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Tasting: Maltman Abfüllungen

Maltman Tasting

Neben den Abfüllungen, die von den Destillerien selbst vorgenommen werden, gibt es die Gruppe der unabhängigen Abfüller. Das sind Firmen, die in mehr oder weniger großem Umfang ganze Fässer in den Destillerien kaufen und bis zur Abfüllung selbst lagern oder in der jeweiligen Herkunftsdestillerie lagern lassen. Für diese Abfüller ergeben sich viele Möglichkeiten, eigene Ideen bei der Lagerung umzusetzen, besonders beim Einsatz ungewöhnlicher Fasstypen für ein Finish, dem Vatting/Blending oder der Festlegung, wann ein Whisky denn nun reif zur Abfüllung ist.

Die bekanntesten unabhängigen Abfüller dürften Gordon & MacPhail, Cadenhead's und Signatory sein. Weniger bekannt ist der Abfüller, um den es heute gehen soll, nämlich Meadowside Blending, der hauptsächlich für seine MaltMan Serie bekannt ist, in der immer wieder exzellente Einzelfassabfüllungen erscheinen. Wir waren bei Malt'n'Taste zu einem Tasting, das sich ausschließlich dieser Serie widmete. Bevor ich aber damit beginne, möchte ich noch auf die zweite Serie "The GrainMan" des Abfüllers hinweisen, die sich - wenig verwunderlich - um Whiskies kümmert, die eben nicht aus Malz hergestellt wurden. Beim Whiskyschiff Luzern hatte ich die Gelegenheit, einen 24-jährigen Port Dundas zu probieren. Ich hoffe, es war nicht die letzte.

  • Tobermory 17 yrs, 46%, Isle of Mull - destilliert März 1996, abgefüllt November 2013, Fass #001, Refill Bourbon 244 Flaschen. - Dieser recht helle (M5 - Senf) Whisky aus meiner Lieblingsdestillerie (naja, eine aus einer Handvoll) ist in der Nase sehr weich und fruchtig und bietet Noten von Karamell, Vanille, später Rosinen und noch später Rauch. Wer Tobermory kennt, müsste jetzt stutzen. Rauch sollte es in einem Tobermory eigentlich nicht geben. Wenn Tobermory Torf einsetzt, dann wird das Ergebnis als Ledaig verkauft. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir es mit einem unabhängigen Abfüller zu tun haben, der mehr Freiheiten hat, auch in den Bezeichnungen seiner Whiskies. Auf der Zunge ist der Tobermory, salzig und leicht bitter (mit Holznoten), außerdem recht trocken. Das Finish ist kurz und unspektakulär. Wer dem Whisky etwas Zeit gibt, wird später mit einem deutlich intensiveren Geruch und Geschmack belohnt. Den Rauch hatte ich ja schon erwähnt, aber auch die süßen Noten, insbesondere Vanille, nehmen später deutlich zu.

  • Clynelish 15 yrs, 46%, Highlands - destilliert Juli 1997, abgefüllt Januar 2013, Fass #6899, Bourbon, 349 Flaschen. Farbe: M8 (Kupfer). Für eine Lagerung in einem Ex-Bourbon-Fass (kein Finish, keine Färbung) ist das eine sensationelle Farbe. Und in der Nase geht es weiter: frisch und würzig, Holz, reifes Obst, Birne, Zitrus, Honig und Honigbusch (sagt meine Frau, ich kannte diese Pflanze gar nicht). Auf der Zunge dann süße Schokolade, zuerst weich, dann ein plötzlicher Schub pfeffriger Schärfe, ein öliger Überzug über Gaumen und Zunge, sehr schön ausbalanciert. Und ein langes, warmes und weiches Finish. Der Clynelish war - nicht nur für uns - die Überraschung des Abends.

  • Bunnahabhain 12 yrs, 51,4%, Islay - destilliert Dezember 2001, abgefüllt Juli 2014, Fass #3708, Port Puncheon, 719 Flaschen. - Dieser sehr dunkle (M9 - Terracotta) Islay-Malt war mein Favorit des Abends. Auch wenn der allererste Eindruck in der Nase mich an frisches Mett(!) erinnerte: dieser kulinarische Seitenhieb verschwand schnell wieder, und es kamen viele Früchte, intensive reife Bananen, Karamell und Kamille durch. Im Mund dann sehr weich und voller gerösteter Nüsse. Mit ein paar Tropfen Wasser, die die einzige Fassstärke-Abfülllung des Abends durchaus verträgt, kann man noch eine schöne Süße hervorlocken. Der Abgang setzt angenehm die Geschmacksnoten fort, ist aber nur mittellang.

  • Arran 16 yrs, 46%, Isle of Arran - destilliert August 1996, abgefüllt Januar 2013, Fass #1094, 1st Fill Oloroso Cask, 391 Flaschen. - Der kupferfarbene (M8) Vertreter der Destillerie auf der innerhalb der Halbinsel Kintyre gelegenen Insel Arran hat in der Nase eine herbe Süße sowie Heu, Alkohol und Nüsse. Im Mund ist er wenig präsent, mit ein paar Noten von Leder, vielleicht Tabak (darüber gab es unterschiedliche Meinungen). Das Finish ist kurz, süß und ein wenig warm. Mit Whiskies von Arran bin ich bisher noch nicht so recht warm geworden (obwohl die Destillerie durchaus gute Kritiken bekommt), und mit diesem hier ist das nicht anders.

