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Ledaig 2005 SV für Kirsch

Ledaig 2005 SV für Kirsch

Dass die Whiskys aus Tobermory zu meinen Favoriten gehören, habe ich wohl schon mehrfach erwähnt. Zu den besten Abfüllungen dieser Destillerie gehören die getorften Ledaig von Signatory, insbesondere die aus der Cask Strength Collection. Da gibt es diverse 1st Fill Sherry Butts, die der Reihe nach im Alter von etwa neun bis elf Jahren abgefüllt werden, alle als Einzelfassabfüllung, alle in Fassstärke - und eines besser als das andere.

Diesmal war Fass #900154 an der Reihe, wie schon angedeutet ein 1st Fill Sherry Butt, das für Kirsch Whisky abgefüllt wurde, und zwar mit 57,3%. 653 Flaschen sind am 18.01.2017 herausgekommen. Und weil der Whisky am 08.11.2005 destilliert wurde, darf er sich "11 years old" nennen.

Ob er sich in die Reihe der exzellenten Tropfen dieser Serie einreiht oder wie bei der Etikettfarbe (rot!) ausschert, das war zu prüfen ...

Colour: M8 (Kupfer)

Nose: Bei der Stärke kein Wunder: der Alkohol meldet sich zuerst und deutlich in der Nase. Wenn er verflogen ist (oder man sich vorsichtig um ihn herum gefächert hat), dann erscheint die typische Destillerienote: ölig, würzig, Gummi und (für manche) Maggi. Der Rauch ist ebenfalls vorhanden, gibt sich aber im Vergleich mit den Kollegen aus den Nachbarfässern eher dezent. Gerste riechen wir, kräftigen Sherry, dazu irgendeine süße Frucht. Wir sind uns nicht sicher, einigen uns aber schließlich auf reife, gegrillte Ananas als "best guess". Ein kleines bisschen Schinken kommt noch aus dem Rauch hervor, so dass wir uns im Zusammenhang mit der Ananas (nicht ganz ernst gemeint) an Toast Hawaii erinnert fühlen.

Taste: Auch auf der Zunge sticht zunächst der Alkohol hervor. Dann Rauch und Torf (oder besser: Moor), und wieder Sherry. Süß ist er, und scharf, wobei die Schärfe nicht vom Alkohol kommt. Eher Pfeffer(?) oder ein anderes scharfes Gewürz - Gewürze sind ohnehin deutlich zu schmecken. Insgesamt steht ihm diese Bissigkeit aus Würze und Schärfe durchaus gut. Aber auch, wenn ich das ein bisschen hervorhebe, ist der Ledaig insgesamt durchaus ausgewogen zwischen Süße und Schärfe, Sherry und Rauch.

Finish: Der Abgang ist mittellang und ... tja, etwas lahm. Schade, ein imposantes Finish hätte man ihm noch gegönnt.

Wertung:

Trotz des Nachlassens im Abgang ist das ein ganz feiner Whisky. Er stellt sich definitiv in eine Reihe mit seinen Nachbarfässern, auch wenn ich feine Unterschiede zwischen den Abfüllungen nicht wirklich beurteilen kann. Zu lange ist es schon her, dass ich die anderen im Glas hatte. Tja, da werde ich wohl bei Gelegenheit mal eine gezielte Kreuzverkostung machen müssen. Und schon habe ich wieder eine Aufgabe, auf die ich mich freuen kann!

Der Whisky in der Whiskybase: 95251

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

Glenglassaugh Torfa

Glenglassaugh Torfa

Nach einer Feier blieb mal eine Anbruchflasche Glenglassaugh Torfa mit 50% bei uns stehen, und den haben wir neulich probiert. Es handelt sich um die rauchige Variante aus der Highland-Destillerie Glenglassaugh. Damit befindet man sich in durchaus guter Gesellschaft, denn mittlerweile experimentieren durchaus einige Destillerien mit Torf, deren dahingehende "Tradition" eigentlich irgendwann im vorletzten Jahrhundert ausgelaufen ist. Nun gut, ich mag rauchige Whiskys, da kann man über eine hundertjährige Traditionslücke schon mal hinwegsehen. Jedenfalls ein Grund, ihn zu probieren ...

Colour: M3 (Gelbgold)

Nose: Rauchig ist er, ganz eindeutig. Und zwar gar nicht mal so unähnlich einem Kilchoman, allerdings weniger intensiv. Dann finden wir Kräuter, etwas chemisches (Medizin? Desinfektionsmittel?) und eine verhaltene Süße. Hällt man das Glas einen Moment warm, kommen noch Gerstennoten dazu. Ich fühlte mich an den Geruch aus einem Washback erinnert.

