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Tasting: Bunnahabhain 2016

Tasting: Bunnahabhain 2016

Manchmal muss man einfach Glück haben. Whisky For Life, ein von mir sehr geschätzter Frankfurter Whiskyshop, hatte auf Facebook eine Änderung für eines seiner Tastings bekanntgegeben, weil ihm der Referent abgesprungen war. Erst dadurch war ich auf das reine Bunnahabhain-Tasting aufmerksam geworden, und die "Zweitbesetzung" für die Durchführung machte mich definitiv hellhörig. Anstelle des Brand Ambassadors von Burn Stewart (schon das wäre keine schlechte Besetzung für das Thema gewesen) übernahm Andrew Brown, seines Zeichens Distillery Manager von Bunnahabhain. Wenn das kein Glücksfall war. Zwei der wenigen noch freien Plätze waren schnell gebucht, und letzten Donnerstag nahmen wir dann in einem gut gefüllten Ladenlokal Platz. Mit uns am Tisch saß ein weiteres Paar, mit dem sich schnell eine angeregte Unterhaltung entspann, bevor es dann losging.

Der schottische Akzent von Andrew Brown ist durchaus leidlich zu verstehen. Er gehört zu jenen, die sauber zwischen dem Akzent und der oft damit einher gehenden Nuschelei trennen, was uns für seine amüsanten Geschichten durchaus zugute kam.

Nach einigen einleitenden Sätzen und Zahlen zur Destillerie (gegründet/legalisiert 1881, peated Whisky gibt es erst seit 2003, pro Tag gehen ca. 300.000 Liter Quellwasser in den Produktionsprozess - zur Kühlung wird je nach Außentemperatur bis zur zehnfachen Wassermenge benötigt) ging es dann los. Das Tasting war in drei Blöcke unterteilt, jeweils durch eine Pause unterbrochen. Im ersten Block gab es die mit Altersangaben versehenen, ungetorften Standardabfüllungen.

  • Bunnahabhain 12yo, 46,3% - Diese Abfüllung gibt es seit 1979, auch wenn zwischendrin wohl auch mal das Rezept geändert wurde. Der Sherryanteil hat wohl zugenommen.

    • Nose: In der Nase sind viele fruchtige und süße Noten. Dazu kommt die klassische Sherry-Suite mit Rosinen, Trockenfrüchten, Rum (eher nicht) und Sherry, allerdings sehr verhalten. Das ist kein Vergleich zu manchen "Sherrybomben". Was dem Ganzen aber seinen Charme verleiht ist eine Würzigkeit, die für mich ganz typisch Bunnahabhain ist. Keine Ahnung, was das ist, vielleicht ein paar weihnachtliche Gewürze? Aber es ist Bunnahabhain!

    • Taste: Im Mund finde ich wieder die leichte Fruchtigkeit und Süße, auch würzig ist er wieder, außerdem nussig und mit Noten von Honig. Die Bunnahabhain-typischen 46,3% Alkohol treten kaum in Erscheinung.

    • Finish: Das Finish ist mittellang und schön warm im Hals.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 42079
  • Bunnahabhain 18yo, 46,3% - Als nächstes hatten wir den 18-jährigen, den Freunde von uns zu ihrem All-Time-Favourite erkoren haben. Ich hatte ihn bisher einmal im Glas. Das war am Bunnahabhain Day in der Destillerie. Das war zwar sozusagen der ideale Platz, um einen Bunnahabhain zu probieren, aber bei all dem Trubel des Tages hatte ich keine Gelegenheit, mit Notizen zu machen. Und mit meinem Gedächtnis ist das manchmal so eine Sache ... ich weiß nur noch, dass ich ein bisschen enttäuscht war ob der Vorschusslorbeeren. Nun hatte ich die Gelegenheit, mein Urteil zu korrigieren. Der 18jährige hat den höchsten Sherryanteil unter den Standardabfüllungen, dementsprechend ist er sichtbar dunkler als der 12-jährige.

    • Nose: Und auch in der Nase macht sich das bemerkbar: die Sherrynoten und alles, was typischerweise damit einhergeht, haben ganz klar das Kommando in der Nase. Dahinter kommen, deutlich schwächer, auch andere süße, fruchtige und - natürlich - würzige Noten zum Vorschein.

    • Taste: Auf der Zunge ist einen Augenblick lang eine gewisse Schärfe zu schmecken (Alkohol, Pfeffer?), aber das wird schnell eingefangen durch eine schöne runde Komposition aus Sherry und Trockenfrüchten. Interessant noch, dass einige Teilnehmer auch ein bisschen Salz fanden. Andrew bestätigte uns, dass das vielen so gehe. Er selbst schmecke da allerdings gar kein Salz, vielleicht, weil er so nah am Meer wohne und eigentlich ständig Salz in der Luft und auf der Zunge habe. Klingt plausibel.

    • Finish: Der Abgang ist etwas kürzer als beim 12-jährigen. Das mag daran liegen, dass der 18-jährige insgesamt weicher und runder ist als der jüngere Bruder.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 53099
  • Bunnahabhain 25yo, 46,3% - Zum Abschluss der ersten Session gab es noch den Ältesten im Bunde. Der ist farblich wieder in etwa so wie der 12-jährige, jedenfalls soweit ich das bei der gemütlichen, aber etwas schummerigen Beleuchtung beurteilen konnte.

    • Nose: Hier kommt das Salz jetzt deutlicher zur Geltung. Darüber hinaus riecht der Whisky sehr weich, sanft und stimmig. Ich finde viele süße Noten, unter anderem Karamell. Und Leder?

    • Taste: Auch auf der Zunge ist der alte Herr weich, süß, sahnig und abgerundet, alles schön aufeinander abgestimmt. Auch ein wenig Salz ist wieder da, und ein bisschen Sherry. Deutlich weniger als bei den jüngeren, aber gerade so viel, dass alles zusammen passt.

