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Bruichladdich Ancien Regime

Bruichladdich Ancien Regime

Den Bruichladdich Ancien Regime mit 46% gab es als Festivalabfüllung zum Feis Ile 2011. Ein Sample davon hat zu uns gefunden, und wir haben ihn natürlich verkostet.

Destilliert wurde der Ancien Regime am 18.06.1998, abgefüllt 2011. Das macht ein "legal age" von 12 Jahren. Gelagert wurde er in Ex-Bourbon Casks, und abgefüllt hat man 2500 Flaschen. Wenn man den Angels' Share überschlagsweise abzieht, dann hat man dafür etwa zehn Fässer benutzt - vorausgesetzt, es waren 0,7-l-Flaschen.

Colour: M6 - Ocker

Nose: Nur wenig Alkohol strömt in die Nase, passend zur relativ niedrigen Trinkstärke. Wir riechen dafür Klebstoff, (wenig) Holz, süße Noten mit einem leicht säuerlichen Stich (ich meine frische Säure aus Früchten, nicht etwa saure Milch oder so etwas), Süßholz und Hustensaft. Weniger diese süßen Kindersäfte, eher medizinisch und würzig. Vanille ist für einen Whisky aus Ex-Bourbon Casks nur sehr wenig zu bemerken. Sie erinnert ein bisschen an eine Vanilleschote: ölig, säuerlich, bitter. Naja, diese letzten Noten sind natürlich ebenfalls nur ganz leicht vorhanden und markieren nur die Richtung, in der die Vanillenote von der gewohnten Richtung anderer Ex-Bourbon-Whiskys abweicht.

Taste: Auch im Mund finden wir nicht sehr viel Alkohol. Vielleicht liegt das daran, dass er sich nicht so sehr als Schärfe auf der Zunge bemerkbar macht, sondern eher etwas ätherisch im Mundraum. Der Whisky hat viele würzige Noten, die für Ex-Bourbons typische Süße ist zwar vorhanden, bleibt aber elegant im Hintergrund, drängt sich nicht auf. Holznoten sind vorhanden und bleiben lange auf der Zunge. Beim Schlucken kommen dann noch Aromen, die uns an Pflaumenwein erinnern. Auch hier finden wir eine ganz leichte Säuerlichkeit. Der Eindruck, der am nachhaltigsten bleibt, ist aber der von Weichheit und Wärme.

Finish: Die Wärme setzt sich auch im Finish fort. Lang, warm und tief verabschiedet sich der Ancien Regime.

Wertung:

Auch wenn Ex-Bourbon Whiskys nicht meine bevorzugte Beute sind: dieser hier ist ein leckerer Vertreter seiner Art. Der dürfte gerne wiederkommen.

Der Whisky in der Whiskybase: 21966

Zur Destillerie gehts hier: Bruichladdich

Bruichladdich MoS Valentine's Kiss

Bruichladdich MoS Valentine's Kiss

Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir auf der Limburger Whiskymesse am Stand von Malts of Scotland (MoS), einem exzellenten unabhängigen Abfüller aus Paderborn, standen und uns überlegten, was wir denn so als nächstes probieren könnten. Die Wahl meiner Frau fiel auf den Bruichladdich mit dem hübschen Beinamen Valentine's Kiss. Den hatte er laut Flaschenetikett von Robin Laing bekommen, dem schottischen Barden, den wir vom Bruichladdich Day 2015 kannten und der (wie wir erst viel später erfahren haben) auch zu dem Gremium gehört, das unter Beigabe von blumigen bis schrägen Beschreibungen die Fässer der SMWS zur Abfüllung freigibt.

Als meine Frau nach jemandem suchte, der ihr einen Dram dieses Whiskys verkaufen und einschenken würde, fiel ihr Blick am Stand auf - "nee, ne" - Robin Laing selbst, der für MoS nicht nur Tasting Notes und Whiskynamen kreiert, sondern auch bei Whiskymessen am Stand Präsenz zeigt. Nach ein paar Augenblicken der Verblüffung, ein paar freundlichen Worten und einem gemeinsamen Foto hatte meine Frau dann den Whisky im Glas.

Dabei handelte es sich wie schon erwähnt um einen Bruichladdich von MoS. Das Fass war das Port Wine Hogshead "MoS 15079". Wo das Fass gelagert wurde, ist mir dabei nicht ganz klar. Die Fassnummer deutet eigentlich auf das MoS-eigene Warehouse in Paderborn. Allerdings steht auf der Flasche "Single Malt Scotch Whisky", das nach aktueller Regelung bedeuten würde, dass auch die Lagerung in Schottland stattgefunden haben muss. Ob das 2015 (Zeitpunkt der Abfüllung, destilliert wurde 2003) noch anders war, weiß ich nicht. In jede der 277 abgefüllten Flaschen sind noch 56,2% Alkohol gekommen. Die rechts abgebildete Flasche #243 habe ich erst später in einer Flaschenteilung "mit Altglas" erstanden. Und damit habe ich auch eigentlich schon verraten, wie der Messedram uns geschmeckt hat ...