  • Strathmill 24 yrs, 46%, Speyside - destilliert März 1991, abgefüllt April 2015, Fass #11079 (Bourbon), PX Finish (vermutlich nur wenige Monate), 150 Flaschen. Wieder einer der dunkleren Drams des Abends (M9 - Terracotta). Und einer der besseren! Flüssiges Karamell, Alkohol, und ein nicht übermäßig süßer Sherryduft fluten die Nase. Auf der Zunge dann Holz, Alkohol (aber nicht scharf), und Malz. Außerdem ist der Geschmack süß und trocken. Mit trocken meine ich tatsächlich "die Abwesenheit von Flüssigkeit", nicht etwa Säurenoten wie beim Wein. Der Abgang ist lang und warm - schön, dass dieser leckere Tropfen so lange bleibt.

  • Dalmore 18 yrs, 47,9%, Highlands - destilliert Oktober 1996, abgefüllt April 2015, Fass #9423, PX Cask, 326 Flaschen. Und es geht noch eine Stufe dunkler: mit Hennarot (M10) ist der Dalmore der dunkelste Whisky des Abends. In der Nase: Sherry, Sherry und Sherry, mit allem, was dazugehört! Dazu ein paar Zitrusnoten und eine angenehme Weichheit. Das setzt sich dann auf der Zunge fort: wieder Sherry und Zitrusnoten, aber auch zusätzliche andere Fruchtnoten. Das Finish ist lang und vermittelt das Gefühl, als fließe der Whisky die ganze Zeit den Hals hinunter. Tut er ja auch, aber das Gefühl ist noch da, wenn der Whisky schon lange weg ist.

Am Ende saßen wir noch lange zusammen, diskutierten die Genüsse und freuten uns an den einzelnen Tropfen, die sich der eine oder andere noch aufgehoben (oder nachgeschenkt) hatte. Das gehört zu den schönsten Seiten an Michaels Tastings: die familiäre Atmosphäre mit vielen Stammgästen, die Gelegenheit, Meinungen auszutauschen und die Möglichkeit, auch nach dem Tasting noch in Ruhe und mit viel Zeit das Genossene zu diskutieren. Gerade an diesem Abend waren aber auch eine ganze Reihe neuer Gäste da, die sich offensichtlich sehr wohl fühlten und schnell in der Gruppe integriert waren. Ich würde mich freuen, wenn da neue Stammgäste "heranwachsen" würden.

Zum Abfüller gehts hier: The Maltman

Zur Tasting-Webseite gehts hier: malt'n'taste

Ardbeg Tasting beim Whiskyschiff Luzern 2016

Ardbegtasting beim Whiskyschiff

Im Rahmen einer Whiskymesse gibt es in der Regel begleitende Seminare oder Tastings, die sich einem speziellen Thema widmen. Das war auch beim Whiskyschiff Luzern der Fall, das wir vor Kurzem mit viel Freude und Genuss besucht haben.

Die Ardbeg-Masterclass wurde von Karen Fullerton moderiert, die für Moët Hennessy als Global Brand Ambassador für Ardbeg und Glenmorangie weltweit unterwegs ist. Dass Glenfahrn sie für das Whiskyschiff gewinnen konnte, kann schon für sich genommen als großartig gesehen werden. Es ist aber nicht ihre, nennen wir es mal geschäftliche Bedeutung, die ein Tasting mit Karen zum Erlebnis werden lassen, sondern die Art, wie sie ihr enormes Wissen anschaulich und verständlich vermittelt, offen und freundlich, begeistert und begeisternd das Gefühl vermittelt, dass sie Whisky liebt und lebt. In dieser Hinsicht kommt sie Jackie Thomson, ihres Zeichens "das Gesicht von Ardbeg", durchaus nahe.

Und als sei das noch nicht genug, eineinhalb Stunden lang spannende und interessante Geschichten (natürlich wurden Mickey Heads, Jackie Thomson und "His Royal Shortness" - der Destilleriehund Shortie - in Wort und Bild vorgestellt) und Tatsachen über eine seiner Lieblingsdestillerien zu hören, gab es auch noch für Nase und Gaumen absolut Außergewöhnliches. Neben einigen schon für sich genommen als Seltenheit anzusehenden Besonderheiten (New Make, Ardbog) stand nicht weniger an als die Dekonstruktion der kompletten Core Range von Ardbeg. Zu Corryvreckan und Uigedail gab es jeweils eine Komponente als Cask Sample, zum TEN durften wir beide Hauptkomponenten Komponenten probieren.