    • Finish: Im Abgang ist dieser hier eher kurz.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 27789

Wie schon erwähnt, wurde jetzt eine Pause eingelegt. Für mich die Gelegenheit, hier ein kleines Zwischenfazit einzustreuen. Rein "technisch" gesehen werden die Standards mit zunehmendem Alter immer besser. Weich, rund und vor allem sehr stimmig. Die meisten Sympathiepunkte bekommt von mir aber der 12-jährige. Zum einen mag ich die etwas raueren Kompositionen, in denen die einzelnen Komponenten sozusagen "miteinander reden", sich manchmal auch etwas streiten. Und zum anderen erzeugt der 12-jährige in meinem Kopf sofort die Bilder von der Destillerie, dem Warehouse, dem Innenhof, der engen Treppe zum noch engeren Shop und natürlich dem wunderschönen Pier mit seinen roten Farbtupfern. Herz über Kopf ...

In der Pause gab es auch ein bisschen was zu essen. Das benachbarte naïv, für seine Craftbeer-Expertise bekannt, lieferte allerlei leckere "Flats" (neudeutsch für Flammkuchen) an. Die Bretter mit den verschiedenen Varianten wurden durch den Laden getragen und weitergereicht, so dass schnell eine lockere Atmosphäre mit netten Pausengesprächen aufkam.

Nach der Pause ging es weiter mit Whiskies, die man so nicht zu kaufen bekommt. Andrew hatte drei Fassproben mitgebracht. Zwei davon waren auf die schon bekannten 46,3% verdünnt, eine war in Fassstärke belassen.

Übrigens: warum eigentlich gerade 46,3%? Hat diese Stärke etwas besonderes? Schmeckt der Whisky in dieser Stärke am besten? Kommen die Aromen am besten zur Geltung? Vermutlich nichts von allem. Ich glaube, dass es das Marketing ist, das gerne eine wiedererkennbare Besonderheit hätte. Talisker macht das ebenso (45,8%). Im Fall von Bunnahabhain, erzählte Andrew, liege es daran, dass das Messgerät in der Verdünnungsanlage ausgerechnet bei 46,3% exakt arbeite, während bei 46% größere Abweichungen auftreten. Ich kann mir das nicht so recht vorstellen. Aber ein Gegenargument habe ich natürlich nicht. Übrigens arbeiten auch Tobermory und Deanston, die beiden anderen Destillerien von Burn Stewart, mit 46,3%. Das kann natürlich daran liegen, dass die durch dieselbe Verdünnungsanlage laufen - oder eben dafür, dass dieselbe Marketingabteilung dahinter steht. Na egal, solange es schmeckt ...

  • Bunnahabhain 18yo (bottled Sept. 2016) Cognac Finish, 46,3% - Die zweite Session startete mit einem ungewöhnlichen, aber sehr reizvollen Tropfen. Der Whisky hat volle sechs Jahre, also ein Drittel seines Gesamtalters, in Cognacfässern gelegen. Ein Cognac-Finish findet man selten. Erst vor wenigen Monaten hat Bruichladdich den Port Charlotte CC:01 in die Duty-Free-Shops der Flughäfen gebracht, und weil mir der sehr gut schmeckt, war ich auf den Bunnahabhain (im Gegensatz zum Port Charlotte natürlich ohne Rauch) sehr gespannt.

    • Nose: Zuerst einmal: auch das ist ein echter Bunnahabhain. Die würzige Note finde ich sofort. Auch die Süße und Fruchtigkeit wirken vertraut. Ein bisschen Holz ist noch da, und Apfelkuchen. Außerdem sind da noch andere Noten, auch irgendwie würzig, aber unbekannt. Vielleicht kommen die vom Cognac?

    • Taste: Auch auf der Zunge ist der Whisky ein wenig süß, und die Holznoten sind auch wieder da. Im Gegensatz zum recht weichen Eindruck in der Nase ist er hier aber durchaus ein wenig bissig. Dann Karamellnoten und Melasse. Letztere fand ich schwer zu entdecken (Andrew hat uns mit der Nase drauf gestoßen), aber nachdem sie einmal entdeckt war, war der Eindruck sehr klar. Die Melasse- und Karamellnoten passten übrigens sehr schön zueinander.

    • Finish: Das Finish mittellang, aber es hat etwas, das ich mal als "airy" (also "luftig") bezeichnen möchte. Neben den Geschmacksnoten in Gaumen und Hals hatte ich das Gefühl, dass auch in der Atemluft noch allerlei Aromen stecken. Sehr schön!
  • Bunnahabhain 11yo (bottled Oct. 2016) Manzanilla Finish, 57,4% - Jetzt ging es zur Sache! Der nächste Whisky kam in unverdünnter Fassstärke daher. Laut Tastingsheet handelte es sich um eine Manzanilla-Finish (einer der trockeneren Sherries), aber Andrew zweifelte das an. Er meinte, der Whisky müsste komplett in dem Sherryfass gereift sein.

    • Nose: Das war fast wie ein Besuch bei einem alten Bekannten. Hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte geglaubt, einen Tobermory im Glas zu haben. Die gleiche ledrige Würze, an der sich die Geschmäcker scheiden. Jedenfalls die von meiner Frau ("wie Maggi") und mir. Buttriges Gefühl auf der Zunge, sahnig, Karamell, süßes Popcorn, trotz der Fassstärke nur dezenter Alkohol - traumhaft!
    • Taste: Auch auf der Zunge bilde ich mir die Verwandtschaft zu Tobermory ein. Würzige Noten, jetzt deutlicher mit Sherry, dazu Karamell und mehr Alkohol als in der Nase.

