Ardmore 6yo (The Barreliers)

Ardmore 6yo The Barreliers

Die Welt des Whiskys ist in Bewegung. Die Nachfrage ist groß, immer wieder lernt man neue Leute kennen, immer neue Leute lernen das Thema Whisky kennen. Und auch auf der "Lieferseite" tut sich vieles. Überall entstehen neue Destillerien, auch abseits der klassischen Herstellerländer entdeckt man das Thema Whisky für sich. Und es entstehen neue unabhängige Abfüller. Natürlich kann (und will) sich nicht jeder Markteinsteiger mit den Cadenheads und Signatorys der Branche messen, aber das ist auch gar nicht nötig. Ich vergleiche das gerne mit der Craft Beer Szene, in der viele Mikrobrauereien den Markt und die Vielfalt mit ihren Ideen bereichern. Auch in der Whiskyszene sind - für meinen Geschmack - unabhängige Abfüller, die ihre Ideen ohne Konzernvorgaben umsetzen können, das sprichwörtliche Salz in der Suppe.

Einer dieser neuen Abfüller sind die Barreliers aus Berlin, die kürzlich mit ihrer ersten Abfüllung einen 6 Jahre jungen Ardmore auf den Markt gebracht haben. Es handelt sich um eine Einzelfassabfüllung (Barrel #803516), in dem der Whisky vom 30.06.2010 (Destillation) bis zum 09.02.2017 (Flaschenabfüllung) lag. In der Flasche hat er noch starke 62,5% Alkohol.

The Barreliers war so nett, mir ein Sample zur Verkostung und Beschreibung zur Verfügung zu stellen. Vielen Dank dafür. Ich habe den Ardmore gemeinsam mit meiner Frau probiert.

Colour: M1 (Pastellgold)

Nose: Der erste Eindruck in der Nase ist der von New Make Spirit: viel Alkohol, viel Süße und viele fruchtige Noten. Noten, die man dem Fass zuschreiben könnte, finde ich zunächst kaum, nur eine gewisse Salzigkeit. Aber das ändert sich bald. Ein paar Tropfen auf der Hand verrieben, und der Whisky öffnet sich. Wir finden frisches Holz, fast wie in einer Schreinerwerkstatt, mir fallen zusätzlich Noten auf, die mich an den Geruch aus Washbacks erinnern. Mit noch ein wenig Geduld stellen sich dann Malz, Gerste und Sägemehl ein, später auch ein leichter Stallgeruch und frisch gekochter Milchreis.

Taste: Es war ja zu erwarten, aber trotzdem überrumpelt uns der Alkohol! Das brennt richtig auf der Zunge. Die Idee von New Make Spirit findet sich auch hier wieder, wenn auch deutlich weniger als in der Nase, und auch die Fruchtigkeit ist - ebenfalls geringer - immer noch vorhanden. Im Mund herrschen die Holznoten vor, die sich auch in der Nase auf die Dauer durchgesetzt hatten. Wasser hilft dem Ardmore übrigens nur bedingt: es reduziert die Alkoholschärfe und macht die Geschmacksnoten leichter wahrnehmbar, aber es bringt keine neuen Noten hervor. Viel mehr zahlt sich Geduld aus. Mit der Zeit wird der Whisky weicher und süßer, der Alkohol zieht sich zurück. Wir kommen auf die Idee, dass so vielleicht ein "unpeated Kilchoman" schmecken könnte. Der "schnelle Nasentest" (wir haben ein paar Kilchomans offen) kann das allerdings nicht bestätigen: zu präsent ist der Rauch in den Islay-Whiskys.

Finish: Das Finish ist recht lang und alkoholisch, und man spürt den Whisky bis in die Speiseröhre hinein.

Wertung:

Der Ardmore war für mich anfangs recht schwer zu greifen. Einerseits ist der Eindruck von New Make Spirit schon recht spannend (und lecker!), andererseits fand ich die zunächst wenigen anderen Aromanoten ein bisschen enttäuschend. Der Schlüssel zu diesem Whisky ist Zeit. Wer sich Zeit mit ihm lässt und ihm die Zeit gibt, der erlebt einen sehr wandlungsfähigen Whisky, der seine Seiten sozusagen einzeln zeigt. Eigentlich liegt er ein bisschen außerhalb meines "Beuteschemas", aber genau dort, wo man sonst nicht dauernd stöbert und wo man sich nicht so gut auskennt, findet man ja in der Regel die größten Überraschungen. Der Ardmore ist sicher kein klassischer Einsteigerdram für Whiskytrinker, aber ein gelungener Einstand für die Barreliers. Ich bin gespannt, was man von diesem Abfüller noch zu sehen (und zu schmecken) bekommt.

Der Whisky in der Whiskybase: 95313

Zur Destillerie gehts hier: Ardmore

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