Blind Sample, August 2019

Whisky

Neulich bekam ich auf ein paar Umwegen mal wieder ein Blind Sample ins Glas. Alles was ich wusste war, dass es sich um eine Einzelfassabfüllung handelte. Also eine exzellente Gelegenheit, sich mit seiner Unkenntnis zu blamieren. Mach ich ja gerne. Also los ...

Colour: Farbe: heller Bernstein. Ziemlich sicher ein Ex-Bourbon Cask. Oder ein mehrfach belegtes Sherryfass? Nee, wohl nicht. Das müsste schon ein 5th fill sein.

Nose: Sehr süß, buttrig, Kekse, Teig. Wenig fruchtig, zumindest keine frischen Früchte. Intensiv alkoholisch. Später weicht die Süße einer gewissen Würzigkeit. Zimt? Bin unsicher.

Taste: Viel Alkohol. Breitet sich schnell im ganzen Mundraum aus, belegt vor allem die Zunge. Unter dem Alkohol kommt mehr die Würzigkeit als die Süße aus der Nase rüber. Leichte Bitternoten: vielleicht Holz, vielleicht aber auch etwas anderes. Mandeln? Nee. Aber was?

Finish: Sehr tief geht er zuerst nicht, nur ein paar Tropfen scheinen bis in den Hals vorzudringen. Im Rachen ist da schon mehr. Aber das Besondere ist die Zunge. Da hält er sich gefühlt ewig. Ich wollte mit einem weiteren Schluck nochmal probieren, wie er sich im Finish verhält, aber da muss man echt lange warten, bis der vorige Schluck die Zunge sozusagen wieder freigibt.

Wertung:

Sehr lecker! Das ist sicher ein Ex-Bourbon Cask, relativ jung (weil wenig Holz, wenig Farbe und viel Alkohol), vermutlich ein 1st Fill. Die Vanille fehlt mir hier zwar ein bisschen, aber das hatte ich in anderen Fässern auch schon mal. Und nach einem mehrfach wiederbelegten Sherryfass (das wäre von der Farbe her noch denkbar gewesen) schmeckt das nicht. Und welche Destillerie? Oder wenigstens Region? Da liege ich ja meistens falsch. Aber ich versuch‘s. Also Islay (und alles rauchige) ist leicht auszuschließen. Aus den Highlands und von den Inseln fällt mir auch nichts ein. Campeltown? Nee, die sind zu speziell. Also Speyside oder Lowlands? Aus letzteren ist mir gleich zu Anfang der Lowlander by the Sea eingefallen, ein junger „teaspooned“ Ailsa Bay. Aber der ist heller und hat noch mehr Alkohol. Bleibt nur noch Speyside. Ja, kann gut sein. Wenn ich mich auf eine Destillerie festlegen sollte, würde ich Glenrothes sagen. Da hatte ich schonmal solche süßen und saftigen Ex-Bourbons. Passt nicht ganz, kommt der Sache aber recht nahe. Und nun? Was war‘s? Ich bin gespannt. Die Auflösung gibt's hier, wenn ich was weiß ...

Die Auflösung

Tja ... ich erzähle ja immer gerne, dass es Spaß macht, blind zu raten, auch auf die Gefahr hin, sich zu blamieren. Natürlich hofft man, dass dieser Kelch an einem vorbei geht. Das hat diesmal überhaupt nicht geklappt - ich hab ihn voll abgekriegt.

Nicht nur, dass ich bei Region und Destillerie daneben gelegen habe. Auch den Fasstyp habe ich nicht erkannt. Es handelte sich nämlich um ein Sherryfass. OK, ziemlich blass, aber die Geschmacksnoten waren ja schon recht intensiv, da hätte man ein Sherryfass ja vielleicht auch erkennen können, oder?

Es kommt aber noch schlimmer. Exakt diesen Whisky hatte ich schon mal im Glas. Es steht sogar noch eine ganze Flasche davon im Keller. Na gut, ist über zwei Jahre her. Aber das fuchst mich ja dann doch. Vielleicht muss ich einfach mehr trinken, um besser erkennen zu können. Aus rein akademischen Gründen also ...

Und was war's nun? Ein Tomatin. Einzelfass. Den Tomatin 2006 Germany First Edition hatte ich hier schon mal probiert und geschrieben. Na, lieber gut geschmeckt und schlecht geraten als umgekehrt ...

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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