    • Finish: Der Abgang ist lang und warm. Hier macht sich dann doch die hohe Alkoholstärke bemerkbar, aber sie trägt die anderen Noten mit sich, anstatt sie zu erschlagen.
  • Bunnahabhain 11yo (bottled Oct. 2016) Marsala Finish, 46,3% - Jetzt wieder verdünnt, ebenfalls 11 Jahre alt, diesmal aber definitiv ein Finish, und zwar in einem Marsala-Fass. (Ein Marsala-Finish hatte ich auch letzen Mai beim Bunnahabhain-Day in der Destillerie kennengelernt, aber damals handelte es sich um einen "Moine", also einen intensiv getorften Whisky.)

    • Nose: Hier also ohne Torf. Dafür stehen Früchte im Vordergrund. Zuerst entdecken wir Brombeeren später gesellt sich Apfel dazu. Der Whisky wirkt in der Nase deutlich runder und weicher als der mit dem Cognac-Finish.

    • Taste: Und auch auf der Zunge ist er weich und rund. Würzig, süß (Butterscotch, Fudge?), und ganz leichte Anisnoten.

    • Finish: Im Abgang ist er mittellang und "dick". Damit meine ich, dass er sich auch im Abgang noch so anfühlt, als ob er sich auf alles legt. Klingt komisch, ist aber so.

Mein Favorit unter den Fassproben war der mittlere (Fassstärke, Manzanilla-Finish). Aber der Vorsprung vor dem ersten (Cognac-Finish) war sehr knapp. Vielleicht wäre es andersherum ausgegangen, wenn der Manzanilla nicht in Fassstärke dahergekommen wäre oder mit der Tobermory-Fahne gewinkt hätte. Aber die Platzierung ist gar nicht so wichtig, eher das Glück, gleich zwei so tolle Whiskies in einem Tasting zu haben. Die Kurzumfrage in der Teilnehmerrunde ergab auch, dass definitiv beide ihre Fans hatten.

Nach einer weiteren Pause (diesmal ohne Flammkuchen, also mit mehr Zeit für Smalltalk und Fachsimpelei, an der sich Andrew übrigens intensiv beteiligte) gab es in der letzten Session noch zwei rauchige Bunnahabains zu probieren. Bunnahabhain hat lange Zeit völlig ohne Torf gearbeitet (abgesehen von den Anfangszeiten der Destillerie natürlich, als Torf das einzige verfügbare Brennmaterial war). Erst 1997 wurden (auf Betreiben des Marketings, wenn ich mich richtig erinnere) erste Experimente mit Torf gemacht, und seit 2003 gibt es regelmäßig getorfte Abfüllungen. Allerdings bezieht Bunnahabhain seine Gerste nicht von Islay, sondern von der englischen und schottischen Ostküste.

  • Bunnahabhain Toiteach, 46% - Der gälische Name (Aussprache: "Tochtschach" mit den ch wie in "doch") bedeutet "Smoke", also "Rauch". Eine Altersangabe gibt es nicht. Die Hälfte des Malzes ist mit etwa 50 ppm (parts per million Phenol) getorft, die andere Hälfte ist ungetorft. Kleine Anekdote am Rande: der Toiteach hat "nur" 46%". Andrew erzählte, dass er Dr. Kirstie McCallum, Master Blender bei Burn Stewart, nach dem Grund gefragt habe. Antwort: die Etiketten waren schon gedruckt und sollten nicht nochmal neu gedruckt werden.

    • Nose: Natürlich ist der Rauch das erste, was die Nase wahrnimmt. Zum einen, weil er recht intensiv ist, zum anderen, weil der Rauch der deutlichste Unterschied zum bisherigen Abend ist. Aber auch frische Gerste meinen wir zu erkennen. Dazu die dann wieder vertrauten, fruchtigen und süßen Noten.

    • Taste: Und auch die Zunge kommt jetzt vornehmlich in den Genuss von Rauch. Die Süße und Fruchtigkeit ist ebenfalls wieder da. Unter den Früchten sticht diesmal die Banane deutlich hervor.

    • Finish: Der Abgang ist lang und trägt den süßen Rauch noch eine ganze Weile.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 36222
  • Bunnahabhain Ceòbanach, 46,3% - Der gälische Name (Aussprache: "Kjubanach", ch wie in "doch", Betonung auf erster und dritter Silbe) bedeutet "Smoky Mist", also "Rauchiger Nebel". Eine genaue Altersangabe gibt es auch hier nicht. Allerdings steht auf dem Etikett, der Whisky habe "länger als 10 Jahre in Ex-Bourbon-Fässern gelegen". Also kein genaues, aber durchaus ein reifes Alter. Getorft ist der Ceòbanach mit 35-45 ppm.

    • Nose: Sherry finden wir diesmal nicht. Ungewöhnlich für einen Bunnahabhain, aber logisch, wenn nur Ex-Bourbon-Fässer zum Einsatz kamen. Dafür riechen wir Holznoten, kaum Süße, und reichlich Rauch.

    • Taste: Und auch hier: viel Rauch, Holznoten. Vielleicht ein bisschen süß, und wenn man nur will, dann entdeckt man auch Spuren von Vanille. Insgesamt ein recht klassischer Ex-Bourbon-Whisky, plus natürlich Rauch und Torf.

    • Finish: Der Abgang ist mittellang, ohne auffällige zusätzliche Noten.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 73761

Auch bei den getorften Whiskies war ich mir mit meiner Frau nicht ganz einig. Sie bevorzugte ganz klar den Ceòbanach, der sich mit seinen fehlenden Sherrynoten vom Rest des Programms deutlich unterschied, ich mochte den Toiteach lieber. Aber dass ich etwas für die Kombination aus Rauch und Sherry übrig habe, ist nun auch kein Geheimnis.

Bleibt ein Fazit des Abends zu ziehen. Und das ist ganz eindeutig positiv! Schöne Atmosphäre (was in einem Ladengeschäft ja nicht unbedingt selbstverständlich ist), nette Gäste, spannende und amüsante Moderation, tolle Whiskies und ein Gastgeber, der das alles mit Engagement und Augenmaß zusammengestellt hat. Das war bestimmt nicht unser letztes Tasting bei Whisky for Life.

