Springbank 15 yrs Private Bottling

Springbank 15 yrs Cologne Trust

Gelegentlich stößt man auf Besonderheiten, mit denen man überhaupt nicht gerechnet hatte. Oder man wird darauf gestoßen. So ging es mir vor einiger Zeit. Ein alter Freund, von dem ich schon lange nichts mehr gehört hatte (außer dass es eine dieser schlafenden Facebook-Bekanntschaften gab - "geklickt und vergessen") hatte meine Posts zum Thema Whisky registriert und mir eine Überraschung angekündigt, wenn wir uns mal wieder sähen. Die Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen: das Treffen war schnell vereinbart, und die Überraschung stellte sich als exzellenter Whisky aus einer Privatabfüllung heraus.

Vor einigen Jahren wollte Springbank sich vergrößern (ein neues Warehouse, glaube ich), ohne Fremdkapital ins Unternehmen zu holen. Stattdessen wurden Fässer an Kunden verkauft. Besagter Freund tat sich mit einigen Bekannten zusammen und investierte in ein Sherryfass, das befüllt und in der Destillerie eingelagert wurde. Da man sich nach zehn Jahren nicht einig wurde, was man denn jetzt mit dem guten Tropfen tun sollte, wurde erstmal auf Zeit gespielt und die Lagerung fortgesetzt - zweimal, um genau zu sein. Nach dann 15 Jahren wurde dann abgefüllt, versteuert, verschifft und ausgeliefert, bis bei den zwei verbliebenen Partnern je etwa 350 Flaschen im Keller standen.

Die Vorräte sind mittlerweile verkauft, verschenkt und getrunken, und ich habe glücklicherweise einen kleinen Teil davon abbekommen.

Der Whisky wurde im Mai 1998 destilliert und im August 2013 mit Fassstärke von 58,1% abgefüllt. Das Fass trug die Nummer 145 und war als "Fresh Sherry" gekennzeichnet. Ich deute das so, dass das Fass unmittelbar vorher - also ohne andere "Gäste" dazwischen - mit Sherry gefüllt war. Die Etiketten der Flaschen sind im wesentlichen Standardetiketten von Springbank, aber ein Bereich stand zur freien Verfügung der Kunden und ist mit dem Schriftzug "Private Bottling for Cologne Single Malt Trust" versehen. Diesen "Trust" gibt es so natürlich nicht, es handelt sich um eine hübsche Fantasiebezeichnung. Immerhin weist der Hinweis auf die Herkunft in die richtige Richtung.

Colour: M9 (Terracotta)

Nose: Die Fassstärke spürt man schon in der Nase. Das ist kraftvoll, geradezu kribbelnd. Natürlich kommt der Alkohol durch, auch der Sherry ist deutlich. Darüber hinaus finde ich Zitrusfrüchte und - ungewöhnlich - auch deren Schale mit einem Anklang an die ätherischen Öle, die sonst in der Weihnachtszeit durchs Zimmer ziehen. Ein paar Nelken sind da, eine Idee von irgendwelchen exotischen Früchten und Pfeifentabak (nicht brennend, sondern frisch aus der Dose). Mein Vater hatte früher zwei Gläser davon im Schrank stehen, obwohl er seine Experimente als Pfeifenraucher schnell wieder aufgegeben hat. Daran fühlte ich mich erinnert, es war wie ein kleiner Ausflug in die Kindheit.

Taste: Auch auf der Zunge wirkt der Alkohol zunächst recht dominant, der Whisky ist kraftvoll und hat diese Öligkeit, die die Zunge belegt. Auch der Sherry ist nach wie vor stark, dazu ein wenig dunkle Schokolade. Der Gesamteindruck ist reichhaltig und kräftig. Interessant (und sehr lecker) finde ich, dass die Süße irgendwann aus dem Geschmacksbild verschwindet und einem eher herben Bild Platz macht, so als ob der Sherry, der das Fass geprägt hat, ein trockener Vertreter (Fino?) gewesen ist. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal was über die Verwendung von Finofässern im Whiskyausbau gelesen zu haben, aber das muss ja nichts heißen.

Finish: Der Abgang ist sehr lang, warm und feurig. Der Whisky bleibt aber mehr auf der Zunge, er will da irgendwie gar nicht weg. Der sonst typische Übergang des Geschmacksempfindens in die Atemluft fällt deshalb weniger stark aus.

Wasser: Bei einem Whisky mit dieser Stärke und Intensität bietet es sich natürlich an, mit ein paar Tropfen Wasser zu experimentieren. In der Nase hat das recht gut spürbare Auswirkungen, die Tabak- und Gewürznoten kommen mehr in den Vordergrund. Auf der Zunge tut sich aber kaum etwas. Vielleicht wird der Sherry etwas deutlicher, und die Fruchtnoten aus der Nase schaffen es ein bischen bis auf die Zunge, aber den bei anderen Whiskies oft anzutreffenden Effekt, dass Wasser weitere Aromen erst sichtbar macht, den vermisse ich hier. nun ja, vermissen ist vielleicht nicht ganz richtig. Er ist einfach nicht da. Aber so richtig stören tut mich das nicht. Jeder Whisky ist halt anders, und ich bin sehr froh, auch diese Besonderheit im Regal stehen zu haben.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Springbank

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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