Colour: M8 - Kupfer

Nose: Im ersten Moment ist der Alkohol recht dominant in der Nase, aber dann kommen sofort rote Früchte, ein wenig Tabak und ein paar "muffige" Noten. Wir finden auch kandierten Zucker, es riecht nach Karamell oder Creme Brullee. Später übernehmen dann Portweinnoten das Kommando: dunkel, zähflüssig und klebrig. Wer sich noch mehr Zeit nimmt (und dieselben Assoziationen hat wie wir), der findet zum Schluss noch etwas Sandelholz. (OK, zugegeben, ich habe keine Ahnung, wie Sandelholz genau riecht. Da habe ich mich voll und ganz auf meine Frau verlassen. Aber irgendwas würziges und holziges habe ich auch registriert.)

Taste: Im Mund ist der Alkohol weniger stark als gedacht. Dafür belegt eine schwere Süße die Zunge. Der Mund ist voller Aromen, die an Sherry erinnern, also dunkle Früchte, Rosinen und der berüchtigte Rumtopf. Aber - und das liegt vermutlich daran, dass es eben ein Portfass war - die Aromen sind alle ein bisschen herber und dunkler als bei der klassischen Sherrybombe. Und das ist für meine Zunge sehr angenehm.

Finish: Der Abgang ist lang und warm, reicht bis tief in den Hals. Der ganze Rachenraum scheint voll mit ätherischen Gasen zu sein. Bemerkenswert ist allerdings, dass die geschmacklichen Anteile schneller verschwinden als die eigentliche Präsenz. Zum Schluss ist also nur noch Wärme da, und ein bisschen von der Spannung, die Alkohol auf der Zunge und im Mund erzeugt. Den Genuss der Aromen sollte man bis dahin erledigt haben.

Wertung:

Der "Valentine's Kiss" ist ein ganz hervorragender Whisky, wenn man Portweinnoten mag. Bei mir trifft das zu, deshalb schmeckt er mir ausgezeichnet. Wer die intensive Süße von Sherryabfüllungen mag, dem fehlt vielleicht das letzte Stück zum Glück.

Der Whisky in der Whiskybase: 78120

Zur Destillerie gehts hier: Bruichladdich

Bruichladdich Renaissance

Bruichladdich Renaissance

Laut Whiskybase gab es von dem Bruichladdich Renaissance zwei unterschiedliche Abfüllungen. Die zuerst abgefüllte Version war eine Festivalabfüllung 2011. Offensichtlich kam der Whisky so gut an, dass man eine zweite Abfüllung unter diesem Namen auf den Markt gebracht hat. Wir hatten ein Sample dieser zweiten Abfüllung, destilliert am 11.09.2001, abgefüllt am 17.04.2012. Es handelte sich um Ex-Bourbon Casks, und abgefüllt wurden 2500 Flaschen mit 46%.

Colour: M6 - Ocker

Nose: Auf dem Papier ähnelt der Renaissance dem kürzlich verkosteten Ancien Regime, aber deutliche Unterschiede machen sich bereits beim ersten Schnuppern bemerkbar. Hier ist der Alkohol sofort und intensiv präsent, während der Ancien Regime sehr zahm erschien. Der Alkohol überdeckt zunächst viele andere Aromen, aber er zieht sich langsam zurück und lässt Süße und Holz frei. Danach und etwas langsamer erscheinen weitere Noten: Vanille, Apfel und Zimt. Bei letzterem waren wir etwas unsicher, aber die Gewürzmischung roch so weihnachtlich, dass man an Zimt eigentlich gar nicht vorbeikommt. Noch später wird der Apfel süßer und wandelt sich zu einem leckeren Apple Crumble - Apfelstreusel ohne den Kuchen drunter.

Taste: Auf der Zunge erscheint der Alkohol deutlich zahmer, aber bei weitem nicht so weich und rund wie im Ancien Regime. Holznoten sind hier erheblich intensiver als in der Nase, wenn auch nicht bis zur Bitterkeit. Im Gegenteil: die Aromen sind vorwiegend süß und fruchtig (erinnern an Fruchtkompott). Im Hals und am Gaumen tauchen noch ein paar Tabaknoten auf. Erstaunlich ist, dass wir im Mund weder Vanille noch Apfel finden - das hatte ich nach der Nase anders erwartet.

Finish: Der Nachgeschmack ist mittellang und spielt sich praktisch nur im Mund ab. Dort aber ist das Finish angenehm warm.

Wertung:

Nach der Erfahrung in der Nase hätte der Renaissance das Zeug zu einem wundervollen Whisky für lange Winterabende gehabt, mit Eis und Schnee vor der Tür und einer gemütlichen Decke dahinter. Ein Weihnachtswhisky eben. Leider hat der Geschmack nicht ganz erfüllt, was die Nase versprochen hatte. Aber in der Summe ist das definitiv kein schlechter Whisky. Den würde ich sofort nochmal nehmen - allerdings würde ich den ganzen Abend daran riechen, bevor er am Ende doch den Weg alles Leckeren ginge ...

Der Whisky in der Whiskybase: 84504

Zur Destillerie gehts hier: Bruichladdich

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