Zum Veranstalter gehts hier: Whisky For Life

Zur Destillerie gehts hier: Bunnahabhain

Tasting: Aus aller Welt 2016

Tasting: Aus aller Welt 2016

Dass Whisky aus Nordwest-Europa stammt, ist ja ziemlich unbestritten. Unter Historikern gibt es höchstens unterschiedliche Meinungen darüber, ob die ersten Brenner aus Irland oder Schottland kamen. Wobei das ziemlich unwichtig ist, weil die heutigen Staatsgrenzen ohnehin viel jünger sind als das Produkt, das sich weit über diese Grenzen hinaus großer Beliebtheit erfreut.

So beliebt, dass man sich auch anderswo in der Welt daran gesetzt hat, Whisky zu produzieren. Die nordamerikanischen Staaten haben da wohl die größte Tradition vorzuweisen, aber auch in Asien und Europa gibt es eine Reihe weiterer Hersteller. Und einige davon waren Thema des kürzlichen Tastings bei malt'n'taste, das wie immer im Gasthaus Zur Linde in Neu-Anspach stattfand.

Diesmal hatte Michael sechs Whiskies aus sechs verschiedenen Ländern zusammengestellt, die einen schönen Überblick darüber gaben, wie man das Thema "Whisky" anderswo in der Welt interpretiert. Denn trotz immer wieder auftretender Anzeichen von Verwandtschaft gibt es diverse Unterschiede, die mal in der Mentalität des Herstellers, mal im verwendeten Material und mal im Wetter und Klima des Herstellerlandes begründet liegen. Wer sein Whiskyherz ganz und gar dem schottischen Single Malt Whisky verschrieben hat, dem mag das alles "spanisch" vorkommen - im Sinne von "nicht-schottisch", denn einen spanischen Vertreter hatten wir diesmal nicht am Start. Wer aber Whisky in allen seinen Spielarten schätzt und sich die Neugier auf andere Spielarten erhalten hat, der bekam bei diesem Tasting reichlich Gelegenheit, seinen Horizont zu erweitern und feine Tropfen zu genießen.

Schottland: Der Start im vertrauten Umfeld

Wer Michael kennt, der weiß, dass er Ausflüge in ungewohnte Whiskyregionen gerne mit einem Klassiker startet, um die Zunge zu eichen und eine Art Sprungbrett in neue Gefilde zu haben. Das war in der Vergangenheit schon mal ein Glen Grant 10 yrs, der mit seinen ganz klassischen Noten exzellente Vergleiche ermöglicht. Diesmal gab es vorweg einen anderen Vertreter aus der Speyside, den Glenfarclas Heritage, mit 40%, ohne Altersangabe und vermutlich aus einer Mischung aus Sherry- und Ex-Bourbon-Fässern komponiert.

Den haben wir jetzt nicht detailliert mit Notes versehen, es ging ja eher darum, ein Gefühl für den Start unserer Reise zu bekommen. Trotzdem kann ich Gerste, Nüsse, und herbe Früchte erwähnen, die auf Anhieb zu riechen und schmecken waren. Intensive Sherrynoten fehlten, ich tippe darauf, dass die betreffenden Fässer vorher einen eher trockenen Sherry wie Amontillado oder Manzanilla beherbergt haben. Genaueres war dem Etikett nicht zu entnehmen. Aber vielleicht möchte ich diesen Whisky irgendwann nochmal einzeln unter die Lupe nehmen.

Neuseeland: Da war doch noch was ...

Auch wenn Neuseeland heutzutage hauptsächlich wegen der Drehorte aus den "Herr-der-Ringe"-Filmen in den Medien präsent ist, ist das Land auch für Whiskyfreunde von Interesse. Es gab auf der Südinsel des zweigeteilten Inselstaats von 1968 bis 1995 (oder 1997, da habe ich widersprüchliche Angaben gefunden) eine Destillerie namens Willowbank. Während der Existenzzeit der Destillerie gab es keine Abfüllungen, aber Jahre später (nachdem die Destilleriegebäude schon wieder abgerissen waren) kaufte eine Firma die Restbestände (dem Vernehmen nach knapp 500 Fässer) auf und vermarktet den Whisky seitdem in Kleinserien. Der Milford 20 yrs ist eine dieser Kleinserien. Man hat ihn auf leichte 43% Trinkstärke verdünnt und als "Limited Edition" auf den Markt gebracht.

  • Colour: M6 (Ocker) - zu hell für Sherryfässer, würde ich sagen.

  • Nose: Als erstes finden wir Früchte. Nicht frisches Obst, auch keine Trockenfrüchte, eher Dosenfrüchte, vielleicht (aber nicht sicher) Birnen. Außerdem sind die Aromen angenehm würzig, sie erinnern ein Bischen an frisches Popcorn. Nach der Vermutung "kein Sherry" anhand der Farbe hätte ich eigentlich Holz- und Vanillenoten erwartet, wie man sie aus Ex-Bourbon-Fässern kennt. Die finde ich aber nicht. Vielleicht ist man auf der Südhalbkugel ja auch ganz andere Wege bei der Fassauswahl gegangen ...

  • Taste: Aha, jetzt aber! Auf der Zunge sind die Holznoten nun da zusammen mit einem leicht bitteren Ton. Außerdem finde ich Tabak, vielleicht aromatisierten Pfeifentabak. Und man schmeckt das Alter, wenn der Whisky den seitlichen Mundraum geradezu austrocknet.

  • Finish: Der Abgang ist sehr weich und recht kurz. Laut Beschreibung soll das Finish an weiche Lowland-Malts (z.B. Glenkinchie) erinnern. Den habe ich jetzt noch nicht getrunken, also fehlt mir der konkrete Vergleich. Aber vorstellen kann ich mir das schon. Vielleicht finde ich bei Gelegenheit mal ein Sample von einem Glenkinchie.

