinsel Islay. Wir wurden in Port Ellen abgeholt, wo die Flying Dutchman im Hafen lag. Vorbei am Flughafen der Insel, über die große Ebene bis Bowmore (kurze Pause am Geldautomaten zur Ergänzung der Bargeldreserven), dann die Küstenstraße an Loch Indaal entlang bis zur Destillerie Bruichladdich. Der Fahrer des Kleinbusses brachte uns bis ans Ende der Schlange, die sich vor Warehouse #12 schon gebildet hatte, und wir reihten und in die Menge der Wartenden ein, bis sich die Tore öffneten und der Einlass zu Jim McEwans letzter Masterclass begann.

Über die äußere Aufmachung der Show kann man sicher streiten. Mir hat die Cowboy-Party nicht so sonderlich zugesagt. Aber wenn Bruichladdich gerade versucht, den amerikanischen Markt aufzurollen ... warum sollte Marketing hier anders funktionieren als anderswo? Geschenkt. Was zählt, ist der Whisky. Der war ganz unbestreitbar vom Feinsten. Natürlich gab es unter den sechs Drams auch solche, die mir weniger zusagten als andere, aber in einem anderen Umfeld hätten auch die das Zeug zu einem exquisiten Tröpfchen. Jim McEwan hatte einen Rundgang durch das Fasslager gemacht und bot ausschließlich Einzelfassproben an. Und was für welche:

  • Bruichladdich (unpeated) 1984, 30 yrs, 51,2%, Bourbon, Fass 08/125#10 - Nose: süß, würzig; Taste: fruchtig, wird im Mund immer schärfer; Finish: würzig, aber nicht sehr intensiv
  • Bruichladdich (unpeated) 1992, 23 yrs, 52,6%, 18 yrs Bourbon Cask, dann LaFleur Pomerol, Fass 08/299#8 - Nose: Holz, Tabak; Taste: scharf, Tabak, luftig; Finish: leicht, kurz
  • Port Charlotte (peated) 2002, 13 yrs, 60,8%, Finish in Chateau Y'Quem, Fass 1197 - Nose: rauchig, aber kein frisches Holz, eher Kohle, sehr intensiv, Meer, Treibholz, Schiff; Taste: extrem intensiv, Rauch, Salz, Heide; Finish: lang
  • Port Charlotte (peated) 2004, 11 yrs, 61,3% Finish in Callejo, Fass 08/258#27 - ähnlich wie der Y'Quem, aber jünger, frischer, kräftiger, brutaler
  • Octomore (heavily peated) 2008, 7 yrs, 64,4%, Virgin Oak, Fass 1202 - (extrem rauchig, peated) Nose: Phenol, Dampf, Stall; Taste: Phenol, zuerst weich, dann Explosion auf der Zunge; Abgang: lang und heiß
  • Bruichladdich (unpeated) 1998, 17 yrs, 53,6%, Rum-Finish, Fass 06/040#16 - (beim Tasting nur zum Highland Toast verwendet) Nose: weicher Rum; Taste: süß; Finish: weich, kurz

Die Wertungen und Notizen sind in der Hektik einer Großveranstaltung entstanden und nur als "Pi-mal-Daumen"-Werte zu nehmen. Der Port Charlotte mit Y'Quem-Finish allerdings war wirklich großartig. Davon habe ich noch eine Sampleflasche voll, das heißt ich werde ihn demnächst irgendwann noch genießen (und ausführlich beschreiben) können. Leider wird es diesen Traum wohl nie wieder in dieser Form geben.

Eine schöne Beschreibung der Drams hat Bruichladdich selbst veröffentlicht.

Zur Destillerie gehts hier: Bruichladdich

Tasting: Lagavulin Warehouse Experience

Lagavulin Warehouse Experience

Die Lagavulin Destillerie liegt wenige Meilen östlich von Port Ellen an der Südküste von Islay und ist auf der Anfahrt per Schiff schon von weitem zu sehen. Dort gingen wir zum Besuch des Distillery Open Day an Land. Leider war das Wasser am destillerieeigenen Steg zu flach für die Flying Dutchman, so dass wir per Beiboot dorthin gebracht wurden. Aber auch so war uns eine gehörige Portion Aufmerksamkeit gewiss.

Wieder festen Boden unter den Füßen, machten wir uns auf den Weg zum Lagerhaus, denn wir gehörten zu den Glücklichen, die Tickets für die Warehouse Experience bekommen hatten. Zwei Lagavulin-Legenden, Iain McArthur (Warehouseman) und Douglas Murray (Liquid Development Manager), führten uns und etwa 70 andere Whiskyfans durch ein Tasting, das einen hochinteressanten (und hochprozentigen) Rundgang durch Fässer und Jahrgänge darstellte.

Den Anfang machte der New Make, also das frische Destillat, das noch keinen Moment im Fass verbracht hat. Sowas bekommt man wirklich nicht oft zu kosten! Weitere fünf Whiskies, die allesamt aus Einzelfässern stammten, deckten verschiedene Altersklassen zwischen 11 und 33(!) Jahren ab. Zum Schluss gab es dann noch die aktuelle Festival Edition (von der auch später eine Flasche in unserer Einkaufstüte landete).

Auf ausführliche Tasting Notes verzichte ich, wie immer, wenn es nicht genug Zeit gab, die Whiskies gebührend zu verkosten. Da wir aber ausreichend Sampleflaschen dabei hatten, lässt sich das alles bei Gelegenheit nachholen.

Ein paar Notizen habe ich aber zu jedem Whisky gemacht:

  • New Make, 69%, frisches Destillat - leichter Bananengeschmack
  • 11 yrs, 52,7%, komplett im Sherry Cask (Bodega, 2nd fill) gelagert - Banane
  • 13 yrs, 54,8%, komplett im Sherry-Cask gelagert - Banane, feineres Aroma, aber kräftigerer Abgang als der 11 yrs
  • 17 yrs, 57,2%, komplett im Sherry Cask (Bodega) gelagert - Banane, süßer als der 13 yrs
  • 22 yrs, 52,6%, komplett im Sherry-Cask gelagert - wieder Banane, noch weicher als der 17 yrs, leicht ölig. Wow!
  • 33 yrs, 55,4%, im Bourbon Refill Cask gelagert (diesmal also kein Sherryfass) - Banane, wenn auch leichter als bei den vorherigen
  • 24 yrs, 59,9%, Feis Ile 2015 Edition: triple matured (American Oak, ?, PX) - rauchig, Kirsche, KEINE Banane

Wie man sieht, waren unsere Zungen offensichtlich auf Bananengeschmack geeicht. Wir haben uns deshalb schon während des Tastings etwas irritiert angeschaut. Das Nachtasting aus den abgefüllten Samples wird hoffentlich zeigen, was es mit dieser Bananenflut auf sich hat. Schon jetzt ein Grund zur Vorfreude ...

Zur Destillerie gehts hier: Lagavulin

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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