Alle Artikel zu Highlands.

×

Glenglassaugh Torfa

Glenglassaugh Torfa

Nach einer Feier blieb mal eine Anbruchflasche Glenglassaugh Torfa mit 50% bei uns stehen, und den haben wir neulich probiert. Es handelt sich um die rauchige Variante aus der Highland-Destillerie Glenglassaugh. Damit befindet man sich in durchaus guter Gesellschaft, denn mittlerweile experimentieren durchaus einige Destillerien mit Torf, deren dahingehende "Tradition" eigentlich irgendwann im vorletzten Jahrhundert ausgelaufen ist. Nun gut, ich mag rauchige Whiskys, da kann man über eine hundertjährige Traditionslücke schon mal hinwegsehen. Jedenfalls ein Grund, ihn zu probieren ...

Colour: M3 (Gelbgold)

Nose: Rauchig ist er, ganz eindeutig. Und zwar gar nicht mal so unähnlich einem Kilchoman, allerdings weniger intensiv. Dann finden wir Kräuter, etwas chemisches (Medizin? Desinfektionsmittel?) und eine verhaltene Süße. Hällt man das Glas einen Moment warm, kommen noch Gerstennoten dazu. Ich fühlte mich an den Geruch aus einem Washback erinnert.

Taste: Auf der Zunge wird der Rauch dann deutlicher. Nicht gerade beißend, aber durchaus kräftig. Auch die Süße aus der Nase ist noch deutlich da, dazu Holz und Torf (erdige Noten). Sehr komplex ist der Whisky nicht, aber ohne Zweifel genießbar.

Finish: Der Abgang ist mittellang. Der Whisky bleibt im Mund und schmeckt da noch eine Weile.

Wertung:

Ein leckerer Alltagswhisky zu einem mehr als vertretbaren Preis.

Der Whisky in der Whiskybase: 53320

Zur Destillerie gehts hier: Glenglassaugh

Glen Garioch 1994-2016 Taste-ination

Glen Garioch 1994-2016 Taste-ination

Kaum waren wir aus dem Schottlandurlaub wieder zu Hause, da stand schon der nächste Termin im Kalender. Wir waren gerade rechtzeitig zur örtlichen Pubnight mit Livemusik, Fish&Chips, Guinness vom Fass und einem Minitasting wieder im Lande und ließen uns diese mittlerweile traditionsreiche Veranstaltung natürlich nicht entgehen. Veranstaltet wurde sie von Malt'n'Taste, die ich hier ja schon mehrfach erwähnt habe. Und weil man sich nach vielen Tastings nun mal ganz gut kennt, durften wir die neueste Abfüllung von Taste-ination (Michaels Genusslabel) probieren, von der er eine Flasche offen hatte. Backstage, sozusagen. Dass ich auch davon mittlerweile eine Flasche im Regal stehen habe, ist allerdings nicht ganz so selbstverständlich. Nicht dass er mir nicht geschmeckt hätte - ganz im Gegenteil, siehe unten - es gibt einfach nur zwanzig Flaschen von dieser Abfüllung! Trotzdem habe ich eine Flasche bekommen, und ein Sample noch dazu, das ich für diesen Artikel geöffnet habe.

Es handelt sich um einen Glen Garioch 1994 - 2016, der seine 21 Jahre in einem Sherry Cask reifen durfte und mit 55,4% abgefüllt wurde. Dass es nur zwanzig Flaschen davon gibt, liegt natürlich daran, dass es sich nur um einen Fassanteil gehandelt hat, nicht um ein ganzes Fass. Was aus dem Rest des Fasses geworden ist, weiß man nicht. Wenn er nicht im gleichen Zug für einen anderen Kunden abgefüllt worden ist, dass sind diese zwanzig Flaschen tatsächlich die einzigen, die es so und in diesem Alter gibt. Eine echte Rarität also ...

Colour: M9 (Terracotta)

Nose: Im ersten Moment wird die Nase regelrecht von Sherry geflutet! Die Aromen sind unheimlich intensiv. Viel Süße, eingelegte Früchte, Rosinen, frische, saftige Früchte (erinnert an Sangria). Dann kommen aber auch herbere, würzige Noten dazu, ein bisschen Holz, ein paar buttrige Aromen. Nach einiger Zeit setzen sich dann schokoladige Elemente durch, mit Karamell. Die Mischung erinnert zweitweise an Marsriegel.

Taste: Auf der Zunge brennt zunächst mal der Alkohol. 55,4% sind halt nicht zu verachten. Das vergeht aber schnell, und dann ist auch hier viel Sherry: schön fruchtig, süß-herb (war das ein trockener Sherry?), vollmundig, sehr würzig. Die Holznoten sind ein wenig intensiver als in der Nase. Nach 21 Jahren gibt wohl auch ein Sherryfass ein bisschen von seinen ursprünglichen Noten ab.

Finish: Der Abgang ist lang und reicht bis irgendwo in die Brust.