  • Der Whisky in der Whiskybase: 24963

Österreich: Whisky aus dem Weinland

Der Landstrich im niederösterreichischen Donautal ist bekannt für seine Weine und Kulturdenkmäler wie das Stift Melk. Aber auch Whisky wird dort destilliert, und zwar bei dem Familienunternehmen Wieser, dass hauptsächlich Obst zu süßen oder hochprozentigen Erzeugnissen verarbeitet, aber eben auch schon mal Getreide zu - eben - Whisky brennt. Wir hatten den Single Malt WIESky 7 yrs im Glas, der im Pinot Noir Cask gereift (nicht nur gefinished) ist. Der Whisky trägt übrigens noch die Bezeichnung "Uuahouua". Ich weiß noch, dass es damit eine bestimmte Bewandtnis hatte, aber ich habe den Zusammenhang vergessen. (Nachtrag: "Uuahouua" ist eine alte Bezeichnung für „Wachau“.)

  • Colour: M4 (Bernstein)

  • Nose: Hier erwartet uns eine ganze Kaskade an Düften, wenn auch klassische Whiskyassoziationen fehlen. Uhu und andere Kleber finde ich, und Gerüche, die mich an die Schusterei erinnern: Leder, Leim, neue Schuhe. Außerdem sind sowohl süße (von Leder und Leim) und saure Noten da. Letztere nehmen den Geschmack ein wenig vorweg, denn dort ...

  • Taste: ... finde ich hauptsächlich Obst. Saure Äpfel und eher fruchtige Birnen. Der Geschmack erinnert ein Bischen an einen Obstbrand, was bei der Herkunft ja vielleicht auch nicht verwundert.

  • Finish: Der Abgang ist weich und - auch hier - fruchtig.

  • Der Whisky in der Whiskybase: 42740

Deutschland: Ein Holzklotz mit Gefühl

Der letzte Whisky vor der üblichen Pause führte uns nach Bayern. Am Schliersee brennt die Destillerie Slyrs schon recht lange Whisky, und der im letzten Jahr erstmalig aufgelegte Slyrs 12 yrs, 43%, kam 2016 in einer neuen Edition auf den Markt, in einer aus einem massiven Holzklotz gefrästen Verpackung und mit dem Sample - der Sammler lässt seine Flaschen gerne zu - gleich inklusive. Der Verkauf der Charge soll auch ohne aktive Werbung zu Schlangenbildung vor der Destillerie geführt haben. Ob Michael sich auch vor Ort angestellt hat, weiß ich nicht, aber er schenkte uns den dergestalt mit Vorschusslorbeeren bedachte Tropfen aus.

  • Colour: M8 (Kupfer)

  • Nose: Nun ja, diee oben erwähnten Lorbeeren waren natürlich nicht zu riechen, aber dafür werde ich mit einer ganzen Lawine von Düften bombardiert: Nüsse, Früchte, Pflaumen, Kaffee, Vanille. Das ist schon klasse.

  • Taste: Auf der Zunge scheint es sich dann ein wenig auf die nussigen Noten zu konzentrieren. Ich schmecke Nüsse, ein cremiges Gefühl auf der Zunge, fast wie Nutella, dazu würzige Noten, vielleicht Muskat. Und viel Süße, erinnert an einen Likör.

  • Finish: Das Finish schließlich ist lang und weich, und die nussigen Noten sind immer noch da.

  • Der Whisky in der Whiskybase: 80785

Schweden: Nichts für (Blumen)kinder

Die schwedische Destillerie Mackmyra ist eine architektonische Besonderheit. Hier sind alle Elemente der Whiskyherstellung so konstruiert und angeordnet, dass das Produkt immer aus eigener Kraft fließen kann und nie gepumpt werden muss. Das heißt natürlich nicht, dass der Whisky "heruntergekommen" wäre - ganz im Gegenteil! Der Macmyra Blomstertid 46,1%, wurde in einer Mischung aus amerikanischer Eiche, Oloroso und PX Fässern gelagert, sein Finish hat der Whisky in Kirschweinfässern erhalten. "Blomstertid" heißt übrigens sowiel wie "Blumenzeit" - passend zum Frühjahr, in dem der Whisky abgefüllt wurde.

  • Colour: M8 (Kupfer) - aber etwas rötlicher als der Slyrs.

  • Nose: Auch der Blomstertid riecht recht würzig und weich. Außerdem nach Schokolade, Kirschen und Beeren. Und ein paar Zitrusnoten sind auch noch da.

  • Taste: Am Gaumen verschwindet die Würzigkeit etwas - ein paar Bitternoten sind noch da. Hier übernehmen süße Früchte das Kommando, vor allem Kirschen. Intensive Süße, fast wie Likör. Und viele schwer zu beschreibende Noten, die das ganze zu einem sehr komplexen Geschmackserlebnis werden lassen.

  • Finish: Der Abgang ist lang und fruchtig.

  • Der Whisky in der Whiskybase: 80428

Schweiz: Flaschenspiele mit Zahlendrehern

"Wir haben hier die Flaschen 106 und 107 von 105." Da regte sich auch beim fünften Whisky des Abends noch spontaner Widerspruch im Saal. - Natürlich hatte sich Michael nur versprochen. Es gab 108 Flaschen des Säntis Malt 5 yrs mit 48%, genauer gesagt der Private Cask Selection aus Cask #7725. Die 108 Flaschen wurden exklusiv für Whisky-in-Wiesbaden abgefüllt.

  • Colour: M10 (Hennarot)

  • Nose: Die Sherry-typischen Noten wie Rosinen oder Trockenfrüchte überwiegen, aber der erste Eindruck ist ein ganz anderer: das erinnert an Reifen und Gummi. Ganz kurz nur, bevor der Sherry übernimmt, aber deutlich.

