Alle Artikel vom 31. Juli 2016.

×

Black Corbie: Boyne 2001

Black Corbie Boyne 2001

Der hier beschriebene Boyne 2001 von Black Corbie war ein Empfehlungskauf. Von selbst wäre ich - glaube ich - wohl nicht auf die Idee gekommen, die Flasche zu kaufen. Zum einen kommt er aus Irland (was jetzt keine per se schlechte Eigenschaft ist, es ist nur so, dass die Liste der noch nicht probierten schottischen Destillerien allein schon lang genug ist ...), zum anderen wird die Destillerie nicht genannt. "Boyne" ist wohl der Name des Whiskys, "Black Corbie" eine Marke, hinter der ein deutscher Spirituosenhändler steht, der den Boyne abfüllt.

Ich brauchte also ein bischen Nachhilfe des netten Händlers, um auf die Flasche zu stoßen. Und ich muss zugeben: die "technischen Daten" lesen sich wirklich gut: Es handelt sich um eine Einzelfassabfüllung mit 57,1% Fassstärke, destilliert am 18.09.2001, abgefüllt 09.02.2015 in 221 Flaschen, und er hat die 13 Jahre dazwischen komplett in einem Refill Sherry Fass (#15283) verbracht.

All das, die tiefdunkle Farbe und ein kleiner Probierschluck im Laden haben dann Flasche #113 ohne größere Bedenken in meine Einkaufstasche befördert ...

Colour: M10 (Hennarot) - Wie gesagt, ganz schön dunkel. Das Fass wurde wohl zum ersten Mal wiederbefüllt. Von Färbung steht nichts auf dem Etikett, also darf man wohl davon ausgehen, dass da auch nicht nachgeholfen wurde. Das wäre bei einer Einzelfassabfüllung auch eher untypisch.

Nose: Schon bei der ersten Annäherung an die Nase fragt man sich, ob das denn wirklich ein Ire sein kann, so kraftvoll und stark, geradezu kribbelnd dringen die Aromen in die Nase. Da sagen die gängigen (Vor-)urteile über irische Whiskies doch eigentlich etwas anderes. Aber auch süße Aromen sind von Anfang an da. Und natürlich alles, was man von einem Sherryfass so erwartet: Sherry, Rosinen und allerlei Trockenfrüchte. Aber auch Banane, Vanille und Karamell meine ich entdeckt zu haben. Und natürlich der Alkohol, der seinen Teil zum kraftvollen Gesamtbild beiträgt.

Taste: Auch auf der Zunge ist der Boyne dann kraftvoll, alkoholisch und stark, ölig auf der Zunge, wieder süß und sehr angenehm. Jetzt haben die Sherryaromen (Sherry, Rosinen, Trockenfrüchte, Rumtopf, auch exotische Früchte) fast komplett das Kommando übernommen, nur ein paar Vanillenoten sind noch da. Die große Komplexität und Feinheit fehlt ihm, finde ich, dafür bringt er seine Botschaft ("Sherry!") kräftig und reichhaltig an den Mann.

Mit Wasser kann er nicht so viel anfangen. Ein paar Tropfen im Glas machen ihn spürbar süßer, die Einzelaromen weichen etwas auf, aber die alkoholische Schärfe bleibt weitgehend erhalten. Da hat er mit unverdünnt besser geschmeckt.

Finish: Das Abgang schließlich ist lang. So schnell mag er mich nicht verlassen. Ich spüre noch eine ganze Weile die Wärme im Hals und die Aromen am Gaumen.

Wertung:

Wer Whisky mit Sherryfasslagerung mag, sollte sich den Boyne mal anschauen. Auch bei mir hat er sich den Platz im Regal redlich verdient. Und noch eine Erkenntnis: auch die irischen Whiskies lohnen einen langen und genauen Blick ...

Zum (vermuteten) Abfüller gehts hier: Black Corbie

The Oa Islay YIM

The Oa Islay

Im Süden von Islay gibt es die Halbinsel The Oa, deren Grenzlinie zur Hauptinsel in etwa parallel zur Straße von Port Ellen in Richtung Flughafen verläuft. Neben einigen Farmen ist das bekannteste Bauwerk der Halbinsel wohl das American Monument, ein dunkler, massiver Turm, der von einigen Punkten rund um Loch Indaal gut zu sehen ist.

The Oa ist auch der Namensgeber eines Whiskys, den ich kürzlich im Glas hatte. McNeill's Whisky hat in Zusammenarbeit mit Andy McNeill einen Islay-Whisky mit 40% abgefüllt. Es handelt sich um einen Single Malt Whisky, allerdings wird nicht veröffentlicht, aus welcher Destillerie er stammt. Und auch das Alter wird nicht genannt.

In dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel wird wie gälische Schreibweise der Halbinsel als "An Obha" angegeben. Mit meinen (sehr spärlichen) Gälisch-Kenntnissen würde ich vermuten, dass man das "oh-ah" ausspricht. Ich habe aber auch schon "oh" gehört. Egal wie, ich hätte beides ausrufen können, als ich zuerst an der Probierflasche roch. Und für deutlich unter 50,- EUR hatte ich eine Flasche schnell vor anderen Käufern gerettet ...

Colour: M8 (Kupfer)

Nose: Der erste Eindruck in der Nase ist leicht, mild, ein wenig alkoholisch. Es folgt eine sehr angenehme Komposition aus Torf, Rauch, Holz und Tabak, ein kleines bischen Pfeffer und etwas, das ich am ehesten als Humus bezeichnen würde, oder frische Erde.

Taste: auch der erste Schluck ist leicht und weich, außerdem süß: sehr lecker. Auch hier finde ich Torf, Rauch und Holz. Die Süße vermischt sich mit ein paar leichten Honignoten.

Finish: Das Finish ist kurz und spielt sich hauptsächlich im Mund ab.

Wertung:

Der Oa ist ein einfacher Whisky, seine Aromenzusamenstellung ist robust und ausgeglichen. "Reichhaltig" wäre vielleicht ein wenig zu viel gesagt, aber dennoch ist er weit weg von "eintönig". Bemerkenswert finde ich, dass er unzweifelhaft rauchig, aber dennoch sehr weich ist. Das macht ihn zu einem hervorragenden Einsteiger für jemanden, der sich vorsichtig an das Thema "Rauch und Torf" herantasten möchte. Für mich ist er ein leichter Whisky für jeden Abend, bei dem ich aber dennoch nicht auf eine meiner Lieblingsnoten (eben Rauch) verzichten muss. Und mit seinem sehr attraktiven Preis weiß er auch, wie er sich für einen Dauerplatz auf meinem Regal bewirbt.

Zum Abfüller gehts hier: McNeill's Whisky

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

© 2015 - 2025 Drambo.