Ardbeg Tasting beim Whiskyschiff Luzern 2016
Im Rahmen einer Whiskymesse gibt es in der Regel begleitende Seminare oder Tastings, die sich einem speziellen Thema widmen. Das war auch beim Whiskyschiff Luzern der Fall, das wir vor Kurzem mit viel Freude und Genuss besucht haben.
Die Ardbeg-Masterclass wurde von Karen Fullerton moderiert, die für Moët Hennessy als Global Brand Ambassador für Ardbeg und Glenmorangie weltweit unterwegs ist. Dass Glenfahrn sie für das Whiskyschiff gewinnen konnte, kann schon für sich genommen als großartig gesehen werden. Es ist aber nicht ihre, nennen wir es mal geschäftliche Bedeutung, die ein Tasting mit Karen zum Erlebnis werden lassen, sondern die Art, wie sie ihr enormes Wissen anschaulich und verständlich vermittelt, offen und freundlich, begeistert und begeisternd das Gefühl vermittelt, dass sie Whisky liebt und lebt. In dieser Hinsicht kommt sie Jackie Thomson, ihres Zeichens "das Gesicht von Ardbeg", durchaus nahe.
Und als sei das noch nicht genug, eineinhalb Stunden lang spannende und interessante Geschichten (natürlich wurden Mickey Heads, Jackie Thomson und "His Royal Shortness" - der Destilleriehund Shortie - in Wort und Bild vorgestellt) und Tatsachen über eine seiner Lieblingsdestillerien zu hören, gab es auch noch für Nase und Gaumen absolut Außergewöhnliches. Neben einigen schon für sich genommen als Seltenheit anzusehenden Besonderheiten (New Make, Ardbog) stand nicht weniger an als die Dekonstruktion der kompletten Core Range von Ardbeg. Zu Corryvreckan und Uigedail gab es jeweils eine Komponente als Cask Sample, zum TEN durften wir beide Hauptkomponenten Komponenten probieren.
Übrigens habe ich bei diesem Tasting gelernt, mich vom Vortragenden leiten zu lassen und auf vorauseilendes Schnuppern oder gar Probieren zu verzichten. Der Inhalt der Gläser und die Reihenfolge im Tasting hatte wenig bis nichts mit dem (ansonsten sehr hübschen ) Tastingsheet zu tun. Und das mit Absicht! Auf Nachfrage gab Karen zu, damit die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf ihr Drehbuch zu lenken.
Und das gab es zu trinken:
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New Make, 68,5% - Frisch aus der Brennblase, und zwar aus dem "Foreshot end" des Destillationslaufes, d.h. mit leichteren Alkoholen und höherem Alkoholgehalt. Ich hatte schon vorher einmal die Gelegenheit gehabt, New Make aus Ardbeg zu probiere, und auch wenn zu einem fertigen Whisky noch viel fehlt, ist das ein durchaus genießbares Getränk. Übrigens: wenn man den New Make 1:1 mit Wasser verdünnt, dann ist das kein Sakrileg, sondern zaubert ganz neue Geschmacksnoten heraus. Der New Make wird dadurch erheblich rauchiger.
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Perpetuum, 47,4% - Den kannte ich schon, auch wenn ich die letztjährige Festival-Abfüllung nur in der Distillery-Variante probiert hatte. Ob letztere wirklich besser ist als die hier verkostete "General Availitility Version", kann ich mangels unmittelbarem Vergleich nicht sagen. Lecker waren auf jeden Fall beide. Und neu war (zumindest mir) die Information, dass der Perpetuum Komponenten im Altersbereich zwischen 6 und 15 Jahren enthält.
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TEN Cask Sample 1st fill Bourbon, 56,2% - destilliert 2005, cask #326
- TEN Cask Sample 2nd fill Bourbon, 56,7% - destilliert 2005, cask #2748
Diese beiden Whiskies waren Cask Samples der Komponenten, die in den Ardbeg TEN gehen. Beide haben 10 Jahre lang in Bourbonfässern gelegen, jeweils ein 1st- und ein 2nd-fill Fass. Der 1st-fill hat natürlich mehr Farbe aus einem Fass abbekommen, aber interessanterweise war der 2nd-fill spürbar intensiver im Geschmack. Nachdem wir von beiden Whiskies zumindest einen ersten Schluck gekostet hatten, gab es dazu ein Stück Montgomery Cheese, würzig und sehr lecker. Die Website habe ich schon gefunden. Mal sehen, ob ich bei Gelegenheit auch ein Stück davon ergattern kann ...
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Uigedail Cask Sample, 58% - Hogshead Oloroso, destilliert 2006, cask #4581. Dazu gab es ein Stück Parmesan, der ohnehin zu meinen Lieblingskäsesorten gehört.
- Corryvreckan Cask Sample, 56,1% - French Oak, destilliert 2005, cask #4556. Der Corryvreckan ist aus American Oak und French Oak Fässern gemischt, hier gab es die französische Komponente. Dazu ein aromatischer Weichkäse aus lokalem (Luzern) Supermarkt. OK, der war wohl kurzfristig dazugeholt worden, nicht langfristig dafür ausgesucht. Das tat dem Geschmackserlebnis aber überhaupt keinen Abbruch.
Bei den fertigen Abfüllungen ist mir der Corryvreckan eine (kleine) Kleinigkeit lieber, obwohl ich bestimmt keinen Streit um den "besseren" Whisky anfangen würde. Die Cask Samples kommen ihren "Flaschenkindern" recht nahe, aber hier war der Uigedail mit seinen Sherrynoten mein Favorit. Das Rennen ging letztlich ebenso knapp aus wie bei den fertigen Abfüllungen.
- Ardbog, 52,1% - Zum Schluss gb es die Ardbeg Day Abfüllung von 2013, eine Mischung aus ex-Bourbon casks und Manzanilla casks, beide jeweils 10 Jhre alt. Manzanilla ist eine Besonderheit im Whiskyumfeld. Das ist ein Fino Sherry, also ein trockener Sherry, der hier unter anderem ein paar salzige Noten beisteuert. Selten und lecker.
Wow, das war mal ein Tasting! Es waren ja "Limited Editions und Raritäten" angekündigt, aber bei der Beschreibung wäre ich schon mit deutlich weniger zufrieden gewesen. New Make, Cask Samples und Deconstruction Elemente hätte ich nie und nimmer erwartet. Außerdem ist Karen Fullerton eine glänzende Unterhalterin und wartet mit exzellentem Fach- und Detailwissen auf. Wer sie einmal erlebt hat, der versteht, warum sie gleich für zwei der "Schwergewichte" unter den Single Malts als Global Brand Ambassador unterwegs ist. (Hatte ich das nicht so ähnich schon mal zu Beginn des Artikels geschrieben? Na, egal, das ist eine zweimalige Erwähnung durchaus wert.)
Bei all diesen Superlativen gerät fast schon in Vergessenheit, dass Ardbeg sowieso sehr weit vorne bei meinen Lieblingsdestillerien dabei ist. Und diese Position hat sich durchaus gefestigt.
Zum Whiskyschiff gehts hier: Whiskyschiff Luzern