  • Taste: Auch im Mund beginnt der Genuss mit einem Paukenschlag: Pfeffer! Einen Moment lang wirkt der Whisky geradezu scharf, dann mischt sich wieder die Sherrywelt in die Komposition. Und dann ... hmm, ist da eine Biernote? Vielleicht gar schales Bier? Nein, wohl doch nicht. Da hat mich wohl die Destilleriegeschichte (eigenlich eine Brauerei, der Whisky wird überwiegend in alten Bierfässern gelagert) ein bischen gefoppt. Kann zur fortgeschrittenen Zeit wohl mal passieren. Was ich mir allerdings nicht eingebildet habe, ist der Effekt, den dunke Schokolade auf den Whisky hat: plötzlich schmeckt er sehr peffrig, um danach schön weich, geradezu sanft zu werden.

  • Finish: Mittellang, die Sherrynoten klingen nach, außerdem ganz leicht bitter.

  • Der Whisky in der Whiskybase: 70246

USA: Auswanderermitbringel

Natürlich sind nicht die Auswanderer aus Schottland für den Geschmack des McCarthy's Oregon Single Malt Whiskey verantwortlich, aber eine wichtige Zutat des Batch W15-01 (42,5%, bottled: 30.03.2015) kommt schon aus der alten Heimat des Single Malt: die Gerste wurde in den Port Ellen Maltings auf Islay gemälzt und zur Whiskyproduktion nach Oregon transportiert. Und das schmeckt man ...

  • Colour: M5 (Senf)

  • Nose: Wer die rauchigen Malts von Islay mag, der wird sich hier sofort zu Hause fühlen: die Nase wird geflutet mit Rauch, Torf, würzigen und maritimen Noten. Der Eindruck von Wärme macht sich breit. Und vielleicht eine Ahnung von geräuchertem Schinken.

  • Taste: Und auch auf der Zunge findet sich viel Vertrautes für den Torfkenner: Rauch, Salz, Holz, bittere Noten, Holz. Klassisch und lecker.

  • Finish: Der Abgang hält sich mittellang und ist ebenfalls von rauchigen Noten geprägt. Ich meine auch noch eine leichte Holznote wahrgenommen zu haben, aber das in den abklingenden Aromen in der Atemluft schwer zu identifizieren.

  • Der Whisky in der Whiskybase: 86993

Von der Reise zurück

Wir waren in Schottland gestartet, und irgendwie sind wir zum Schluss auch dorthin zurückgekehrt. Dazwischen lagen viele Eindrücke, die wenig mit dem klassischen Verständnis von "Scotch" zu tun haben, und doch sehr viel mit Whisky. Die Bandbreite an Aromen und Kompositionen ist bei Whisky einfach viel breiter als in der klassischen schottischen Welt zu finden ist. Ich kann nur empfehlen, sich einmal (und immer wieder) auch auf die "Ausländer" einzulassen. Nicht jeder Whisky wird die Neugier und die Erwartungen erfüllen, aber mal ehrlich: das tut auch nicht jeder schottische Whisky. Der Einstieg über ein kurzweiliges, amüsantes und nicht zuletzt mit Informtionen gespicktes Tasting sollte es jedem leicht machen, seine Whiskywelt zu erweitern.

Zum Veranstalter gehts hier: malt'n'taste

Tasting: Cask Strength 2016

Tasting Cask Strength 2016

Der Sommer ist vorbei. Auf den Straßen stauen sich die Urlaubsrückkehrer, die Sonne scheint nur noch in sonnenbrandfreundlichen Dosen und die Temperaturen lassen einen Abend auf dem Balkon nur noch in Jacke und langer Hose zu. Wenn überhaupt.

Stattdessen kündigt sich so langsam der Herbst an, und mit ihm startet Michaels Tastingsjahr in die Rückrunde. Es gibt zwar den einen oder anderen Bekannten, der gar nicht mitbekommen haben will, dass ich beim Whisky eine Sommerpause gemacht habe (hab ich auch nicht, aber das muss ja keiner wissen), aber auf ein gepflegtes Tasting freue ich mich ohnehin jahreszeitenübergreifend ...

Für den Rückrundenauftakt hatte sich Michael einen wirklichen Knaller einfallen lassen: Fassstärke! Und als wäre das noch nicht genug, waren fünf der sechs Whiskies des Abends auch noch Einzelfassabfüllungen - die Königsdisziplin für jeden Whiskyliebhaber. An gewohnter Stätte fanden sich alte Freunde und ein paar Neulinge zusammen, und irgendwann konnte es losgehen.

  • Glenfarclas 105 10 yrs - 60%, Speyside. Ja, auf dem hinteren Etikett war das Alter vermerkt. Das ist bei den aktuellen Versionen nicht mehr der Fall. Michael hatte beim Griff ins Regal nicht die nötige Aufmerksamkeit walten lassen, so dass dieses Schätzchen in unseren Gläsern landete. Gut für uns - und auch Michael hat sich nach einem kurzen Augenblick des Erschreckens gefreut, den Whisky mit uns teilen zu können. Der Glenfarclas war die einzige Standardabfüllung des Abends, aber ein Standardwhisky ist das beim besten Willen nicht.

    • Colour: M9 (Terracotta)

    • Nose: Der erste Eindruck ist sehr stark. Kein Wunder bei 60% Alkohol, den übersieht (bzw. überriecht) man nicht. Wenn er sich ein wenig verzogen hat, erscheinen Gewürze, süße Früchte, Rosinen, und Sherry. Aber auch Holz, Holz und frischer Apfel sind präsent und komplettieren die anderen Noten zu einer sehr runden und ausgewogenen Komposition. Wenn verschiedene Fässer vermählt werden, dann hat der Blender die Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen, und das ist ihm hier (zumindest in der Nase) hervorragend gelungen.

