Dalmore 2007 Taste-ination
Dass es hier in letzter Zeit etwas ruhiger ist, hat - doch, ehrlich - mit Whisky zu tun. Na gut, nicht nur mit Whisky, aber zu einem Schottlandurlaub, vier Whiskymessen und einem Osterwochenende in Glasgow (Tide Lines Konzert - tolle Musik) musste wirklich nicht mehr viel dazu kommen, um die Artikelfolge hier erstmal zu stoppen. Arbeiten gehen muss man ja schließich auch noch. Und ein bisschen Sport machen (wenn das Wetter mitspielt). Und Familie und Freunde natürlich ...
Und nun stehen demnächst die beiden nächsten Messen an. Limburg dürfte vielen Lesern als eine der größten Whiskymessen in Deutschland bekannt sein, und natürlich wachsen hier schon diverse Listen: zu besuchende Stände, zu probierende Whiskys, zu treffende Freunde. Weniger bekannt (sehr zu Unrecht) ist die Kronberger Genussmesse, eine Veranstaltung, bei der es nicht nur um Whisky geht, sondern eigentlich um alles, was man genießen kann.
Nicht nur Whisky, aber eben auch Whisky. Wir hatten schon zweimal die Ehre (und das Vergnügen!) gemeinsam mit den Veranstaltern die Messeabfüllung vorzukosten und die ersten Tasting Notes dafür zu erstellen. Und auch dieses Jahr hatten Michael und Lars eine Flasche des Messewhiskys dabei, als sie kürzlich bei uns waren. Es handelte sich um einen Dalmore aus der Region Highlands. In dieser Destillerie - oder besser: für Whyte and Mackay, denen sie gehört - arbeitet mit Richard Paterson einer der anerkannt größten Experten seines Faches als Master Blender.
Zu blenden gab es allerdings bei der Messeabfüllung nichts, weil es sich um eine Einzelfassabfüllung handelt. Destilliert am 05.04.2007, abgefüllt am 19.12.2017, mithin auf dem Papier zehn Jahre alt, lag der Whisky im Refill Oloroso Sherry Hogshead #2128. Abgefüllt wurde er mit 55,9%, und es existieren ganze 60 Flaschen.
Soweit die Daten. Natürlich haben wir den Tropfen auch probiert:
Colour: M7 - Safran
Nose: Das erste, was in die Nase dringt, ist der Alkohol. Kein Wunder, der ist ja auch reichlich vorhanden. Aber er ist weich, gar nicht beißend, dafür sehr fruchtig, mit Sherry und den sherrytypischen Noten: Rosinen, Rumtopf dunkle Früchte. Die Pflaume (als Frucht und als Mus) macht sich besonders bemerkbar. Dann kommt Holz. Altes, durchtränktes, fast ein wenig muffiges Holz (was nicht negativ gemeint ist). Später dann wird der Geruch süßer und reifer. Vollmundig ist er jetzt, man schmeckt die Rosinen beim riechen geradezu auf der Zunge. Wieder eingelegte Früchte, noch später dann ein Wechsel zu Vanille, Zimt(?) und ganz wenig Schokolade, Röstaromen(?) und ein Hauch von Salzigkeit. Mit ein paar Tropfen Wasser schließlich wird der Whisky intensiver, frischer. Definitiv ein Gewinn. Die anfängliche Alkoholschärfe ist weg, aber er hat noch (Zitat) "volle Rosine".
Taste: Zu Anfang schmeckt man auch auf der Zunge deutlich den Alkohol. Dann überwiegen Noten von frischer Säure aus hellem Obst. Das wechselt dann aber schnell zur Sherrywelt mit ihren bekannten Noten. Mit der Weichheit und Süße des Sherrys kommen auch angenehme Holznoten, eine schöne Nussigkeit (Walnüsse) und eine ganz leichte Bitternote (Mandel?) zum Schluss.
Finish: Im Abgang spüre ich den Dalmore bis irgendwo in der Mitte der Speiseröhre (jetzt mal ohne genaue Anatomiekenntenisse geschätzt), und da hält er sich auch mittellang auf. Schön warm macht er da. Deutlich länger registriere ich Alkohol und Aromen im Mundraum, und das gefällt mir sehr gut. Von jedem Schluck dieses Whiskys hat man lange etwas.
Wertung:
Da hat Taste-ination mal wieder einen ganz tollen Tropfen gefunden. Hier wird die Aromenwelt rund um den Sherry gepaart mit den sauren und fruchtigen Aromen von frischem, helllem Obst. Dazu ein kleines bisschen Holz und eine Spur Schokolade. Na gut, die Arbeit hat das Fass gemacht, aber schöner hätte man das Rezept kaum zusammenstellen können. Ganz großes Kino!
In der Whiskybase gibt es diesen Tropfen noch nicht. Das kommt aber sicher noch, und natürlich trage ich den Link dann hier nach.
Zur Destillerie gehts hier: Dalmore