Elijah Craig Barrel Proof

Elijah Craig Barrel Proof

Wenn ich "Bourbon" höre, dann denke ich zugegebenermaßen normalerweise zuerst an schottischen Whisky - nämlich solchen, der in Ex-Bourbon-Fässern gereift ist. Der eigentliche Namensgeber, amerikanischer Bourbon Whiskey, tritt oft in den Hintergrund. Dabei ist Bourbon Whiskey ein wesentlicher Faktor für seinen schottischen Namensvetter, liefert er doch über 90% der Fässer, in denen Malt Whisky gelagert wird. Das liegt hauptsächlich an der Lobbyarbeit der amerikanischen Holzindustrie. Die hat nämlich durchgesetzt, dass Whiskeyfässer in den USA nur genau einmal verwendet werden dürfen. OK, das habe ich nur aus der Gerüchteküche, aber plausibel klingt es schon.

Eindeutig hingegen ist die unmittelbare Folge, nämlich dass die Fässer (Barrels) nach der Erstnutzung für amerikanische Destillerien nutzlos sind und - angesichts der Menge - zu günstigen Preisen weiterverkauft werden. Größter Abnehmer ist die schottische Whiskyindustrie, die nicht dieser Einschränkung unterliegt. So beliebt heutzutage auch schottische Whiskys aus anderen Fässern (Sherry, Port, Madeira, Marsala, Sauternes, ...) sind: diese Fässer sind extrem teuer, weil selten ("Trinkt mehr Sherry!"), und eine Komplettlagerung der schottischen Bestände in den beliebtesten Fässern wäre gar nicht zu finanzieren - wenn es so viele Fässer dieser Art überhaupt gäbe.

Zurück zum Bourbon. Große Teile der Produktion kommen natürlich als Jack Daniels, Jim Beam oder ähnliches in die Flasche und sind für den von Scotch Single Malt verwöhnten Genießer nur mäßig interessant. Das sollte aber nicht den Blick auf die qualitativ guten Vertreter dieser Spezies verstellen. Mir fallen auf Anhieb zwei Namen hochwertiger Destillerien (Heaven Hill, Elijah Craig) ein - und es gibt sicher noch mehr. Erstere kenne ich noch nicht, von letzterer hatten wir bei einem Rent-A-Glass Event mal einen Fassstarken probiert und die Anbruchflasche gekauft. Und genau diesen Elijah Craig Barrel Proof Batch 4 hatten wir jetzt nochmal im Glas. Der Whisky ist wie sein "kleiner" (weil in Trinkstärke abgefüllter) Bruder 12 Jahre alt und wurde mit satten 66,2% abgefüllt - 132,4 Proof nach amerikanischer Nomenklatur.

Colour: D1 (Pariser Rot)

Nose: In der Nase hat der Elijah Craig zunächst einmal überraschend wenig Alkohol. Dafür steigt Kleberduft auf, irgendein Lösungsmittel. Und eine Wolke aus den Noten, die man auch aus den Ex-Bourbon Whiskys kennt: Süße, Vanille, Karamell und (eher zurückhaltend) Holz. Bourbon eben.

Taste: Der erste Schluck - da ist der Alkohol, und zwar hier ganz schön scharf! Dann auch hier wieder Süße, Vanille und Karamell. Und Orange, sehr lecker. Dieser Whiskey hat im Mund eine enorme Kraft! Das kommt zwar wohl vom Alkohol, aber es ist nicht so, dass der Alkohol einfach nur im Mund brennt. Er nimmt die anderen Aromen mit, und man man bekommt eine volle Breitseite aller Aromen. Insofern würde ich den Alkohol - trotz der Stärke - als sehr gut eingebunden bezeichnen.

Finish: Der Abgang ist lang, warm und geht tief. In letzter Zeit hate ich öfter mal Whiskys, bei denen der Abgang (im Sinne von Fortsetzung der Sinne jenseits des Mundraumes) nur wenig stattfand. Bei diesem hier gehts es definitiv weiter.

Wertung:

Mein erster bewusster Single Bourbon Whiskey wird bestimmt nicht mein letzter bleiben. Ganz anders als Malts, aber eben auch ganz anders (und viel besser) als "Billig-Bourbons". Sehr lecker und mit seiner Süße und seinen Orangennoten fast an einen Rum erinnernd. Der darf gerne wiederkommen. Multi-Kulti im Whisk(e)y-Schrank, sozusagen. Und warum auch nicht?

Der Whisky in der Whiskybase: 56981

Zur Destillerie gehts hier: Elijah Craig

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