Taste: Auf der Zunge wird der Rauch dann deutlicher. Nicht gerade beißend, aber durchaus kräftig. Auch die Süße aus der Nase ist noch deutlich da, dazu Holz und Torf (erdige Noten). Sehr komplex ist der Whisky nicht, aber ohne Zweifel genießbar.

Finish: Der Abgang ist mittellang. Der Whisky bleibt im Mund und schmeckt da noch eine Weile.

Wertung:

Ein leckerer Alltagswhisky zu einem mehr als vertretbaren Preis.

Der Whisky in der Whiskybase: 53320

Zur Destillerie gehts hier: Glenglassaugh

Glen Garioch 1994-2016 Taste-ination

Glen Garioch 1994-2016 Taste-ination

Kaum waren wir aus dem Schottlandurlaub wieder zu Hause, da stand schon der nächste Termin im Kalender. Wir waren gerade rechtzeitig zur örtlichen Pubnight mit Livemusik, Fish&Chips, Guinness vom Fass und einem Minitasting wieder im Lande und ließen uns diese mittlerweile traditionsreiche Veranstaltung natürlich nicht entgehen. Veranstaltet wurde sie von Malt'n'Taste, die ich hier ja schon mehrfach erwähnt habe. Und weil man sich nach vielen Tastings nun mal ganz gut kennt, durften wir die neueste Abfüllung von Taste-ination (Michaels Genusslabel) probieren, von der er eine Flasche offen hatte. Backstage, sozusagen. Dass ich auch davon mittlerweile eine Flasche im Regal stehen habe, ist allerdings nicht ganz so selbstverständlich. Nicht dass er mir nicht geschmeckt hätte - ganz im Gegenteil, siehe unten - es gibt einfach nur zwanzig Flaschen von dieser Abfüllung! Trotzdem habe ich eine Flasche bekommen, und ein Sample noch dazu, das ich für diesen Artikel geöffnet habe.

Es handelt sich um einen Glen Garioch 1994 - 2016, der seine 21 Jahre in einem Sherry Cask reifen durfte und mit 55,4% abgefüllt wurde. Dass es nur zwanzig Flaschen davon gibt, liegt natürlich daran, dass es sich nur um einen Fassanteil gehandelt hat, nicht um ein ganzes Fass. Was aus dem Rest des Fasses geworden ist, weiß man nicht. Wenn er nicht im gleichen Zug für einen anderen Kunden abgefüllt worden ist, dass sind diese zwanzig Flaschen tatsächlich die einzigen, die es so und in diesem Alter gibt. Eine echte Rarität also ...

Colour: M9 (Terracotta)

Nose: Im ersten Moment wird die Nase regelrecht von Sherry geflutet! Die Aromen sind unheimlich intensiv. Viel Süße, eingelegte Früchte, Rosinen, frische, saftige Früchte (erinnert an Sangria). Dann kommen aber auch herbere, würzige Noten dazu, ein bisschen Holz, ein paar buttrige Aromen. Nach einiger Zeit setzen sich dann schokoladige Elemente durch, mit Karamell. Die Mischung erinnert zweitweise an Marsriegel.

Taste: Auf der Zunge brennt zunächst mal der Alkohol. 55,4% sind halt nicht zu verachten. Das vergeht aber schnell, und dann ist auch hier viel Sherry: schön fruchtig, süß-herb (war das ein trockener Sherry?), vollmundig, sehr würzig. Die Holznoten sind ein wenig intensiver als in der Nase. Nach 21 Jahren gibt wohl auch ein Sherryfass ein bisschen von seinen ursprünglichen Noten ab.

Finish: Der Abgang ist lang und reicht bis irgendwo in die Brust.

Wertung:

Das war einer der besten Whiskys, die ich seit einer ganzen Weile getrunken habe! Beeindruckend intensiv und präsent, viele Aromen, die aufeinander folgen, aber nie hat man den Eindruck, dass irgendetwas unangenehm hervorsticht oder fehl am Platz ist. Alles ist stimmig. Und die Kombination aus Würzigkeit und Sherrysüße ist genial!

Der Whisky in der Whiskybase: 97551

Zur Destillerie gehts hier: Glen Garioch

Tobermory 1995-2017 Whic Sujet

Tobermory 1995-2017 Whic Sujet

Auf die dritte Abfüllung aus der neuen Sujet Kollektion von Whic hatte ich mich schon besonders gefreut, stammt sie doch aus einer meiner Lieblingsdestillerien. Tobermory ist nicht nur ein hübsches und ungemein fotogenes Örtchen auf einer sympathischen Insel, sondern auch eine Destillerie mit bewegter Geschichte und sehr leckeren Whiskys.

