Black Corbie: Boyne 2001

Black Corbie Boyne 2001

Der hier beschriebene Boyne 2001 von Black Corbie war ein Empfehlungskauf. Von selbst wäre ich - glaube ich - wohl nicht auf die Idee gekommen, die Flasche zu kaufen. Zum einen kommt er aus Irland (was jetzt keine per se schlechte Eigenschaft ist, es ist nur so, dass die Liste der noch nicht probierten schottischen Destillerien allein schon lang genug ist ...), zum anderen wird die Destillerie nicht genannt. "Boyne" ist wohl der Name des Whiskys, "Black Corbie" eine Marke, hinter der ein deutscher Spirituosenhändler steht, der den Boyne abfüllt.

Ich brauchte also ein bischen Nachhilfe des netten Händlers, um auf die Flasche zu stoßen. Und ich muss zugeben: die "technischen Daten" lesen sich wirklich gut: Es handelt sich um eine Einzelfassabfüllung mit 57,1% Fassstärke, destilliert am 18.09.2001, abgefüllt 09.02.2015 in 221 Flaschen, und er hat die 13 Jahre dazwischen komplett in einem Refill Sherry Fass (#15283) verbracht.

All das, die tiefdunkle Farbe und ein kleiner Probierschluck im Laden haben dann Flasche #113 ohne größere Bedenken in meine Einkaufstasche befördert ...

Colour: M10 (Hennarot) - Wie gesagt, ganz schön dunkel. Das Fass wurde wohl zum ersten Mal wiederbefüllt. Von Färbung steht nichts auf dem Etikett, also darf man wohl davon ausgehen, dass da auch nicht nachgeholfen wurde. Das wäre bei einer Einzelfassabfüllung auch eher untypisch.

Nose: Schon bei der ersten Annäherung an die Nase fragt man sich, ob das denn wirklich ein Ire sein kann, so kraftvoll und stark, geradezu kribbelnd dringen die Aromen in die Nase. Da sagen die gängigen (Vor-)urteile über irische Whiskies doch eigentlich etwas anderes. Aber auch süße Aromen sind von Anfang an da. Und natürlich alles, was man von einem Sherryfass so erwartet: Sherry, Rosinen und allerlei Trockenfrüchte. Aber auch Banane, Vanille und Karamell meine ich entdeckt zu haben. Und natürlich der Alkohol, der seinen Teil zum kraftvollen Gesamtbild beiträgt.

Taste: Auch auf der Zunge ist der Boyne dann kraftvoll, alkoholisch und stark, ölig auf der Zunge, wieder süß und sehr angenehm. Jetzt haben die Sherryaromen (Sherry, Rosinen, Trockenfrüchte, Rumtopf, auch exotische Früchte) fast komplett das Kommando übernommen, nur ein paar Vanillenoten sind noch da. Die große Komplexität und Feinheit fehlt ihm, finde ich, dafür bringt er seine Botschaft ("Sherry!") kräftig und reichhaltig an den Mann.

Mit Wasser kann er nicht so viel anfangen. Ein paar Tropfen im Glas machen ihn spürbar süßer, die Einzelaromen weichen etwas auf, aber die alkoholische Schärfe bleibt weitgehend erhalten. Da hat er mit unverdünnt besser geschmeckt.

Finish: Das Abgang schließlich ist lang. So schnell mag er mich nicht verlassen. Ich spüre noch eine ganze Weile die Wärme im Hals und die Aromen am Gaumen.

Wertung:

Wer Whisky mit Sherryfasslagerung mag, sollte sich den Boyne mal anschauen. Auch bei mir hat er sich den Platz im Regal redlich verdient. Und noch eine Erkenntnis: auch die irischen Whiskies lohnen einen langen und genauen Blick ...

Zum (vermuteten) Abfüller gehts hier: Black Corbie

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