    • Taste: Auf der Zunge gehen Bourbon und Sherry dann getrennte Wege. Im vorderen Bereich ist der Bourbon mit seinen Holz- und (weniger) Vanillenoten, hinten finde ich den Sherry (süß), die Rosinen und die (jetzt nicht mehr frischen) Äpfel. Eine so klare Trennung der Geschmacksnoten auf definierte Zungenbereiche habe ich noch nie gehabt. Sehr interessant. Mit ein paar Tropfen Wasser (im Mund verdünnt) wird der Glenfarclas dann sehr süß, die Holznoten verschwinden, der Sherry dominiert. Diesen Effekt kenne ich schon von anderen Whiskies (z.B. die Fassabfüllungen von Bunnahabhain), und nachdem die erste Sensation weg ist, werden mir die Whiskies dann oft zu ähnlich. Also lieber etwas weniger, dafür aber unverdünnt.

    • Finish: Der Abgang schleßlich ist lang und trocken. Für seinen wirklich moderaten Preis ist das ein Whisky, den man immer zu Hause haben sollte. Für sich selbst natürlich, aber auch für weniger whiskyerfahrene Gäste, denen man den berühmten "nächsten Schritt" näherbringen will, ohne ihnen gleich Rauch, die Ecken und Kanten von Einzelfässern oder gleich alles zusammen aufzutischen.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 4002
  • Craigellachie 7yrs - 55,5%, Speyside, destilliert: November 2007 - abgefüllt: Dezember 2014, Sherry Hogshead, bottle #15/20. Craigellachie gehört nicht gerade zu den bekanntesten Destillerien. Dabei produziert man dort mit 2,7 Millionen Litern Alkohol durchaus nicht wenig. Aber bis 2014 gab es nur eine offizielle Abfüllung. Also eine versteckte Schönheit unter den Destillerien? Wir hatten eine unabhängige Abfüllung in der minimalen Auflage von 20 (zwanzig!) Flaschen im Glas. OK, aus dem Fass wurden wohl noch mehr Flaschen abgefüllt, aber tatsächlich haben ganze zwanzig Flaschen "unser" Etikett bekommen. Seltenheit macht eben doch Spaß ...

    • Colour: D1 (Pariser Rot)

    • Nose: Auch dieser Whisky riecht zu Anfang recht stark und süß. Neben Honig, Ananas, Birne (die sich im Laufe der Zeit deutlich entwickelt) und Kirsche ist auch eine deutliche Holznote vorhanden. Sherrynoten, obwohl bei dieser intensiven Färbung zu erwarten, sind zwar da, aber nicht sehr intensiv.

    • Taste: Auch auf der Zunge findet sich Holz, und das wird nach einer Weile bitter. Nicht unangenehm, eher würzig und etwas trocken. Auch süße Noten sind da: Malz, Frucht und Honig. Bemerkenswert ist, wie lange der Craigellachie auf der Zunge präsent ist.

    • Finish: Und mit der Verweildauer auf der Zunge ist der Genuss noch lange nicht vorbei. Auch das Finish ist lang, bsonders die fruchtigen Noten und der Honig halten sich noch lange.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 64037
  • BenRiach 17 yrs - 51,9%, Speyside, destilliert: 08.07.1998, abgefüllt: Oktober 2015, Cask #5952, PX Sherry Puncheon Finish, triple distilled, 682 bottles. Und noch ein Sherryfass. Wieder aus der Speyside, diesmal von der Brennerei BenRiach, die für ihre vielfältigen Experimente mit verschiedensten Fässern bekannt ist. Hier hatten wir zusätzlich die Besonderheit, dass der Whisky dreifach destilliert wurde, wie es in Irland meistens (aber nicht immer) und in Schottland selten (aber eben nicht nie) der Fall ist.

    • Colour: M9 (Terracotta)

    • Nose: Der Whisky riecht sehr leicht, kaum etwas ist von den immerhin über 50% Alkohol zu bemerken. Die Geruchswelt erinnert an eine Blumenwiese mit ihren vielfältigen Noten von Blumen und Gräsern. Danach macht sich dann aber auch der Sherry bemerkbar, mit Anklängen an Rosinen und den klassischen Rumtopf. Und irgendwo sind auch noch Gewürznoten, vielleicht Nelken.

    • Taste: Im Gegensatz zum leichten Geruch ist der Antritt auf der Zunge intensiv, wenn auch immer noch sehr weich - vielleicht eine Folge der Dreifachdestillation. Süßer Sherry, Lakritz, Schokoladennoten, cremige Textur. Auf dem Tisch steht übrigens wie immer ein Teller mit dunkler Schokolade, der zu Experimenten einlädt. Mit einem kleinen Stück davon hat man das Gefühl, man hätte ein Mon Cherie im Mund. Das hier ist - vom leichten Aroma bis zur Schoko-Explosion im Mund - der wandlungsfähigste Whisky des Abends.

    • Finish: Der Abgang ist mittellang und bringt keine neuen Aromanuancen mehr. Aber die hatten wir ja auch vorher schon zur Genüge.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 75411
  • Mannochmore 14 yrs - 56,5%, Speyside, Signatory Cask Strength Collection, destilliert: 07.11.1991, abgefüllt: 13.06.2007, South African Sherry Butt #16596, 590 bottles. Die Whiskies aus Signatory's Cask Strength Collection sehen in ihren bauchigen Flaschen nicht nur opulent aus, in aller Regel erfüllt der Inhalt auch die Erwartungen, die der schöne Anblick weckt. Hier hatten wir ein ganz besonderes Fass, nämlich ein Sherryfass aus Südafrika. Die meisten Sherryfässer, die in der Whiskyindustrie verwendet werden, kommen ja aus Spanien, aber dieses hier hatte einen deutlich weiteren Weg hinter sich. Grund genug für den Whiskyfan, sich auf eine Probe daraus zu freuen. Mal sehen, ob man Unterschiede schmeckt.