Die Destillerie (bzw. Burn Stewart Distillers als Eigentümer) gibt relativ freizügig Fässer an unabhängige Abfüller ab, und Whic hat eines davon (ein Ex-Bourbon-Fass, vermutlich ein klassisches Barrel) einem besonderen Finish unterzogen. Der Whisky ist insgesamt 21 Jahre alt (destilliert März 1995, abgefüllt Januar 2017), und die letzten acht Monate davon hat er in besonders kleinen sogenannten Octave-Fässern verbracht. Drei Sherry-Octaves (#328a, #328b, #328c) wurden verwendet, und am Ende wurden 231 Flaschen mit 48,6% (das ist Fassstärke) abgefüllt.

Über die Größe von Octave-Fässern habe ich unterschiediche Angaben gefunden, die von 25 Liter bis 46 Liter reichen. Die hier verwendeten Exemplare müssen noch ein bisschen größer gewesen sein weil insgesamt etwa 162 Liter abgefüllt wurden. Da sollten also schon etwa 54 Liter pro Fass Platz haben. Das kann auch gut sein, denn die Fassgrößen sind längst nicht so exakt definiert wie die oft kolportierten Werte suggerieren. Für Massenware wie Barrels kommt das noch einigermaßen hin, bei Sherry Butts (die gibt es von 500-700 Liter, soweit ich weiß) sieht das schon anders aus, und bei seltenen Fässern wie Octaves oder vermutlich auch Quarter Casks ist die Streuung groß.

Genug der Zahlenspiele, kommen wir zum Whisky:

Colour: M9 (Terracotta)

Nose: Das erste, was mir auffällt ist, dass der Whisky so gar nicht wie ein typischer Tobermory riecht. Der Destilleriecharakter (ölig, würzig, Gummi, Maggi - letzteres ist die despektierliche Bezeichnung meiner Frau für meine Lieblinge ) ist nur undeutlich zu finden. Viel deutlicher registreren wir Sherry, Trockenfrüchte, Geleefrüchte, Holz im Untergrund, getrocknete Kamille, und ein paar leicht säuerliche Noten. Die Sherrynoten sind aber auch keine alltäglichen, wie man sie in Oloroso- oder PX-Whiskys findet. Es gibt keine Angabe über den ursprünglich in den Octaves gelagerten Sherry, aber ich habe den Verdacht, dass es ein trockener Vertreter seiner Art war, vielleicht ein Manzanilla oder Amontillado.

Taste: In der Nase war der Alkohol sehr zurückhaltend, aber im Mund spürt man ihn schon. Er macht den Whisky warm auf der Zunge. Holznoten werden deutlicher, die leichte Säuerlichkeit ist wieder da, auch Kamille und Fruchtnoten (allerdings finden wir keine bestimmte Frucht). Neu auf der Zunge sind Schokoladentöne, die hatten wir in der Nase gar nicht. Dunkle Schokolade, ein bisschen herb, aber nicht so dunkel, dass sie bitter würde. Was auf der Zunge völlig fehlt sind die typischen Tobermory-Noten, die ich oben schon beschrieben habe.

Finish: Der Abgang ist nicht sehr lang. Kurz bis mittel trifft es.

Wertung:

Wie schon eingangs erwähnt ist Tobermory eine meiner Lieblingsdestillerien, und ich liebe die Whiskys wegen ihres durchaus eigenartigen Destilleriecharakters. Der ist hier nun kaum ausgeprägt, und insofern tue ich mich etwas schwer mit diesem Whisky. Das mag für andere Genießer völlig anders aussehen, und bei meiner Frau (ansonsten kein Fan der Tobermory-Eigenarten) kam der Whisky auch besser an als bei mir. Das Experiment mit den Octave-Fässern kann man dagegen als absolut gelungen ansehen. Bei kleinen Fässern ist ja das Verhältnis Kontaktfläche/Volumen deutlich größer als bei Standardfässern, so dass das Fass erheblich mehr Noten abgibt. Da muss man aufpassen, dass das Finish den Ursprungscharakter nicht erschlägt, und das ist hier absolut gelungen. Zusammen mit der (von mir vermuteten) Verwendung eines trockenen und nicht so intensiven Sherry ist die Kombination der verschiedenen Fasscharaktere sehr schön rund geworden.

Die Fotos im Artikel stammen von Whic. Vielen Dank für die Genehmigung zur Nutzung.

