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BenRiach Limited Edition 2005 - 2016

BenRiach Limited Edition 2005 - 2016

Bei meinem Lieblings-Whiskyhändler steht an der Kasse immer eine Schachtel mit allerlei Samples: Reste aus Tastings, offenen Probierflaschen und ähnlichem. Daraus hatte ich mir kürzlich einen BenRiach Limited Edition 2005 - 2016 mitgenommen, und der war nun im Glas gelandet. Mit einer Fassstärke von 58,7% nach immerhin 10 Jahren im Port Hogshead No. 6708 versprach das ein leckerer Tropfen zu werden. Abgefüllt von der Destillerie für Anam na h-Alba wurden insgesamt 283 Flaschen, mein Sample stammte aus Flasche No. 40.

Colour: M8 - Kupfer

Nose: Ganz schön "bissig", der erste Eindruck. Das ist ja auch bei fast 60% kein Wunder. Dazu ist die Nase voll von dunkler, schwerer Süße, herben Früchten und einer Art Trockenheit. Holzgeruch ist auch da, aber nicht das klassische Ex-Bourbon-Holz, sondern ein schweres Holz, das vor Portwein (oder Rotwein?) trieft. Jedenfalls erinnern die Noten an Rotwein. Dann ist da noch etwas leicht wachsiges, und blumige Noten. Auch hier: nicht leicht und frisch, sondern schwer, intensiv und ein bisschen angestaubt. Wer mal in der Altstadt von Palma de Mallorca die Bar Abaco besucht hat, der weiß, was ich meine. (Sehr) viel später nimmt der Whisky mehr und mehr Bourbon-Züge an: süß, holzig, (zitrus-)fruchtig. Das, was ihn am Anfang so sehr dominiert hat, verzieht sich zunehmend.

Taste: Auch auf der Zunge ist der Antritt scharf und fruchtig, dazu sehr süß. Der BenRiach belegt den ganzen Mund, ist wie schon in der Nase leicht trocken, er wringt die Zunge geradezu aus! Hinten raus wird er herb, holzig, noch trockener, erinnert an Bourbon. Und mit ein paar Tropfen Wasser wird er noch süßer, der Alkohol geht anfänglich zurück, kommt dann aber wieder. Insgesamt wird der Whisky mit Wasser aber kräftiger (was die Geschmacksnoten angeht, nicht den Alkohol).

Finish: Das Finish ist trichterförmig. Ich weiß nicht, wie ich das anders nennen soll: stark und präsent im Mundraum, weiter unten bleibt nur ein dünnes Rinnsal, aber das geht tief. Alle am Abgang ist angenehm warm.

Wertung:

Das ist ein Whisky, der mir gefällt! Fruchtiges Portfinish, intensive (aber fruchtige, nicht zuckrige) Süße, im Lauf der Zeit wechselnde Eindrücke, viele Ecken und Kanten. Die vier Sterne hat er sich redlich verdient. Netter Randeffekt: irgendwie kamen mir die Daten im Laufe des Abends dann doch irgendwie bekannt vor. Ein kurzer Blick in den eigenen Bestand bestätigte den Verdacht: von genau diesem Whisky steht sowieso noch eine Flasche im eigenen Regal. Und auf der Whisky-Spring in Schwetzingen konnte ich sogar noch eine ergattern. Das sind gute Genussaussichten ...

Der Whisky in der Whiskybase: 89211

Zur Destillerie gehts hier: BenRiach

Whiskywichteln 2017

Whisky

Die Facebook-Gruppe der Frankfurter Whisky-Enthusiasten hat sich mittlerweile zu einem weiteren Anlaufpunkt für uns entwickelt. Wir wohnen zwar ein bisschen weiter draussen im Umland, so dass wir nicht jede Veranstaltung mitnehmen können (die Taxipreise sind nämlich ebenso hochprozentig wie die Getränke), aber diesmal waren wir beim Stammtisch. Und weil das der letzte vor Weihnachten war, wurde gewichtelt: jeder, der teilnehmen wollte, hatte ein Sample, nur mit seinem Namen beschriftet, mitgebracht, und ebenso durfte sich jeder eines dieser Samples aus dem Lostopf ziehen. Auf meinem Sample stand "Jan", und da wir schon öfters einen ähnlichen bis gleichen Whiskygeschmack bei uns gefunden hatten, freute ich mich auf einen leckeren Dram.

