Deanston 20yo Oloroso
Deanston ist die "unbekannte Dritte" unter den Destillerien unter dem Dach von Burn Stewart Distilleries. Sind Tobermory auf Mull und Bunnahabhain auf Islay (vielleicht mal abgesehen von der Aussprache) auch einem größeren Publikum bekannt, so fristet Deanston eher die Rolle als Aschenputtel. Völlig zu Unrecht, wie dem Whiskyfan durchaus bekannt ist, und nicht nur wegen der malerisch am Fluß Teith gelegenen Destilleriegebäude in einer ehemaligen Baumwollmühle, knapp fünfzehn Kilometer nordwestlich von Stirling und schon der Region Highlands zugehörig.
Neben der Standard Range bringt Deanston jährlich eine limitierte Sonderabfüllung auf den Markt. Der 2016er - ein 10-jähriger PX - war sehr schnell ausverkauft, was wohl neben dem Hype-Effekt auch an der extrem kleinen Anzahl Flaschen (unter 200, wenn ich mich nicht irre) lag, die es gab. Beim 2015er ist die Einkaufslage mit 8400 Flaschen deutlich entspannter, auch wenn das immer noch kein Massenprodukt ist. Der Deanston 20 yrs Oloroso Casks ist bei der Flaschenanzahl natürlich keine Einzelfassabfüllung, aber er wurde mit Fassstärke (naja, wohl eher Batchstärke) von 55,3% abgefüllt. Meine Flasche habe ich auf der Interwhisky gekauft, nachdem ich ihn am Stand von Burn Stewart (bzw. des Importeurs) probiert hatte.
Colour: M8 (Kupfer)
Nose: Das erste, was mir in die Nase steigt, sind Sherrynoten, Rosinen, Trockenfrüchte und Rum. Die Noten sind nicht ganz so süß, wie man sie von anderen sherrylastigen Whiskies kennt, das erinnert eher an herbe Früchte. Dann kommen Butter und Mürbeteig, die in ihrer Kombination an Shortbread erinnern. Und Gewürze sind da. Liebstöckel meine ich erkannt zu haben - ich fühlte mich an Tobermory erinnert - aber ansonsten konnte ich keine Einzelgewürze erkennen. Und schließlich meine ich noch eine leichte Holznote gefunden zu haben.
Taste: Im Mund kommt dann erstmal der Alkohol zur Geltung. Dann überwiegt aber auch hier der Sherry mit seinen typischen Beinoten wie Rosinen, Rum und Trockenfrüchte. Und auch die Gebäcknoten kennen wir im Prinzip schon aus der Nase. Jetzt sind sie allerdings nicht mehr so sehr butter- und gewürzlastig, ich fühle mich eher an Teig oder Kekse erinnert. Butterkekse vielleicht - also doch noch ein bisschen Butter. Der Geschmack nach Macadamianüssen animiert uns dann wieder zu einem Experiment: ein Biss in die Macadamia-Nusskekse, was exzellent zusammen passt. Und noch ein Experiment: ein paar Tropfen Wasser machen den Deanston sehr süß, er schmilzt geradezu im Mund. Mit viel Zeit entwickelt er dann noch eine würzige Geschmackswelt, die der ledrigen Würzigkeit von Tobermory ähnelt.
Finish: Das Finish ist nur mittellang.
Das Finish ist zwar nur kurz, aber da hat er mich ohnehin schon längst für sich gewonnen. Was für ein Whisky! Der kommt ganz weit nach oben in meiner Lieblingsliste. Und in der Wunschliste natürlich auch ...
Wertung:
Der Whisky in der Whiskybase: 75098
Zur Destillerie gehts hier: Deanston