Der Whisky in der Whiskybase: 97798

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

Ruta Grigaite

Fettercairn 2006-2017 Whic Sujet

Fettercairn 2006-2017 Whic Sujet

Whic ist ein mittlerweile durchaus bekannter deutscher Onlinehändler und Abfüller mit einem großen und vielseitigen Sortiment, fairen Preisen und eine weit über den Shop hinaus interessanten und informativen Webseite.

Eine Serie neuer Abfüllungen beschäftigt sich mit dem Thema "Finish", also der Nachlagerung in besonderne Fässern. Diese Finishes hat Whic in Eigenregie durchgeführt. Die Etiketten der aktuellen Abfüllungen unter dem Namen "Sujet" schmücken Aktstudien der litauischen Künstlerin Ruta Grigaite. Whic hat mir freundlicherweise Samples davon zur Verfügung gestellt. Das erwähne ich hier aus zwei Gründen: zum einen, um mich zu bedanken, und zum anderen um zu betonen, dass der Artikel natürlich trotzdem meine ehrliche Meinung darstellt. Das ist ja auch für alle das Beste.

Im Glas hatten wir (natürlich hat meine Frau wie immer mitverkostet) einen zehn Jahre alten Fettercairn, der im November 2006 destilliert und im Januar 2017 abgefüllt wurde. Den größten Teil dieser Zeit hat er in klassischen Ex-Bourbon-Fässern (American White Oak) gelegen. Für die letzten acht Monate hat man ihm ein Finish in einem Madeira Hogshead spendiert. Die Fassnnummer war die #107660/2006, und am Ende sind 420 Flaschen mit 52,6% (Fassstärke) herausgekommen.

Irgendwie kommt das mit der Mathematik nicht ganz hin. Wir haben genau eine Fassnummer aus 2006, das müsste also das Ex-Bourbon-Fass gewesen sein. Das sind typischerweise Barrels mit etwa 200 Liter Fassungsvermögen. Das Hogshead fürs Finish fasst ca. 225 Liter: passt mit etwas Luft. Aber bei 420 Flaschen a 0,7 Liter sind 294 Liter abgefüllt worden. Verdünnt worden ist nicht, denn es handelt sich ausdrücklich um Fassstärke. (Gefärbt und kühlgefiltert wurde übrigens auch nicht.) Selbst wenn man den Angels' Share mal weglässt, muss es hier mehr Ausgangsmaterial gegeben haben. Ich vermute mal, dass mehr als ein Fass im Spiel war, denn der Begriff "Single Cask" taucht nirgends auf, auch wenn nur eine Fassnummer genannt wird.

Aber genug der Rechenspiele. Schauen wir uns lieber den Whisky an.

Colour: M7 (Safran)

Nose: Ganz zu Anfang erscheint uns der Fettercairn etwas verschlossen. Er braucht etwas Zeit, bis er sich öffnet. Dann aber dringen Holz, Vanille und süße Noten von Sahne und Sahnekaramell in die Nase. Der Alkohol überdeckt zunächst noch die Trockenobstaromen, die sich erst ausbreiten, als der Alkohol verflogen ist. Ganz spät gesellen sich dann noch weitere, frische Fruchtnoten dazu.

Taste: Ein bisschen Alkoholschärfe finden wir zu Beginn. Das hält aber nicht lange, und es breitet sich eine ölige, cremige Süße im ganzen Mund aus, fast wie ein Cremelikör. Dann kommt eine deutliche Holznote Holz (aber nicht bitter!), und gegen Ende sind da wieder leichte und elegante Fruchtnoten. Die in der Nase noch recht intensiven Karamellnoten finden wir hier nicht mehr wieder.

Finish: Der Abgang ist warm und durchaus kräftig, aber nicht sehr tief. Der Whisky bleibt einfach da, wo er schmeckt.

Wertung:

Eigentlich bin ich kein ausgesprochener Liebhaber von Madeirafinishes. Oloroso oder Portwein sagen mir normalerweise mehr zu. Aber dieser Whisky hier zeigt mir wieder mal, dass es immer gut ist, neugierig zu bleiben und Neues zu probieren. Der Fettercairn von Whic ist für ein Madeirafinish recht kräftig, aber in seiner Aromenkomposition auch ausgesprochen elegant. Da ist nichts, was aus dem Gesamtbild heraussticht, alles passt wunderbar zusammen und ergibt ein stimmiges Gesamtbild. Toller Whisky! Ehrlich!

Die Fotos im Artikel stammen von Whic. Vielen Dank für die Genehmigung zur Nutzung.

Der Whisky in der Whiskybase: 97797

Eine Destilleriewebsite habe ich nicht gefunden, deshalb hier die Wikiediaseite: Fettercairn

Ruta Grigaite
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