Colour: Der Whisky war relativ hell, aber nicht so hell, dass man auf ein klassisches Ex-Bourbon-Fass hätte schließen können. Entweder hat der Whisky sehr lange in einem Bourbon-Fass gelegen oder er ist vor der Abfüllung nochmal umgezogen. Das sollte man ja herausfinden können ...

Nose: Hier zeigt sich schnell, dass da mehr als Ex-Bourbon am Werk war. Die erste Nase ist sehr würzig. Relativ wenig Holz, dafür dunkle Früchte (Brombeeren?). Der Alkohol kommt langsam durch. Am Anfang habe ich gar nichts gemerkt (der Traum vom alkoholfreien Whisky lebt ...), aber so langsam bemerkt man ihn durchaus. Insgesamt lässt sich der Whisky aber ein wenig bitten, ich finde nur relativ wenige Aromen in der Nase.

Taste: Der Whisky schmeckt zunächst mal deutlich süß, aber er hat eine leicht säuerliche Note dahinter. Außerdem bizzelt er an der Zungenspitze - und nur dort. Jetzt bekommt die Süße Aroma, deutlich karamellig, vielleicht auch ein bisschen würzig. Früchte finde ich jetzt kaum noch, wenn dann als Kompott.

Finish: Der Abgang ist durchaus stark, geht aber kaum tief. Dafür halten sich die Aromen noch ein Weilchen am Gaumen, was mir definitiv gefällt.

Wertung:

Tja, was ist das für ein Whisky? Ich würde auf ein Alter von etwa zehn Jahren tippen, vielleicht etwas mehr. Es dürfte sich um ein Finish handeln, jedoch kein sehr intensives. Mein Tipp wäre ein trockener Sherry, vielleicht ein Fino (das kenne ich von der Oban Distillers Edition, das würde schon in etwa hinkommen, wenn meine Erinnerung mich nicht trügt). Und woher? Für einen Speysider ist er mir ein wenig zu kantig, aber nicht viel. Ich vermute die Highlands als Herkunft.

Wie immer hat es großen Spaß gemacht, im Dunklen zu tappen. Mal schauen, wie nahe ich dem Lichtschalter gekommen bin. Vielen Dank, Jan, für ein spannendes Rätsel!


Die Auflösung

Daneben getippt, wie immer!

Aber vielleicht doch nicht sooo weit daneben. Ich hatte einen BenRiach von Ian MacLeod (aus der Chieftains-Serie) im Glas, 16 Jahre alt, 46% und mit einem Aloxe Corton Wine Finish.

Also ein Speysider, was ich ja eigentlich ausgeschlossen hatte. Mit 16 Jahren ist er auch älter, als ich angenommen hatte. Mehr als 12 Jahre hätte ich ihm nicht gegeben. Also zwei Fahrkarten bei Region und Alter geschossen. Aber immerhin lag ich mit meiner Vermutung richtig, dass es sich um ein Finish gehandelt hat. OK, kein trockener Sherry, aber mit Wein immerhin ein Finish, das nicht unbedingt extrem süß ausfallen muss. Beim Alkoholgehalt hatte ich mich nicht festgelegt, aber 46% deckt sich schon so ungefähr mit dem, was ich geschmeckt habe. Klar, kann hinterher jeder behaupten, stimmt aber.

Das Finish musste ich erstmal googeln. Wikipedia hat ausgeholfen: Aloxe-Corton ist ein Weinbaugebiet in Frankreich, etwa auf halber Strecke zwischen Paris und Marseille. Hier werden fast nur Rotweine hergestellt. Ob der Whisky auch in einem Rotweinfass gelegen hat, habe ich nicht herausgefunden. Nach den Noten, die ja auch ein paar dunkle Früchte enthielten, könnte das schon sein. Und auch wenn ich finde, dass die Farbe eher für ein gehaltvolles Weißweinfass spricht, wäre das angesichts der Seltenheit wohle eher ein Zufall. Wahrscheinlicher ist ein vorher schon mindestens einmal verwendetes Rotweinfass.

Fazit: Spaß gehabt, wieder mal etwas dazugelernt und einen leckeren Whisky getrunken. Immer wieder gern!

Der Whisky in der Whiskybase: 71134

Zur Destillerie gehts hier: BenRiach

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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