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Tobermory 1995-2017 Whic Sujet

Tobermory 1995-2017 Whic Sujet

Auf die dritte Abfüllung aus der neuen Sujet Kollektion von Whic hatte ich mich schon besonders gefreut, stammt sie doch aus einer meiner Lieblingsdestillerien. Tobermory ist nicht nur ein hübsches und ungemein fotogenes Örtchen auf einer sympathischen Insel, sondern auch eine Destillerie mit bewegter Geschichte und sehr leckeren Whiskys.

Die Destillerie (bzw. Burn Stewart Distillers als Eigentümer) gibt relativ freizügig Fässer an unabhängige Abfüller ab, und Whic hat eines davon (ein Ex-Bourbon-Fass, vermutlich ein klassisches Barrel) einem besonderen Finish unterzogen. Der Whisky ist insgesamt 21 Jahre alt (destilliert März 1995, abgefüllt Januar 2017), und die letzten acht Monate davon hat er in besonders kleinen sogenannten Octave-Fässern verbracht. Drei Sherry-Octaves (#328a, #328b, #328c) wurden verwendet, und am Ende wurden 231 Flaschen mit 48,6% (das ist Fassstärke) abgefüllt.

Über die Größe von Octave-Fässern habe ich unterschiediche Angaben gefunden, die von 25 Liter bis 46 Liter reichen. Die hier verwendeten Exemplare müssen noch ein bisschen größer gewesen sein weil insgesamt etwa 162 Liter abgefüllt wurden. Da sollten also schon etwa 54 Liter pro Fass Platz haben. Das kann auch gut sein, denn die Fassgrößen sind längst nicht so exakt definiert wie die oft kolportierten Werte suggerieren. Für Massenware wie Barrels kommt das noch einigermaßen hin, bei Sherry Butts (die gibt es von 500-700 Liter, soweit ich weiß) sieht das schon anders aus, und bei seltenen Fässern wie Octaves oder vermutlich auch Quarter Casks ist die Streuung groß.

Genug der Zahlenspiele, kommen wir zum Whisky:

Colour: M9 (Terracotta)

Nose: Das erste, was mir auffällt ist, dass der Whisky so gar nicht wie ein typischer Tobermory riecht. Der Destilleriecharakter (ölig, würzig, Gummi, Maggi - letzteres ist die despektierliche Bezeichnung meiner Frau für meine Lieblinge ) ist nur undeutlich zu finden. Viel deutlicher registreren wir Sherry, Trockenfrüchte, Geleefrüchte, Holz im Untergrund, getrocknete Kamille, und ein paar leicht säuerliche Noten. Die Sherrynoten sind aber auch keine alltäglichen, wie man sie in Oloroso- oder PX-Whiskys findet. Es gibt keine Angabe über den ursprünglich in den Octaves gelagerten Sherry, aber ich habe den Verdacht, dass es ein trockener Vertreter seiner Art war, vielleicht ein Manzanilla oder Amontillado.

Taste: In der Nase war der Alkohol sehr zurückhaltend, aber im Mund spürt man ihn schon. Er macht den Whisky warm auf der Zunge. Holznoten werden deutlicher, die leichte Säuerlichkeit ist wieder da, auch Kamille und Fruchtnoten (allerdings finden wir keine bestimmte Frucht). Neu auf der Zunge sind Schokoladentöne, die hatten wir in der Nase gar nicht. Dunkle Schokolade, ein bisschen herb, aber nicht so dunkel, dass sie bitter würde. Was auf der Zunge völlig fehlt sind die typischen Tobermory-Noten, die ich oben schon beschrieben habe.

Finish: Der Abgang ist nicht sehr lang. Kurz bis mittel trifft es.

Wertung:

Wie schon eingangs erwähnt ist Tobermory eine meiner Lieblingsdestillerien, und ich liebe die Whiskys wegen ihres durchaus eigenartigen Destilleriecharakters. Der ist hier nun kaum ausgeprägt, und insofern tue ich mich etwas schwer mit diesem Whisky. Das mag für andere Genießer völlig anders aussehen, und bei meiner Frau (ansonsten kein Fan der Tobermory-Eigenarten) kam der Whisky auch besser an als bei mir. Das Experiment mit den Octave-Fässern kann man dagegen als absolut gelungen ansehen. Bei kleinen Fässern ist ja das Verhältnis Kontaktfläche/Volumen deutlich größer als bei Standardfässern, so dass das Fass erheblich mehr Noten abgibt. Da muss man aufpassen, dass das Finish den Ursprungscharakter nicht erschlägt, und das ist hier absolut gelungen. Zusammen mit der (von mir vermuteten) Verwendung eines trockenen und nicht so intensiven Sherry ist die Kombination der verschiedenen Fasscharaktere sehr schön rund geworden.