Übrigens habe ich bei diesem Tasting gelernt, mich vom Vortragenden leiten zu lassen und auf vorauseilendes Schnuppern oder gar Probieren zu verzichten. Der Inhalt der Gläser und die Reihenfolge im Tasting hatte wenig bis nichts mit dem (ansonsten sehr hübschen ) Tastingsheet zu tun. Und das mit Absicht! Auf Nachfrage gab Karen zu, damit die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf ihr Drehbuch zu lenken.

Und das gab es zu trinken:

  • New Make, 68,5% - Frisch aus der Brennblase, und zwar aus dem "Foreshot end" des Destillationslaufes, d.h. mit leichteren Alkoholen und höherem Alkoholgehalt. Ich hatte schon vorher einmal die Gelegenheit gehabt, New Make aus Ardbeg zu probiere, und auch wenn zu einem fertigen Whisky noch viel fehlt, ist das ein durchaus genießbares Getränk. Übrigens: wenn man den New Make 1:1 mit Wasser verdünnt, dann ist das kein Sakrileg, sondern zaubert ganz neue Geschmacksnoten heraus. Der New Make wird dadurch erheblich rauchiger.

  • Perpetuum, 47,4% - Den kannte ich schon, auch wenn ich die letztjährige Festival-Abfüllung nur in der Distillery-Variante probiert hatte. Ob letztere wirklich besser ist als die hier verkostete "General Availitility Version", kann ich mangels unmittelbarem Vergleich nicht sagen. Lecker waren auf jeden Fall beide. Und neu war (zumindest mir) die Information, dass der Perpetuum Komponenten im Altersbereich zwischen 6 und 15 Jahren enthält.

  • TEN Cask Sample 1st fill Bourbon, 56,2% - destilliert 2005, cask #326

  • TEN Cask Sample 2nd fill Bourbon, 56,7% - destilliert 2005, cask #2748

Diese beiden Whiskies waren Cask Samples der Komponenten, die in den Ardbeg TEN gehen. Beide haben 10 Jahre lang in Bourbonfässern gelegen, jeweils ein 1st- und ein 2nd-fill Fass. Der 1st-fill hat natürlich mehr Farbe aus einem Fass abbekommen, aber interessanterweise war der 2nd-fill spürbar intensiver im Geschmack. Nachdem wir von beiden Whiskies zumindest einen ersten Schluck gekostet hatten, gab es dazu ein Stück Montgomery Cheese, würzig und sehr lecker. Die Website habe ich schon gefunden. Mal sehen, ob ich bei Gelegenheit auch ein Stück davon ergattern kann ...

  • Uigedail Cask Sample, 58% - Hogshead Oloroso, destilliert 2006, cask #4581. Dazu gab es ein Stück Parmesan, der ohnehin zu meinen Lieblingskäsesorten gehört.

  • Corryvreckan Cask Sample, 56,1% - French Oak, destilliert 2005, cask #4556. Der Corryvreckan ist aus American Oak und French Oak Fässern gemischt, hier gab es die französische Komponente. Dazu ein aromatischer Weichkäse aus lokalem (Luzern) Supermarkt. OK, der war wohl kurzfristig dazugeholt worden, nicht langfristig dafür ausgesucht. Das tat dem Geschmackserlebnis aber überhaupt keinen Abbruch.

Bei den fertigen Abfüllungen ist mir der Corryvreckan eine (kleine) Kleinigkeit lieber, obwohl ich bestimmt keinen Streit um den "besseren" Whisky anfangen würde. Die Cask Samples kommen ihren "Flaschenkindern" recht nahe, aber hier war der Uigedail mit seinen Sherrynoten mein Favorit. Das Rennen ging letztlich ebenso knapp aus wie bei den fertigen Abfüllungen.

  • Ardbog, 52,1% - Zum Schluss gb es die Ardbeg Day Abfüllung von 2013, eine Mischung aus ex-Bourbon casks und Manzanilla casks, beide jeweils 10 Jhre alt. Manzanilla ist eine Besonderheit im Whiskyumfeld. Das ist ein Fino Sherry, also ein trockener Sherry, der hier unter anderem ein paar salzige Noten beisteuert. Selten und lecker.

Wow, das war mal ein Tasting! Es waren ja "Limited Editions und Raritäten" angekündigt, aber bei der Beschreibung wäre ich schon mit deutlich weniger zufrieden gewesen. New Make, Cask Samples und Deconstruction Elemente hätte ich nie und nimmer erwartet. Außerdem ist Karen Fullerton eine glänzende Unterhalterin und wartet mit exzellentem Fach- und Detailwissen auf. Wer sie einmal erlebt hat, der versteht, warum sie gleich für zwei der "Schwergewichte" unter den Single Malts als Global Brand Ambassador unterwegs ist. (Hatte ich das nicht so ähnich schon mal zu Beginn des Artikels geschrieben? Na, egal, das ist eine zweimalige Erwähnung durchaus wert.)

Bei all diesen Superlativen gerät fast schon in Vergessenheit, dass Ardbeg sowieso sehr weit vorne bei meinen Lieblingsdestillerien dabei ist. Und diese Position hat sich durchaus gefestigt.

Zum Whiskyschiff gehts hier: Whiskyschiff Luzern

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