    • Colour: M8 (Kupfer), vielleicht etwas heller

    • Nose: Der Mannochmore ist der hellste der Sherrywhiskies heute abend. Ein Grund dafür könnte sein, dass es sich um einen trockenen Sherry gehandelt hat, was der Geruch durchaus nahelegt. Da ist wenig von der sonst typischen Süße oder den Noten von Rumtopf oder Rosinen. Es dominieren eher fruchtige Noten (Pfirsich!) und Zitrusaromen. Außerdem ist da Lösungsmittel, es erinnert an Kleber. Und im Vergleich zu den vorherigen Whiskies ist die Nase recht zurückhaltend.

    • Taste: Diese Zurückhaltung legt er allerdings auf der Zunge schnell ab. Hier ist er scharf! Aber auch süß. Und herb. Und ein bischen bitter. Na, das ist mal eine Zusammenstellung. Kaum konkrete Aromen, nur die Basisgeschmacksrichtungen. Ich bin etwas ratlos und versuche es mit einem Tropfen Wasser. Und ja, jetzt öffnet er sich mehr. In der Nase wird er deutlich fruchtiger, und auch auf der Zunge ist jetzt etwas mehr zu entdecken. Die ursprünglichen Zitrusaromen aus der Nase entwickeln sich auf der Zunge zu so etwas wie Pampelmuse. Und das passt ja auch dazu, dass vorher süße, herbe und bittere Noten da waren.

    • Finish: Mittellang und unspektakulär.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 1240
  • Bruichladdich 10 yrs - 56,6%, Islay, Whisky Time Frankfurt 2016, destilliert: 16.06.2005, abgefüllt: 18.08.2015, Barrel #536. Im letzten Drittel des Abends wendeten wir uns nun von der Speyside einer anderen prominenten Whiskyregion Schottlands zu: der Insel Islay. Hier hatten wir einen - nicht eben typisch für diese Region - ungetorften Vertreter im Glas, aus der Destillerie Bruichladdich. Es handelte sich um eine Sonderabfüllung für die Whisky Time Frankfurt 2016, eine kleine aber feine Messe, die ein lokaler Händler mit viel Engagement auf die Beine stellt. Mein erster Besuch steht noch aus. Ich hoffe, dass ich das im nächsten Jahr nachholen kann.

    • Colour: M5 (Senf)

    • Nose: Der Farbe nach (und auch aus der Fasstypbezeichnung "Barrel" zu schließen) war hier eindeutig kein Sherry im Spiel. Kaum überraschend, dass uns zunächst einmal Holz in die Nase steigt. Das Holz riecht allerdings nicht bitter, eher feucht (frisch), dazu leicht medizinisch. Heu ist da, vielleicht Mist - was keineswegs negativ gemeint ist, es soll eher die Bilder von Natur und Landwirtschaft beschreiben, die mir dabei durch den Kopf gehen. Diese Geruchswelt geht dann über in süßere und fruchtigere Aromen: Karamell, Honig, Bienenwachs, Zimt(?), Apfel, Calvados.

    • Taste: Auf der Zunge finden wir die Aromenkomposition aus der Nase wieder, und das Holz, das in der Nase zunächst in den Hintergrund geraten war, ist wieder recht prominent da. Dazu gesellt sich die Trockenheit, die oft mit Holzaromen einhergeht.

    • Finish: Der Abgang ist mittellang, die Trockenheit der Zunge setzt sich hier fort.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 82586
  • Caol Ila 11 yrs - 59,6%, Islay, The Angels's Share, destilliert: 2003, abgefüllt: 2014, Bourbon Barrel, 150 bottles. Den Abschluss des Abends machte wiederum ein Vertreter von Islay, und diesmal war es ein klassisch getorfter Whisky. Und doch wieder eine Besonderheit. Dieser Whisky wurde als Charity Bottling für einen guten Zweck, nämlich die Unterstützung für das Kinderhospiz Bärenherz in Leipzig abgefüllt.

    • Colour: M6 (Ocker)

    • Nose: Hier ist nun Rauch wahrzunehmen, nicht soviel, dass er die anderen Aromen erschlägt, aber doch deutlich. Der Rauch erinnert dabei eher an offenes Holzfeuer als an die klassischen Torfnoten. Dazu finden sich Gewürze, Apfel, (greäucherter) Speck und allerlei maritime Noten, von Salz über Gischt bis zum Seetang. Diese Seenoten sind nur wenig als separate Aromen wahrnehmbar, aber der Gesamteindruck ist so als stehe man irgendwo am Meer.

    • Taste: Auch auf der Zunge finden wir den Rauch wieder, ebenso wie Salz und Seetang, diesmal etwas besser separierbar. Auch die Gewürze sind noch da, jedoch spürbar weniger intensiv als in der Nase.

    • Finish: Der Abgang ist schön lang und glänzt zudem noch mit einem Hauch von Vanille, die sich in der Atemluft bemerkbar macht. Ein Abschluss, der zu dem gesamten Whisky passt: irgendwie sympathisch. Was ich von Caol Ila gar nicht erwartet hatte. Normalerweise finde ich auf Islay leicht andere Whiskies, die mir besser schmecken als Caol Ila. Aber dieser hier hat mich positiv überrascht. Und solche Überraschungen lässt man sich gerne gefallen.

    • Der Whisky in der Whiskybase: 62164

Fazit des Abends: Es war wieder mal ein gelungenes Tasting mit tollen Whiskies, toller Moderation und tollen Gästen. Und obwohl Fassstärke ganz sicher kein "Anfängerthema" ist, haben sich auch diesmal wieder einige Gäste zu uns "getraut", die noch nie zuvor ein Whiskytasting besucht hatten. Ich würde mich freuen, wenn es nicht das einzige bleibt. Wir jedenfalls kommen wieder. Aber alles andere würde man mir ja sowieso nicht glauben ...

Zum Veranstalter gehts hier: malt'n'taste

Tasting Cask Strength 2016
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