Die Fotos im Artikel stammen von Whic. Vielen Dank für die Genehmigung zur Nutzung.

Der Whisky in der Whiskybase: 97798

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

Ruta Grigaite

Fettercairn 2006-2017 Whic Sujet

Fettercairn 2006-2017 Whic Sujet

Whic ist ein mittlerweile durchaus bekannter deutscher Onlinehändler und Abfüller mit einem großen und vielseitigen Sortiment, fairen Preisen und eine weit über den Shop hinaus interessanten und informativen Webseite.

Eine Serie neuer Abfüllungen beschäftigt sich mit dem Thema "Finish", also der Nachlagerung in besonderne Fässern. Diese Finishes hat Whic in Eigenregie durchgeführt. Die Etiketten der aktuellen Abfüllungen unter dem Namen "Sujet" schmücken Aktstudien der litauischen Künstlerin Ruta Grigaite. Whic hat mir freundlicherweise Samples davon zur Verfügung gestellt. Das erwähne ich hier aus zwei Gründen: zum einen, um mich zu bedanken, und zum anderen um zu betonen, dass der Artikel natürlich trotzdem meine ehrliche Meinung darstellt. Das ist ja auch für alle das Beste.

Im Glas hatten wir (natürlich hat meine Frau wie immer mitverkostet) einen zehn Jahre alten Fettercairn, der im November 2006 destilliert und im Januar 2017 abgefüllt wurde. Den größten Teil dieser Zeit hat er in klassischen Ex-Bourbon-Fässern (American White Oak) gelegen. Für die letzten acht Monate hat man ihm ein Finish in einem Madeira Hogshead spendiert. Die Fassnnummer war die #107660/2006, und am Ende sind 420 Flaschen mit 52,6% (Fassstärke) herausgekommen.

Irgendwie kommt das mit der Mathematik nicht ganz hin. Wir haben genau eine Fassnummer aus 2006, das müsste also das Ex-Bourbon-Fass gewesen sein. Das sind typischerweise Barrels mit etwa 200 Liter Fassungsvermögen. Das Hogshead fürs Finish fasst ca. 225 Liter: passt mit etwas Luft. Aber bei 420 Flaschen a 0,7 Liter sind 294 Liter abgefüllt worden. Verdünnt worden ist nicht, denn es handelt sich ausdrücklich um Fassstärke. (Gefärbt und kühlgefiltert wurde übrigens auch nicht.) Selbst wenn man den Angels' Share mal weglässt, muss es hier mehr Ausgangsmaterial gegeben haben. Ich vermute mal, dass mehr als ein Fass im Spiel war, denn der Begriff "Single Cask" taucht nirgends auf, auch wenn nur eine Fassnummer genannt wird.

Aber genug der Rechenspiele. Schauen wir uns lieber den Whisky an.

Colour: M7 (Safran)

Nose: Ganz zu Anfang erscheint uns der Fettercairn etwas verschlossen. Er braucht etwas Zeit, bis er sich öffnet. Dann aber dringen Holz, Vanille und süße Noten von Sahne und Sahnekaramell in die Nase. Der Alkohol überdeckt zunächst noch die Trockenobstaromen, die sich erst ausbreiten, als der Alkohol verflogen ist. Ganz spät gesellen sich dann noch weitere, frische Fruchtnoten dazu.

Taste: Ein bisschen Alkoholschärfe finden wir zu Beginn. Das hält aber nicht lange, und es breitet sich eine ölige, cremige Süße im ganzen Mund aus, fast wie ein Cremelikör. Dann kommt eine deutliche Holznote Holz (aber nicht bitter!), und gegen Ende sind da wieder leichte und elegante Fruchtnoten. Die in der Nase noch recht intensiven Karamellnoten finden wir hier nicht mehr wieder.

Finish: Der Abgang ist warm und durchaus kräftig, aber nicht sehr tief. Der Whisky bleibt einfach da, wo er schmeckt.

Wertung:

Eigentlich bin ich kein ausgesprochener Liebhaber von Madeirafinishes. Oloroso oder Portwein sagen mir normalerweise mehr zu. Aber dieser Whisky hier zeigt mir wieder mal, dass es immer gut ist, neugierig zu bleiben und Neues zu probieren. Der Fettercairn von Whic ist für ein Madeirafinish recht kräftig, aber in seiner Aromenkomposition auch ausgesprochen elegant. Da ist nichts, was aus dem Gesamtbild heraussticht, alles passt wunderbar zusammen und ergibt ein stimmiges Gesamtbild. Toller Whisky! Ehrlich!

Die Fotos im Artikel stammen von Whic. Vielen Dank für die Genehmigung zur Nutzung.

Der Whisky in der Whiskybase: 97797

Eine Destilleriewebsite habe ich nicht gefunden, deshalb hier die Wikiediaseite: Fettercairn

Ruta Grigaite
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