Wertung:

Das war einer der besten Whiskys, die ich seit einer ganzen Weile getrunken habe! Beeindruckend intensiv und präsent, viele Aromen, die aufeinander folgen, aber nie hat man den Eindruck, dass irgendetwas unangenehm hervorsticht oder fehl am Platz ist. Alles ist stimmig. Und die Kombination aus Würzigkeit und Sherrysüße ist genial!

Der Whisky in der Whiskybase: 97551

Zur Destillerie gehts hier: Glen Garioch

Fettercairn 2006-2017 Whic Sujet

Fettercairn 2006-2017 Whic Sujet

Whic ist ein mittlerweile durchaus bekannter deutscher Onlinehändler und Abfüller mit einem großen und vielseitigen Sortiment, fairen Preisen und eine weit über den Shop hinaus interessanten und informativen Webseite.

Eine Serie neuer Abfüllungen beschäftigt sich mit dem Thema "Finish", also der Nachlagerung in besonderne Fässern. Diese Finishes hat Whic in Eigenregie durchgeführt. Die Etiketten der aktuellen Abfüllungen unter dem Namen "Sujet" schmücken Aktstudien der litauischen Künstlerin Ruta Grigaite. Whic hat mir freundlicherweise Samples davon zur Verfügung gestellt. Das erwähne ich hier aus zwei Gründen: zum einen, um mich zu bedanken, und zum anderen um zu betonen, dass der Artikel natürlich trotzdem meine ehrliche Meinung darstellt. Das ist ja auch für alle das Beste.

Im Glas hatten wir (natürlich hat meine Frau wie immer mitverkostet) einen zehn Jahre alten Fettercairn, der im November 2006 destilliert und im Januar 2017 abgefüllt wurde. Den größten Teil dieser Zeit hat er in klassischen Ex-Bourbon-Fässern (American White Oak) gelegen. Für die letzten acht Monate hat man ihm ein Finish in einem Madeira Hogshead spendiert. Die Fassnnummer war die #107660/2006, und am Ende sind 420 Flaschen mit 52,6% (Fassstärke) herausgekommen.

Irgendwie kommt das mit der Mathematik nicht ganz hin. Wir haben genau eine Fassnummer aus 2006, das müsste also das Ex-Bourbon-Fass gewesen sein. Das sind typischerweise Barrels mit etwa 200 Liter Fassungsvermögen. Das Hogshead fürs Finish fasst ca. 225 Liter: passt mit etwas Luft. Aber bei 420 Flaschen a 0,7 Liter sind 294 Liter abgefüllt worden. Verdünnt worden ist nicht, denn es handelt sich ausdrücklich um Fassstärke. (Gefärbt und kühlgefiltert wurde übrigens auch nicht.) Selbst wenn man den Angels' Share mal weglässt, muss es hier mehr Ausgangsmaterial gegeben haben. Ich vermute mal, dass mehr als ein Fass im Spiel war, denn der Begriff "Single Cask" taucht nirgends auf, auch wenn nur eine Fassnummer genannt wird.

Aber genug der Rechenspiele. Schauen wir uns lieber den Whisky an.

Colour: M7 (Safran)

Nose: Ganz zu Anfang erscheint uns der Fettercairn etwas verschlossen. Er braucht etwas Zeit, bis er sich öffnet. Dann aber dringen Holz, Vanille und süße Noten von Sahne und Sahnekaramell in die Nase. Der Alkohol überdeckt zunächst noch die Trockenobstaromen, die sich erst ausbreiten, als der Alkohol verflogen ist. Ganz spät gesellen sich dann noch weitere, frische Fruchtnoten dazu.

Taste: Ein bisschen Alkoholschärfe finden wir zu Beginn. Das hält aber nicht lange, und es breitet sich eine ölige, cremige Süße im ganzen Mund aus, fast wie ein Cremelikör. Dann kommt eine deutliche Holznote Holz (aber nicht bitter!), und gegen Ende sind da wieder leichte und elegante Fruchtnoten. Die in der Nase noch recht intensiven Karamellnoten finden wir hier nicht mehr wieder.

Finish: Der Abgang ist warm und durchaus kräftig, aber nicht sehr tief. Der Whisky bleibt einfach da, wo er schmeckt.

Wertung:

Eigentlich bin ich kein ausgesprochener Liebhaber von Madeirafinishes. Oloroso oder Portwein sagen mir normalerweise mehr zu. Aber dieser Whisky hier zeigt mir wieder mal, dass es immer gut ist, neugierig zu bleiben und Neues zu probieren. Der Fettercairn von Whic ist für ein Madeirafinish recht kräftig, aber in seiner Aromenkomposition auch ausgesprochen elegant. Da ist nichts, was aus dem Gesamtbild heraussticht, alles passt wunderbar zusammen und ergibt ein stimmiges Gesamtbild. Toller Whisky! Ehrlich!

Die Fotos im Artikel stammen von Whic. Vielen Dank für die Genehmigung zur Nutzung.

Der Whisky in der Whiskybase: 97797

Eine Destilleriewebsite habe ich nicht gefunden, deshalb hier die Wikiediaseite: Fettercairn

Ruta Grigaite
Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

© 2015 - 2025 Drambo.